Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Loge

Die Loge

Titel: Die Loge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
Vom Netzwerk:
hier aufkreuzen?«
    Lange griff unter sein Jackett und zog mit einer flüssigen Bewegung die Stetschkin mit Schalldämpfer hervor. Pater Mascone murmelte: »Heilige Maria, bitte für mich.«
    Lange traf ihn mitten in die Stirn und ging rasch um seinen Schreibtisch herum.
    Gabriel und Monsignore Donati rannten die Treppe vor der Synagoge hinunter. Die auf dem Innenhof parkende päpstliche Limousine, deren Lack im Nieselregen glänzte, war von mehreren Carabinieri umgeben, die auf Motorrädern mit abgestellten Motoren saßen. Donati trat auf den nächsten Beamten zu und sagte: »Im Vatikan gibt's einen Notfall. Wir brauchen ein Motorrad.«
    Der Carabiniere schüttelte den Kopf. »Unmöglich, Monsignore Donati. Das wäre gegen alle Vorschriften. Ich könnte gefeuert werden, wenn ich Ihnen mein Motorrad überlasse.«
    Gabriel legte dem Uniformierten die Hand auf die Schulter. »Il papa hat uns mit einem persönlichen Auftrag losgeschickt«, sagte er auf italienisch. »Wollen Sie sich einer Bitte Seiner Heiligkeit wirklich verweigern?«
    Der Carabiniere stieg rasch von seiner Maschine.
    Gabriel ergriff den Lenker und schwang sich in den Sattel. Monsignore Donati stieg hinter ihm auf.
    »Können Sie dieses Ding fahren?«
    »Gut festhalten!«
    Gabriel rollte auf den menschenleeren Lungotevere hinaus und gab Vollgas. Während er nach Norden zum Vatikan zurückraste, konnte er hören, wie Monsignore Donati neben seinem linken Ohr das Vaterunser betete.
    Marco Brindisi stand mitten in seinem Arbeitszimmer vor den Fernsehschirmen. Er hielt die Arme ausgebreitet, seine Handflächen waren protestierend erhoben, aus seinem Gesicht war alles Blut gewichen. In seinem Zorn war ihm das scharlachrote Birett vom Kopf gefallen und lag unbeachtet vor seinen Füßen auf dem Teppich.
    »Will denn niemand diesen Ketzer zum Schweigen bringen?« kreischte der Kardinal. »Was zum Teufel ist mit Ihnen, Carlo! Liquidieren Sie ihn! Wo bleibt Ihr Mann?«
    »Ich bin hier«, sagte Eric Lange ruhig.
    Kardinal Brindisi drehte den Kopf etwas zur Seite und registrierte die Anwesenheit eines Mannes in schlichter Priesterkleidung, der lautlos das Zimmer betreten hatte.
    »Wer sind Sie?«
    Langes Arm fuhr in die Höhe, in der Hand hielt er die Stetschkin.
    »Möchtet Ihr vor Eurem Tod ein letztes Mal beichten, Euer Eminenz?«
    Der Kardinal kniff die Augen zusammen. »Das Höllenfeuer soll Ihre Seele verzehren!«
    Er schloß die Augen und bereitete sich mit einem gemurmelten Gebet auf den Tod vor.
    Lange ließ ihn gewähren.
    Dann drückte er dreimal in rascher Folge ab. Die Stetschkin spuckte Feuer, aber die Schüsse waren nicht lauter als ein Händeklatschen. Die Kugeln trafen die Brust des Kardinals und markierten ein gleichseitiges Dreieck über seinem Herzen.
    Als der Kardinal zusammenbrach und auf dem Rücken liegenblieb, trat Lange vor und starrte in die blicklosen Augen. Er setzte die Pistolenmündung an Brindisis Schläfe und gab einen letzten Schuß ab.
    Dann wandte er sich um und verließ ohne Hast den Raum.

35
    V ATIKANSTADT
    Gabriel brauchte drei Minuten, um den Petersplatz zu erreichen. Als er mit einer wilden Schleuderbremsung vor dem Absperrgitter zum Stehen kam, riß ein erschrockener Carabiniere die Maschinenpistole hoch und machte sich auf einen Überfall gefaßt. Aber Monsignore Donati schwenkte seinen vatikanischen Dienstausweis.
    »Runter mit der Waffe, Sie Idiot! Ich bin Luigi Donati, der Privatsekretär Seiner Heiligkeit. Im Vatikan gibt es einen Notfall. Fort mit der Barriere!«
    »Aber …«
    »Weg damit! Sofort!«
    Der Carabiniere zog einen Teil des Sperrgitters beiseite, so daß eine Lücke entstand, die eben breit genug für ein Motorrad war. Gabriel rollte hindurch und fuhr laut hupend in raschem Tempo über den belebten Platz weiter. Erschrockene Touristen brachten sich mit einem Sprung in Sicherheit und brüllten ihm in einem halben Dutzend Sprachen Verwünschungen nach.
    Als sie das Bronzeportal erreichten, hatte der dort Wache haltende Gardist bereits seine Hellebarde weggestellt und hielt eine Beretta in den ausgestreckten Händen. Er ließ die Pistole sinken, als er sah, daß hinten auf dem Motorrad tatsächlich Monsignore Donati saß.
    »Wir haben gehört, daß es bei uns einen Eindringling geben soll«, sagte Donati.
    Der Gardist nickte. »Es wird gemeldet, daß es in Kardinal Brindisis Büro zwei Tote gibt.«
    In einem anderen Leben mußte Monsignore Donati ein erstklassiger Läufer oder Fußballer gewesen sein. Mit

Weitere Kostenlose Bücher