Die Lucifer-Connection (German Edition)
einem Zaun und einer Schranke hielt Tank und identifizierte sich vor der Kamera. Die Schranke wurde geöffnet, und sie holperten in Kurven über den nicht gepflasterten Weg bergab. Vor ihnen schimmerte schwarz die Donau. Nach einer weiteren Kurve hielten sie auf einem Parkplatz; dahinter erhob sich wie ein dumpf brütendes Monster die düstere Festung.
67
Berti saß konzentriert vor seinem kleinen Laptop, den er selbst zusammengebaut hatte und der von ungeheurer Leistungsfähigkeit war. Sein schütteres Haar wurde langsam grau, aber sein Gesicht war faltenlos, schien auf ewig die Visage eines Oberschülers zu bleiben.
„Ich war bei Alexa“, sagte Klaus. „Bin richtig sauer. Kannst du nicht noch was tun, um dieses Arschloch bei den Amis zu diskreditieren und Gill Rückendeckung zu geben?“
Der Schlaks sah Klaus durch seine Hornbrille an. Das Telefonat mit Gill hatte den letzten Rest der legendär guten Laune seines Chefs verbraucht. „Ich will Gill mal zeigen, wie man richtig Krieg macht. Die quatschen im Fernsehen doch immer von diesen Internet-Angriffen und wie gefährlich der ganze Scheiß ist. Dieser Wikipedia-Quatsch ist ja ganz nett. Aber was soll’s? Ein paar Blätter berichten darüber, und in zwei Monaten haben es alle vergessen. Wofür hat man dich studieren lassen? Lass dir mal was ganz Böses einfallen.“
„Seine Reputation ist schon beim Teufel.“
„Genügt mir nicht. Kannst du nicht sowas wie bin Laden aus ihm machen?“
„Ich könnte was richtig Gemeines hinkriegen. Echt schlimmer als ’ne Darmspülung…“
„Bestens. Und was ist das?“
„Vielleicht einen Stuxnet-Angriff auf ’ne US-Behörde inszenieren?“
„Genau. Das ist gut. Bestimmt. Wollte ich gerade vorschlagen.“
„Dann besorge ich mir mal einen schönen, fetten Wurm. Ich habe ja meine Büchse mit Tools und Zero-Day-Exploits.“
„Was soll der Scheiß? Bevor du angeln gehst, mach erstmal diesen … Stuka-Angriff.“
Ja, Berti hatte es nicht leicht mit einem Arbeitgeber wie Karibik-Klaus.
„Ich erkläre es dir: Ein Wurm ist ein Programm, das man heimlich und illegal in ein fremdes Netzwerk oder in Computer einführt und das dort spioniert oder Schaden anrichtet. Die Amis haben vor ein paar Jahren mit einem Wurm die iranischen Zentrifugen in den Atomforschungszentren destabilisiert und die Forschungen zur Bombe um zwei Jahre zurückgeworfen …“
„Ich hab’ nichts gegen den Iran. Ich will Zaran fertigmachen.“
Berti stöhnte, aber er war ein geduldiger Mensch. „Ich sagte doch, ich erkläre es dir. Ich habe alles von diesem Zaran gehackt. Ich kann in seinem internen Netz herumspazieren, wie ich will. Ich lasse mit einem Wurm über tausend Zugriffe von tausend Computern in der ganzen Welt US-Botschaften angreifen. So schnell kann ich die aktuellen Patches zwar nicht überwinden, aber das will ich auch gar nicht. Natürlich wird die NSA das sofort identifizieren und die Angriffe zurückverfolgen. Ich sorge dafür, dass sie eine von Zarans Firmen als Quelle ausmacht. Dann denken sie bis zu Sankt Nimmerlein, dass Zaran der Angreifer ist. Er wird zum Terroristen und landet in Guantanamo.“
„Verdammt! Du bist wirklich böse! Genauso machen wir es. Das ist gut. Aber ich habe so meine Zweifel, dass Zaran das Glück widerfahren wird, sich auf Kuba zu sonnen. Nicht, wenn er Gill am Arsch hat. Aber wenigstens wird es dann kaum noch Leute geben, die Gill rösten wollen, weil er Zaran erledigt hat.“
68
Drei Schädel lagen nebeneinander. Der Kanonikus Docre erfreute sich an den frisch abgetrennten Köpfen der Kinder. Wenn er Unschuldige und Reine unter Schändungen tötete, ließen die Zuckungen der Kinder sein Herz höher schlagen und erfüllten es mit ungestümer, wilder Freude. Beim Zerbrechen des letzten Widerstands war er einer ekstatischen Ohnmacht nahe. Er nahm einen der blutigen kleinen Schädel nach dem anderen auf und zeigte sie Bolt. „Ich hänge mit maßloser perverser Liebe an meiner Arbeit, wie ein Asket an seinem Büßerhemd.“ Er fragte ihn, welcher der Köpfe der schönste sei, der eben abgetrennte oder einer von den gestrigen. Bolt grunzte nur. Zaran schminkte die Schädel und ließ sie von Bolt aufspießen und im Hof aufstellen. Dann zog er sich nackt aus und ging erregt in den Innenhof der Burg.
„Ich finde Klarheit in der Dunkelheit.“
Das düstere Grün der Bäume im Atrium verlieh dem Ort etwas Dämonisches. Sie krallten sich an dem felsigen Bogen fest wie ein Prophet an der
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