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Die Loge

Die Loge

Titel: Die Loge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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Frage. »Kardinal Marco Brindisi, mein Staatssekretär, steht an der Spitze der Crux Vera«, antwortete Paul VII. trübselig.
    »Wieso belaßt Ihr Brindisi und Casagrande in ihren Ämtern, wenn Ihr wißt, daß beide der Crux Vera angehören?« erkundigte Schamron sich.
    »War es nicht Stalin, der gesagt hat, man solle seine Verbündeten eng, aber seine Feinde noch enger um sich scharen?« Der Papst lächelte flüchtig, wurde aber sofort wieder ernst. »Außerdem ist Kardinal Brindisi unverwundbar. Würde ich versuchen, gegen ihn vorzugehen, würden seine Verbündeten in der Kurie und im Kardinalskollegium rebellieren, und damit wäre die Kirche hoffnungslos gespalten. Vorerst muß ich mich noch mit ihm und seinen Schergen arrangieren, fürchte ich.«
    »Damit wären wir wieder bei dem Punkt, den ich ursprünglich angeschnitten hatte, Euer Heiligkeit. Für Eure Sicherheit sind Männer verantwortlich, die Euch und Eurer Mission feindlich gegenüberstehen. Unter diesen Umständen wäre es klüger, Euren Besuch in der Synagoge auf einen ungefährlicheren Augenblick zu verschieben.«
    Schamron legte eine Akte auf den Couchtisch und schlug sie auf: das vom King Saul Boulevard mitgebrachte Dossier des Attentäters mit dem Decknamen Leopard. »Wir glauben, daß dieser Mann für die Crux Vera arbeitet. Er ist zweifellos einer der gefährlichsten Auftragskiller der Welt. Wir wissen ziemlich sicher, daß er den Londoner Journalisten Peter Malone ermordet hat. Wir verdächtigen ihn auch des Mordes an Benjamin Stern. Und wir müssen annehmen, daß er jetzt versuchen wird, Euch zu ermorden.«
    Der Papst begutachtete die Photos, dann sah er zu Schamron auf. »Sie müssen bedenken, Herr Schamron, daß ich überall unter dem Schutz dieser Männer stehe – hinter den Mauern des Vatikans ebenso wie außerhalb. In den päpstlichen Gemächern bin ich nicht weniger gefährdet als in der Großen Synagoge in Rom.«
    »Da habt Ihr recht, Euer Heiligkeit.«
    Monsignore Donati beugte sich nach vorn. »Sobald der Heilige Vater den Vatikan verläßt und italienischen Boden betritt, ist zusätzlich die italienische Polizei für seine Sicherheit verantwortlich. Dank des von Carlo Casagrande in die Welt gesetzten Gerüchts, der Papst solle ermordet werden, sind für morgen unerhört scharfe Sicherheitsmaßnahmen angeordnet worden. Deshalb glauben wir, daß Seine Heiligkeit sich unbesorgt in die Synagoge begeben kann.«
    »Und was ist, wenn dieser Mann zum päpstlichen Sicherheitspersonal gehört?«
    »Der Heilige Geist wird mich auf dieser Fahrt beschützen«, antwortete der Papst.
    »Bei allem Respekt, Euer Heiligkeit, wäre mir wohler, wenn noch jemand anderes über Eure Schulter blicken würde.«
    »Haben Sie einen Vorschlag, Herr Schamron?«
    »Gewiß, Euer Heiligkeit.« Schamron legte Gabriel seine große Hand auf die Schulter. »Ich möchte, daß Gabriel Euch und Monsignore Donati in die Synagoge begleitet. Er ist ein erfahrener Agent, der sich mit solchen Dingen auskennt.«
    Paul VII. sah zu Donati hinüber. »Luigi? Das ließe sich doch bestimmt arrangieren?«
    »Theoretisch ja, Euer Heiligkeit. Aber dabei gibt es ein Problem.«
    »Sie meinen die Tatsache, daß Carlo Casagrande Herrn Allon als potentiellen Papstattentäter ausgegeben hat?«
    »Ganz recht, Euer Heiligkeit.«
    »Das erfordert ein umsichtiges Vorgehen, aber wenn überhaupt jemand auf mich hört, dann sind es die Männer der Schweizergarde.« Er sah zu Schamron hinüber. »Ich werde meine Pilgerfahrt ins Ghetto wie geplant unternehmen, und Sie werden an meiner Seite sein, um mich zu beschützen, wie wir vor sechzig Jahren an Ihrer Seite hätten sein sollen. Sehr passend, finden Sie nicht auch, Herr Schamron?«
    Schamron nickte knapp und lächelte bitter. Das war es in der Tat.
    Zwanzig Minuten später, als der Ablauf des nächsten Vormittags besprochen war, verließen Papst Paul VII. und Monsignore Donati die sichere Wohnung und fuhren in raschem Tempo den Tiber entlang zum Vatikan zurück. Am Annentor hielt der Wagen an. Donati ließ sein Fenster herunter, als der Gardist aus dem Schilderhaus trat.
    »Monsignore Donati? Was um Himmels willen ist …?«
    Der Gardist verstummte, als er Paul VII. erkannte, der sich auf dem Rücksitz nach vorn beugte. Rasch nahm er Haltung an und grüßte zackig.
    »Euer Heiligkeit!«
    »Daß Sie mich heute abend gesehen haben, darf niemand erfahren«, sagte der Papst ruhig. »Haben Sie verstanden?«
    »Natürlich, Euer

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