Die Lucifer-Connection (German Edition)
charismatische Arroganz aus. Aber Arroganz hat immer auch mit Dummheit zu tun. Er betrachtete Gill voller geballtem Hohn.
„Wenn man sein Gewissen ablegt, hat man auch weniger mit sich herumzuschleppen. Sie sollten einmal über ein Leben in Wohlstand und Freude nachdenken. Nehmen Sie teil an meinem Katechismus der Ausschweifungen. Ich nehme Sie als Knappen an, und Sie dürfen sich mit mir an allem vergiftenden Zauber erfreuen.“
„Ich bin eher der depressive Typ. Deine morbiden Extravaganzen passen nicht so recht in meine Lebensplanung.“
„Man muss groß sein im Erfinden von Verdruss, immer dem Schlimmsten zugeneigt, auf alles Maßlose versessen, empfänglich für alle Schrecken, die vorstellbar sind. Seltsame Nüstern wittern schaudernd alles Ekelhafte, das die Sinne in Aufruhr versetzt. Das regt Geist und Körper an. Ich bin ausgesandt, jede Blume in der Natur und in der moralischen Welt mit Füßen zu treten und zu zerstampfen. Ich habe die Sklavenmoral mit vollen Händen in den Schoß der Sünde gegossen. Ich habe den Himmel in den Kot gezogen und den Kot ins Paradies erhoben. Überall habe ich Gott zum Sklaven gemacht.“
„Besorg dir was zum Anziehen. Du kommst mit.“
„Warum sollte ich? Mein Anblick verschönert die Welt.“
„Weil das leichter ist, als mit Krücken zu laufen.“ Gill zielte auf Zarans Kniescheibe. Zaran ging einen Schritt auf ihn zu, fixierte ihn mit den Augen. Noch ein Schritt. Sie berührten einander fast. Ihre Blicke ineinander gebohrt, keiner wich dem des anderen aus. Zaran war blitzschnell. Sein rechter Arm zuckte vor, um Gills Schusshand abzublocken, und gleichzeitig fuhr seine linke Hand, die Finger zu Krallen gebogen, zu Gills Unterleib. Bevor er Gills Hoden erwischen konnte, schlossen sich Gills Zeigefinger und Daumen mit stahlhartem Griff um Zarans Daumen. Es knackte kurz und trocken. Zaran schrie auf, sprang zurück und starrte auf seinen gebrochenen Daumen.
„Wir sollten weitere Missverständnisse vermeiden. Solange man lebt, gibt es Hoffnung. Sie ziehen sich etwas an, und dann verlassen wir diese lächerliche Kulisse.“
Mühsam warf Zaran seine Kleidung über, während er über den gebrochenen Daumen fluchte. Gill achtete darauf, dass er keine Waffe in die Finger bekam. Dann gingen sie durch die düsteren Gänge und eine steinerne Treppe zurück zur oberen Ebene. Zaran spazierte lässig vor Gill dahin.
„Und so geleitet er mich, fern von Gottes Blick, geschwächt, ermüdet und zerbrochen vom Geschick, durch Langeweile und verlassen wüste Länder…“ Zarans Rezitieren dröhnte unheimlich in den Gewölben.
Sie erreichten den Kontrollraum. Tank stand mit seinem Revolver neben den Leichen.
„Sie haben mich verraten, Luther.“ Zaran schien amüsiert und wieder bester Laune.
„Was man verachtet, kann man nicht verraten.“
„Sie werden alt. Alt, kleinbürgerlich und nutzlos. Ihre Tage sind gezählt.“
„Da haben Sie recht. Soeben läuft meine letzte Minute.“
Zaran begriff nicht. „Was ist hier los?“
„Hände auf den Rücken. Wir nehmen eine Handschelle von den Wachen“, sagte Gill. Tank bückte sich über eine Leiche und zog eine Plastikfessel aus der Tasche. Er zog sie stramm und eng um Zarans Handgelenke. Tank sah Gill an. „Ich habe meinen Teil der Abmachung erfüllt. Jetzt sind Sie dran.“
„Luther … ich …“
„Sie haben mir Ihr Wort gegeben. Sollten Sie es nicht halten, werde ich Zaran befreien und Sie erledigen.“
„Was läuft hier für ein perverses Spiel zwischen euch? Seid ihr verrückt?“ Zaran verstand nichts. „Warum wollt ihr eure kleinen Leben nicht mit Unmoral und Verderbtheit aufputzen? Ich zeige euch einen neuen Kosmos. Kommt in meine Welt und erlebt unendliche Lust.“
Tank und Gill hörten ihn nicht. „Ich habe gehofft, Sie überlegen es sich. Mit dem heutigen Kommando hat etwas anderes begonnen.“
„Sie sind eine Verpflichtung eingegangen. Erfüllen Sie sie.“
Das Blut sang in Gills Ohren. Die Glock zuckte hoch, der Lauf berührte fast Luther Tanks Stirn, der Schuss krachte. Tank sank leblos zu Boden.
„Verdammt noch mal, Gill. Das ist ja ein eindrucksvolles Ritual. Wir werden uns bestimmt verstehen.“ Zaran blickte auf Tanks Leiche. „Ein Moment der Schwäche, der die ganze Legende relativiert. Welch jämmerlicher Abgang.“ Er spuckte auf Tanks Leichnam, und Gill brach ihm mit einem Hieb mit der Glock die Nase. Blutend schrie Zaran: „Sie können mich nur töten, nicht vernichten.“
Gill
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