Die Loge
Leute.«
Der Heilige Vater nickte und wandte sich an seinen Gastgeber. »Nun, Rabbi, wollen wir weitergehen?«
»Gewiß, Euer Heiligkeit. Bitte tretet ein. Laßt mich Euch unser Gotteshaus zeigen.«
Der Oberrabbiner führte den Papst die Stufen hinauf. Im nächsten Augenblick befand sich der Pontifex maximus einer Milliarde Katholiken zur großen Erleichterung Gabriels und Monsignore Donatis sicher im Inneren der Synagoge.
Vor dem Petersplatz stieg Eric Lange von seiner Maschine. Katrine rutschte nach vorn und ergriff mit beiden Händen den Lenker. Lange drehte sich um und ging davon.
Der weite Platz war voller Touristen und Rompilger. Carabinieri patrouillierten entlang den Kolonnaden. Langes Gang war energisch und zielbewußt, sein Schritt rasch, aber beherrscht, als er auf den Vatikanpalast zumarschierte. Als er an dem in der Mitte des Platzes aufragenden ägyptischen Obelisken vorbeikam, holte er mehrmals tief Luft, um seine Atmung zu verlangsamen.
Einige Meter vor dem Palasttor versperrte ihm ein junger Carabiniere den Weg.
»Moment! Wohin wollen Sie?« fragte er Lange auf italienisch, während er ihn mit braunen Augen hartnäckig musterte.
»Portone di Bronzo«, antwortete Lange.
Lange zückte die Geldbörse und zeigte seinen Dienstausweis vor. Der Carabiniere trat unwillkürlich einen Schritt zurück. »Entschuldigung, Pater Beck. Ich wußte nicht, daß Sie …«
Der Killer steckte die Geldbörse wieder ein. »Sagen Sie mir Ihren Namen, junger Mann.«
»Mateo Galeazzi, Pater.«
Lange sah dem Uniformierten ins Gesicht. »Ich werde drinnen ein gutes Wort für Sie einlegen. Ich weiß, daß General Casagrande gern hören wird, daß die Carabinieri für tadellose Ordnung auf dem Petersplatz sorgen.«
»Danke, Pater.«
Der Carabiniere neigte tatsächlich den Kopf und forderte Pater Beck mit einer Handbewegung zum Weitergehen auf. Der Junge tat Lange fast leid. In ein paar Minuten würde er auf den Knien liegend um Vergebung dafür bitten, daß er einen Attentäter in den Palast eingelassen hatte.
Am Bronzeportal wurde Lange erneut angehalten, diesmal von einem Gardisten in kompletter Renaissanceuniform und mit einem dunkelblauen Umhang über den Schultern. Wieder zeigte er seinen Dienstausweis vor. Der Gardist forderte ihn auf, sich am Empfang gleich rechts hinter dem Eingang ins Besucherbuch eintragen zu lassen. Dort legte Lange den Dienstausweis einem weiteren Gardisten vor.
»Zu wem wollen Sie?«
»Das geht Sie nichts an«, sagte Lange kalt. »Ich führe hier eine Sicherheitsüberprüfung durch. Wenn Sie es für unbedingt nötig halten, können Sie Casagrande melden, daß ich den Palast betreten habe. Informieren Sie andere – zum Beispiel Ihre Kameraden, die im Augenblick Wache stehen –, ziehe ich Sie persönlich zur Rechenschaft.«
Der Gardist schluckte trocken, dann nickte er. Lange ließ ihn stehen. Vor ihm erhob sich die von riesigen Kandelabern herrschaftlich beleuchtete Scala Regia. Lange stieg die Treppe langsam hinauf wie ein Mann, der eine Arbeit erledigen muß, die er insgeheim verabscheut. Unterwegs blieb er einmal kurz stehen, um zum Besucherempfang hinunterzusehen, von dem aus der Gardist ihn noch immer aufmerksam beobachtete. Oben an der Treppe kam er an eine zweiflügelige Glastür und wurde erneut angehalten. Bevor der Gardist ein Wort sagen konnte, zeigte Lange seinen Dienstausweis vor. Nach einem Blick darauf hatte der Wachposten es so eilig, ihm den Weg frei zu machen, daß er beinahe gestolpert wäre.
Erstaunlich, dachte Lange. Casagrandes Plan funktionierte besser, als er es jemals für möglich gehalten hätte.
Daraufhin fand er sich in einem als Cortile di San Damaso bekannten düsteren Innenhof wieder. Über ihm ragten die Loggien des eigentlichen Vatikanpalasts auf. Lange ging durch einen steinernen Torbogen weiter und erreichte eine Treppe, die er so rasch hinaufstieg, daß seine Schritte auf dem Marmor hallten. Unterwegs kam er an drei weiteren Gardisten vorbei, wurde aber nicht wieder kontrolliert. Hier im inneren Bereich des Palasts war Langes schwarzer Anzug mit Priesterkragen Ausweis genug.
Oben an der Treppe erreichte er den Eingang zu den päpstlichen Gemächern. Dort stand ein Gardist, der seine Hellebarde senkte, um ihm den Zutritt zu verwehren. Lange hielt ihm den gefälschten Dienstausweis unter die Nase.
»Ich muß zu Monsignore Donati.«
»Der ist im Augenblick nicht da.«
»Wo ist er denn?«
»Mit dem Heiligen Vater zusammen.« Der Mann
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