Die Lucifer-Connection (German Edition)
Gefangenen besuchte, nahm er eine Flasche Wasser mit. Er warf sie Zaran hin, der sie mühevoll öffnete und gierig trank.
„Du willst dich also an meinen Qualen ergötzen?“
„Ich bin ein einfacher Mann, der einen Traum lebt, wie Charlie Sheen sagen würde.“
„Was hast du mit mir vor? Man wird mich suchen und finden.“
„Suchen bestimmt. Aber falls man dich findet, würde ich nicht unbedingt auf dein Überleben setzen. Wenn ich meinen Freunden glauben darf, dann werden deinen Freunden die Internet-Veröffentlichungen über dein schäbiges Treiben wohl ziemlich missfallen.“
„Du überschätzt die Macht der Öffentlichkeit. Das ist schneller vergessen, als ich meine Angelegenheiten neu ordnen kann. Kein Mächtiger interessiert sich heute noch dafür, was die Presse schreibt oder der Pöbel denkt.“
„Das mag für Deutschland gelten. Aber es gibt noch ein paar Kulturnationen.“
„Dass ich nicht lache. Etwa Italien? Frankreich? Sarkozy hat längst den Stöpsel aus der Presse gezogen. Ungarn vielleicht? Die haben presserechtlich die Body Text First Indents der Hunnen wieder eingeführt. Die Engländer? Die können in ihren paar freien Blättern soviel brüllen, wie sie wollen. Passieren wird nichts. Von den Amerikanern wollen wir gar nicht erst reden. Erinnern Sie sich an Afghanistan, Irak und den Krieg gegen den Terror? Im Vergleich zu diesen bezahlten Schmierfinken sind Putins Heloten von der ,Iswestija‘ investigative Journalisten.“
„Du hast ein paar Entwicklungen verschlafen. Durch das Netz sind alle Printmedien unter Druck geraten. Für wirtschaftlichen Erfolg verkaufen sie alles und jeden.“
„Du würdest nicht mal eine Demonstration zusammenkriegen.“
„An so eine Scheiße glaube ich sowieso nicht. Demonstrationen taugen nur was, wenn man sie mit der Kalaschnikow macht. Ich bezwecke etwas anderes: Hysterie unter deinen Freunden. Die sind zwar mächtig, aber auch feige Säcke. Ich brauche keine Demonstrationen. Ich brauche nur ihre Angst davor. Dass du lebst, macht ihnen Angst.“
„Genau. Das ist eine gute Strategie. Wir könnten uns zusammentun.“
„Aber das sind wir doch schon. Wir leben immerhin zusam-
men in derselben Wohnung. Wie Klugman und Randall in ,Männerwirtschaft‘. Und da ich derjenige bin, der den ganzen Tag tut und macht, gehe ich jetzt mal für uns einkaufen.“
„Nimm mir wenigstens die Handschelle ab.“
„Geht nicht. Gefangene haben nun mal diese Neigung, abzuhauen.“
„Ich habe Hunger.“
„Wenn ich mit Einkaufen und Putzen fertig bin, koche ich uns was Schönes.“
72
Dr. Trash saß vor einem großen Braunen, hatte den Kopf in den Nacken gelegt und starrte durch seine Ray-Ban in den strahlenden Himmel. Gill setzte sich neben ihn. „Alles geklappt?“ erkundigte sich der Doc.
„Bestens. Ein bisschen bescheiden, aber für ein paar Wochen muss es reichen.“
„Diese Kosaken haben keinen Geschmack.“
„Du klingst wie Klaus.“
„Ein feiner Mann. Grüß ihn von mir.“
„Was hast du über die Drogenszene?“
„Die Szene trifft sich immer noch am Karlsplatz, wo es seit einiger Zeit aber eine Schutzzone wegen einer Schule gibt und ein paar Kieberer, die das kontrollieren. Jetzt bewegen sich die Junkies halt in Wellen durch die Passage hin und her, jammern sich gegenseitig an, hatschen auf ihren Krücken daher – und tun das, was Junkies eben tun. Bahnhöfe waren früher ein guter Tip, sind aber jetzt ziemlich out, weil die seit Jahren fast dauernd umgebaut und renoviert werden. Äußere Mariahilfer Straße ist trotzdem noch ein einschlägiges Pflaster. Rauchware, schlechtes Ecstasy und Speed kriegt man seit Jahren fast immer in der Nähe vom ,Flex‘ am Donaukanal – oder in der Umgebung der anderen Jugendlokale, in denen sich die sozialdemokratische Stadtregierung ihre Widerstandskultur heranzüchtet. Und dann haben wir im sechsten Bezirk in der Gumpendorfer Straße natürlich noch den ,Ganslwirt‘, eine Verpflegungs- und Beratungsstelle für Junkies; dort und in den Apotheken der Umgebung gibt’s fast immer was aufzustellen, oder zumindest einschlägige Infos. Die Beratungsstelle wollen die gscheiten Politiker jetzt angeblich in ein Amtshaus am Gürtel verlegen, dann dürfen sich dort junge Mütter und hilfsbedürftige Senioren live und vor Ort mit den Heroinbuben und -mäderln auseinandersetzen. Auf eine makabre Art witzig, oder …?“
„Aber immerhin gute Infos, vielen Dank.“
„Wart’s ab. Du bist hier schließlich
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