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Die Loge

Die Loge

Titel: Die Loge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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seinen langen Beinen und seinem hageren Oberkörper nahm er je drei Treppenstufen auf einmal und stürmte die Flure wie ein Hundertmeterläufer auf dem Weg zum Zielband entlang. Gabriel mußte sich gewaltig anstrengen, nur um den Geistlichen nicht aus den Augen zu verlieren.
    Sie brauchten keine zwei Minuten, um Kardinal Brindisis Gemächer im ersten Stock des Vatikanpalasts zu erreichen. Dort waren bereits mehrere Gardisten und ein hilflos wirkendes Trio aus Kurienpriestern versammelt. Der Leichnam von Pater Mascone war in einer Blutlache über dem Schreibtisch zusammengesackt.
    »Großer Gott, das geht wirklich zu weit«, murmelte Monsignore Donati. Dann beugte er sich über den Erschossenen und sprach leise murmelnd ein Gebet.
    Gabriel betrat das Arbeitszimmer, wo er eine Ordensschwester über den erschossenen Kardinal Brindisi gebeugt fand. Monsignore Donati, das Gesicht aschfahl, folgte wenig später. Er durchquerte mit schweren Schritten den Raum und sank dann neben der Klosterschwester auf die Knie, ohne darauf zu achten, daß er in einer Pfütze aus Blut kniete.
    Von ihrem Beobachtungsposten am Ende der Kolonnaden aus hatte Katrine Boussard alles genau mitbekommen: die Ankunft der beiden Männer auf dem Motorrad, die Konfrontation zwischen dem Carabiniere und dem Priester, der behauptete, der Privatsekretär des Heiligen Vaters zu sein, sowie die rasante Weiterfahrt der zwei Männer quer über den Petersplatz. Die beiden wußten offensichtlich, daß im Vatikanpalast etwas passiert war. Sie ließ den Motor ihrer Maschine an, behielt das Bronzeportal jenseits des Platzes im Auge und wartete.
    Eric Langes Hoffnung, sich ungesehen aus dem Vatikanpalast schleichen zu können, hatte sich praktisch zerschlagen. In der Eingangshalle des Palasts wimmelte es von Gardisten und Vatikanpolizisten, und das Bronzeportal schien abgesperrt. Offenbar hatte irgend jemand seine Warnungen ignoriert und Alarm geschlagen. Also würde er auf andere Weise entkommen müssen. Eilig darauf bedacht, seine äußere Erscheinung zu verändern, nahm er die Brille ab und steckte sie ein. Dann näherte er sich mit gleichmäßigem Schritt dem Bronzeportal.
    Der wachhabende Gardist legte ihm die linke Hand auf die Brust. »Hier geht vorläufig niemand rein oder raus.«
    »Tut mir leid, aber ich darf mich nicht aufhalten lassen«, sagte Lange ruhig. »Ich muß sofort durch, da ich einen wichtigen Termin habe.«
    »Befehl ist Befehl, Pater. Es hat eine Schießerei gegeben. Niemand darf den Palast verlassen.«
    »Eine Schießerei? Im Vatikan? Allmächtiger!«
    Um den Posten in Sicherheit zu wiegen, bekreuzigte sich Lange, bevor er unter sein Jackett griff und die Stetschkin aus dem Hosenbund zog. Panisch suchte der Gardist unter seiner Renaissanceuniform und bemühte sich verzweifelt, die eigene Pistole zu ziehen, aber bevor er dazu kam, schoß Lange ihn zweimal in die Brust.
    Ein Aufschrei ging durch die Halle, als Lange zum Bronzeportal stürmte. Ein Gardist, der seine Beretta in den ausgestreckten Händen hielt, stellte sich ihm entgegen. Aber er zögerte, weil Lange von verschreckten Geistlichen und Vatikanbürokraten umgeben war. Der Mann, der sonst acht Stunden täglich mit einer Hellebarde posierte, wagte es nicht, in die Menge zu schießen und zu riskieren, Unbeteiligte zu verletzen. Solche Bedenken kannte Lange nicht. Er riß seine Stetschkin hoch und schoß den Gardisten nieder.
    Lange spurtete durchs Bronzeportal. Draußen tauchte ein Carabiniere vor ihm auf, der seine Maschinenpistole schußbereit hielt und ihm auf italienisch zurief, er solle die Pistole wegwerfen. Lange schoß im Rennen aus der Bewegung heraus. Der Carabiniere brach auf dem Pflaster des Petersplatzes zusammen.
    Daraufhin bot sich ihm ein alptraumhaftes Bild: fünf oder sechs Carabinieri , alle mit schußbereiten Maschinenpistolen, kamen über den Platz auf ihn zugerannt. Gegen eine solche Übermacht konnte er sich unmöglich den Weg freischießen. Komm schon, Katrine! Wo zum Teufel bleibst du?
    In seiner Nähe stand eine Frau, ihrem Aussehen nach eine amerikanische Touristin, ungefähr Mitte zwanzig, vor Entsetzen wie gelähmt. Lange war mit drei großen Schritten bei der jungen Frau, packte sie am Haar und zog sie als Schutzschild vor seinen Körper. Die Carabinieri machten schlitternd halt. Lange setzte seiner Geisel die Stetschkin an die Schläfe und fing an, sie mit sich über den Platz zu zerren.
    Gabriel hörte Schreie vor dem Fenster von Kardinal Brindisis

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