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Die Loge

Die Loge

Titel: Die Loge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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bis er zu einem unauffälligen Hauseingang kam. An der Mauer neben der Haustür war ein Messingschild angebracht:
     
    BECKER & PUHL
PRIVATBANKIERS
TALSTRASSE 26
    Neben dem Schild befand sich ein Klingelknopf, auf den Casagrande mit dem Daumen drückte. Er sah kurz ins Fischauge der Überwachungskamera über der Tür auf und senkte dann wieder den Kopf. Im nächsten Augenblick summte der elektrische Türöffner, und Casagrande trat in einen kleinen Vorraum.
    Herr Becker erwartete ihn bereits dort. Dieser steife, umständliche und glatzköpfige kleine Mann war selbst in der höchst verschwiegenen Welt der Bahnhofstraße für seine absolute Diskretion bekannt. Der Informationsaustausch zwischen den beiden war kurz und größtenteils eine überflüssige Formalität. Casagrande und Becker kannten sich gut und waren langjährige Geschäftspartner, obwohl Becker keine Ahnung hatte, wer Casagrande war und woher sein Geld stammte. Wie immer hatte der Italiener Mühe, Becker zu verstehen, dessen Stimme auch im normalen Gespräch kaum lauter als ein Flüstern war. Als er ihm den Flur entlang zum Schließfachraum folgte, machten Beckers Bally-Slipper auf dem polierten Marmorboden kaum ein Geräusch.
    Sie betraten einen fensterlosen Raum, dessen gesamte Einrichtung aus einem etwas erhöhten Besichtigungstisch bestand. Herr Becker ließ Casagrande einen Augenblick allein und kam dann mit einer Stahlkassette zurück. »Die lassen Sie bitte auf dem Tisch stehen, wenn Sie fertig sind«, sagte der Bankier. »Ich warte draußen in der Nähe der Tür – für den Fall, daß Sie noch etwas anderes brauchen.«
    Der kleine Mann huschte hinaus. Casagrande knöpfte seinen Mantel auf und zog den Reißverschluß im Innenfutter auf. In mehreren Fächern steckten dicke Packen Geldscheine in verschiedenen Währungen, die er von Roberto Pucci bekommen hatte. Der Italiener legte einen Packen Geld nach dem anderen in die Stahlkassette.
    Als Casagrande fertig war, rief er Herrn Becker herein. Der Schweizer Bankier begleitete ihn hinaus und wünschte ihm noch einen schönen Abend. Als Casagrande die Bahnhofstraße entlang zurückging, merkte er, daß er die vertrauten und beruhigenden Worte des Akts der Reue hersagte.

10
    V ENEDIG
    Am folgenden Morgen kehrte Gabriel in aller Frühe nach Venedig zurück. Er ließ den Opel auf dem Parkplatz am Bahnhof stehen und nahm ein Wassertaxi zur Kirche San Zaccaria. Er betrat sie, ohne die übrigen Mitglieder des Teams zu begrüßen, stieg auf sein Gerüst und verbarg sich hinter den Planen. Nach dreitägiger Abwesenheit waren sie einander fremd, Gabriel und seine Jungfrau, aber als die Stunden langsam vergingen, fühlten sie sich in der Gesellschaft des anderen wieder wohl. Wie immer schenkte die Muttergottes ihm innere Ruhe. Und die Konzentration, die für seine Arbeit erforderlich war, verdrängte die Ermittlungen zu Benjamins Tod in einen stillen Winkel seiner Gedanken.
    Gabriel machte eine Pause, um erneut Farben für seine Palette anzumischen. In Gedanken verließ er einen Augenblick den Bellini und kehrte nach Brenzone zurück. Nach dem Frühstück im Hotel war er zum Kloster hinübergegangen und hatte am Tor geklingelt, um Mater Vincenza herauszubitten. Als sie erschien, hatte Gabriel sie gefragt, ob er Schwester Regina sprechen könne. Die Äbtissin errötete sichtbar und erklärte ihm dann, im Kloster gebe es keine Schwester dieses Namens. Als Gabriel fragte, ob es hier jemals eine Schwester Regina gegeben habe, schüttelte Mater Vincenza den Kopf und legte Signor Landau nahe, die Abgeschiedenheit des Klosters zu respektieren und nie mehr wiederzukommen. Sie schritt wortlos über den Hof davon und verschwand im Hauptgebäude. Dann entdeckte Gabriel das Faktotum Licio, das Weinreben an einem Spalier beschnitt. Aber als er versuchte, den Alten herzurufen, hastete Licio nach einem kurzen Blick zu ihm hinüber durch den schattigen Garten davon. In diesem Augenblick gelangte Gabriel zu dem Schluß, Licio habe ihn am Abend zuvor in Brenzone beschattet und sei auch der anonyme Anrufer im Hotel gewesen. Da der Alte offensichtlich Angst hatte, beschloß Gabriel, zumindest vorerst nichts zu tun, was Licio gefährden konnte. Statt dessen würde er sich auf das Kloster selbst konzentrieren. Wenn Mater Vincenza ihm die Wahrheit gesagt hatte – daß während des Krieges Juden im Kloster Zuflucht gefunden hatten –, mußte es irgendwo Aufzeichnungen darüber geben.
    Auf der Rückfahrt nach Venedig wurde er das

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