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Die Londoner Drakulia Vampire 01 - Luzifers Wüstling

Die Londoner Drakulia Vampire 01 - Luzifers Wüstling

Titel: Die Londoner Drakulia Vampire 01 - Luzifers Wüstling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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    „Die verdammte Violine ist falsch gestimmt“, fügte er über die Schulter an Eddersley gerichtet hinzu und suchte, das misstönende Instrument aus seinem Ohr zu bannen.  
    Brickbank stolperte leicht auf den Treppen, und Voss musste an sich halten, nicht die Augen zu verdrehen. Anscheinend hatten die fünfzehn Minuten Fahrt mitsamt der kühlen Nachtluft nichts dazu beigetragen, die Alkoholnebel bei Brickbank zu lichten. Luzifer sei Dank hatten sie keinen Blutwhisky getrunken, oder er wäre jetzt völlig nutzlos.
    „Nächstes Mal lasse ich Griesgram das Spirituosenkabinett abschließen“, murmelte er zu sich selbst und stellte sich so an der Wand auf, dass er das Treiben noch ein Weilchen weiter beobachten konnte.  
    Im Gedränge waren die Menschen am Werk wie emsige Ameisen: auf den Tanzboden und wieder herunter, entlang der Tanzfläche, hinaus ins Foyer und dann wieder zurück, und natürlich auch noch in den anderen Zimmern. Es war ein ständiger Reigen von Bewegung, Lärm, Farbe und natürlich auch Gerüchen.
    „Beim Atem Luzifers, ich war verdammt noch mal zu lange fort aus London, Eddersley“, grummelte er.  
    Schließlich kam er ja ursprünglich von hier. Er liebte diesen dichten Nebel, der ohne Vorwarnung herabfiel und es seinesgleichen so einfach machte, sich auch bei Tage durch die schmutzigen, vollen Straßen zu bewegen. Selbst der Krieg mit Frankreich hatte, so nahm er an, das reiche Angebot an Waren und an kulturellem Angebot der Stadt nicht wesentlich dezimieren können. Und er war sicherlich jemand, der das mannigfaltige, hiesige Angebot an Dienstleistungen sehr zu schätzen wusste – insbesondere das von Rubey.  
    Und ganz oben auf seiner Liste, reiche Frauen mit Handschuhen. In Amerika nahmen die Damen es etwas lockerer mit dem Tragen von Handschuhen. Aber hier in London ... die Frau eines Peers, die keine Handschuhe trug, könnte auch gleich ihre Röcke mitten auf der Straße lüpfen. Und diese eleganten Accessoires einer Damentoilette aus feiner Seide machten es um so einiges leichter, ein zartes, weißes Handgelenk ganz leicht anzuknabbern, was für beide Seiten recht vergnüglich sein konnte ... und verräterische Spuren ließ man dann einfach unter dem Handschuh verschwinden. Das Blut von Frauen der besseren Gesellschaft war überdies auch delikater und süßer als das ihrer Geschlechtsgenossinnen aus den unteren Schichten – obschon Voss auch schon Adlige mit dünnem, fauligem Blut untergekommen waren, ebenso wie Milchmädchen oder Dirnen, mit Venen voll ausgesuchter Süße.
    Voss lächelte einer besonders reizenden Matrone in leuchtendem Rosa zu, als diese sich näherte. Dabei gestatte er es seinen Gesichtszügen, sich charmant zu entspannen, als ihre Blicke sich trafen ... und kurz dort verweilten. Später, meine Schöne , versprach Voss mit seinen Augen und ließ seinen Blick über ihre Figur wandern.  
    Er schätzte schon die Neuerungen der letzten Jahrzehnte in der Mode für Männer sehr, aber es war die derzeitige Richtung der Frauenmode, die er wahrhaft genoss. Verschwunden die vielen Schichten schwerer Röcke und ausladender Reifröcke, das einengende Korsett, sowie das lächerliche, aufgetürmte Haar und die Perücken, die ihn von Kopf bis Fuß mit Puder bestäubten. Jetzt waren die Gewänder schlicht und sehr leicht und ergossen sich ungehindert von der Brust abwärts Richtung Boden. Und selbst die Mieder und die Untergewänder darunter (und mit derlei intimen Kleidungsstücken kannte Voss sich nur zu gut aus) waren kürzer und schlichter.  
    Die Frau neigte den Kopf, ließ ihren Blick über seine Schulter und weiter hinunter wandern ... und weiter (ebenso gut hätte da eine Hand auf seinem Schwanz liegen können), als sie am Arme eines anderen Mannes an ihm vorbeischritt. Die zarte Wolke ihres Kleides strich Voss über die Schuhe, zusammen mit ihrem ganz eigenen Duft, und er konnte sich trotz der nervtötenden Violine ein Lächeln nicht verkneifen. Hätten sich die Lundhames nicht Musiker leisten können, die einem nicht den ganzen Abend verdarben?
    Als er seinem zukünftigen Tête-a-tête mit den Augen folgte, bis sie aus seinem Gesichtsfeld entschwunden war, fiel sein Blick auf eine weitere Gestalt, die sich durch das dichte Gedränge einen Weg zu ihnen bahnte. Ohne es zu wollen und ungeachtet des bunten Treibens um ihn herum, hielt er inne, gebannt von der Erscheinung dieser Frau.  
    Sehr jung, so sein erster Gedanke. Zu jung für seinen Geschmack. Nicht

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