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Die Lucifer-Connection (German Edition)

Die Lucifer-Connection (German Edition)

Titel: Die Lucifer-Connection (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Compart
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jedenfalls noch.“
    „Zaran wird das wissen … und Schutzmaßnahmen ergreifen.“
    „Sobald Gill mich benachrichtigt, schicke ich ihm Cobra.“
    „Er wird dich nicht benachrichtigen. Er wird das alleine machen. Er nimmt das persönlich.“
    „Ich kriege schon raus, wo er sich rumtreibt. Wir hau’n jetzt ab. Ich muss mich mal wieder ums Geschäft kümmern. Wahrscheinlich haben mir die Weiber schon den Laden ausgeräumt.“
    Langsam schob Alexa ihre Hand auf die von Klaus. „Danke, nochmals. Danke, dass du…“
    „Hör auf mit dem Scheiß. Ich wollte immer mal nach Afrika. Nur um zu sehen, wie es da so ist. Ziemlich beschissen. Da fahren wir nicht mehr hin. Wenn du das nächste Mal in die Sonne willst, kommst du mit mir in die Karibik. Da ist es echt besser.“
    „Gib mir noch einen Schluck.“
    Klaus nahm den silbernen Flachmann aus seiner Innentasche und hielt die Öffnung vorsichtig an Alexas Lippen. Sie schob mit mehreren Schlucken die jüngste Erinnerung in den Mülleimer.
    62
    Gill passierte den Wiener Zoll ohne Kontrolle. Das war mal eine angenehme Abwechslung: die einzige Weltstadt mit Deutsch als Amtssprache. Kaum hatte er den Zollbereich verlassen, umfing ihn wüstes Treiben. Die Innenhalle des Flughafens erinnerte an einen Basar auf dem Balkan. Stoßend und schubsend wühlte er sich durch die Menge, die zwischen Teppichhandlungen und Schmuckläden herumwuselte. Er ging zur Bushaltestelle. Ein Taxi war um diese Uhrzeit auch nicht viel schneller. Außerdem wollte er langsam nach Wien hineingleiten und die Atmosphäre in sich einsaugen.
    Im Gegensatz zu deutschen Städten hatte sich Wien die Würde seiner Geschichte bewahrt. Die heruntergekommene merkantile Anarchie des Balkans verschmolz mit der arrogant aufpolierten Ausstrahlung einer vergangenen Weltmacht. Scheinbare Disziplinlosigkeit ließ einen in dieser Stadt freier durchatmen. Das hatten nicht mal die korrupten Politiker bisher kleingekriegt. Selbst geschmacklose Neubauten wurden vom Charme alter Herren- und Bürgerhäuser erdrückt und damit bedeutungslos. Der Horror der Geschichte kroch durch die Gassen und verdeutlichte die Ambivalenz des Homo sapiens zwischen Kultur und Barbarei. Neben den Prachtalleen verbargen sich gewundene Gassen, die dunkle Geheimnisse bargen, sich aber den Eindrücken oberflächlicher Touristen entzogen.
    Wien war gleichzeitig geprägt von südlicher Leichtigkeit und gotischer Brutalität. Jeder der einzelnen Bezirke war ein eigener Kontinent, dessen Eigenheiten sich erst nach genauer Beobachtung ein wenig mitteilten. Die großen Boulevards wurden beherrscht vom Protzkonsum der reichen Schieberklasse oder von der H&M-Kultur des Prekariats, aber in den Seiten- und Nebenstraßen überlebte die Zivilisation. Auch Wien war nicht vor weltweit agierenden Trash-Konzernen verschont geblieben. Überall dieselben McDonald’s, Douglas- und Peek & Cloppenburg-Filialen, dieselben Discounter, dieselben Maggitüten, dieselben Cartier-Kioske… Von Gibraltar bis Wladiwostok derselbe geschmacklose Mist. Missmutig dachte Gill: Was ich am Kapitalismus so hasse, ist diese weltweite Gleichmacherei. Das Auslöschen von Kulturen und ihrer Geschichte. Im Gegenzug bekam man eine Gehirnwäsche durch verdummende Medien und Hackfleischbrötchen, um die selbst Scheißhausfliegen einen großen Bogen machten.
    Der Flughafenbus fuhr zum katastrophal renovierten Westbahnhof. Dort stieg Gill aus und überquerte den Gürtel, die breite und laute Hauptverkehrsader Wiens, um gleich danach sein Wiener Lieblingshotel zu betreten. Der „Fürstenhof“ hatte Patina, bis hin zum gemütlichen Fahrstuhl aus Eisen und Holz. Die Stones waren hier abgestiegen, als sie ihr erstes, legendäres Wien-Konzert gespielt hatten. Das alte Traditionshotel mit seinen großen Zimmern und vernünftigen Schreibtischen war unter Künstlern sehr beliebt. K. & k. meets Chelsea Hotel. Gill schätzte außerdem die perfekte Lage – nur ein paar Schritte vom Shopping-Irrsinn der Mariahilfer Straße entfernt, von der aber zahlreiche Gassen und Seitenstraßen abgingen, in denen man untertauchen konnte. Und gleich vor der Tür den Bahnhof und perfekte Anschlüsse an U-Bahn, Straßenbahn, Bus und Zug.
    Chef-Rezeptionist Meyer erkannte Gill. Sein phänomenales Gedächtnis identifizierte jeden, der hier einmal eingecheckt hatte. Meyer war ein Münchner, den es nach Wien verschlagen hatte und der das nicht bereute. Dafür konnte man in München geteert und gefedert werden.
    „Schön,

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