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Die Lucifer-Connection (German Edition)

Die Lucifer-Connection (German Edition)

Titel: Die Lucifer-Connection (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Compart
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töten?“
    „Tu so, als wäre dir was runtergefallen, und sieh unter den Tisch.“
    John M sah ihn einen weiteren Moment an. Dann beugte er sich langsam unter die Tischplatte. Er starrte in die Mündung von Gills Glock. Er tauchte wieder auf und sah Gill stumm an.
    „Hast du gemerkt, wie ich sie gezogen habe?“
    „Nein.“
    „Wenn ich sie das nächste Mal ziehe, merkst du es in deinen Eingeweiden.“
    „Wir haben keinen Streit.“
    „Nein. Wenn du dich an meine Anweisungen hältst.“
    „Fünf Tage in einer Zelle?“
    „Mit allem, was das Herz begehrt. Du bekommst sogar eine weiße Frau.“
    „Auch Shit?“
    „Auch Shit.“
    „Warum soll ich das tun? Ich verstehe das nicht.“
    „Du musst nichts verstehen, außer den Spielregeln: Du bleibst mit dem Mann fünf Tage in der Zelle. Du spritzt ihn regelmäßig. Du kannst mit ihm machen, was du willst. Du darfst ihn nur nicht töten. Tötest du ihn, töte ich dich. Er bleibt angekettet. Die Zelle hat eine Abhöranlage. Ich höre draußen jedes Wort mit. Versuch gar nicht erst zu fraternisieren… dich mit ihm gegen mich zu verbünden. Er wird dir vielleicht alle Schätze dieser Welt versprechen – aber er verfügt nicht über sie. Sonst wäre er nicht in meiner Zelle, wenn er all das hätte. Ein- oder zweimal komme ich und bringe etwas zu essen. Du kannst dir auch Essen mit reinnehmen. Wenn ich da bin, kannst du duschen, wenn du willst.“
    Gill legte fünfzig Euro auf den Tisch. „Kauf dir, was du brauchst. Alk und Eitsch sind bereits vorhanden. Ich warte hier eine Stunde.“
    John M erhob sich und verließ die Bar in der Stumpergasse. Gill bestellte eine weitere Margarita.
    75
    Die Tage vergingen langsam. Die Zelle war inzwischen in einem furchtbaren Zustand. Völlig verdreckt wälzte sich Zaran in seinen Drogendelirien in Kot und Blut. Sein Leben hatte Form und Halt verloren. Wie eine Kloake hatte John M schon bald seine Fassade aufgegeben und fiel regelmäßig über Zaran her. Als der nüchtern einen hilflosen Versuch der Gegenwehr unternahm, schlug ihm John die Vorderzähne aus. Inzwischen brauchte Zaran alle drei Stunden eine Spritze. Gill sorgte dafür, dass John M sie ihm auch gab. Aber John ließ Zaran betteln und sich erniedrigen, bevor er seine Dröhnung bekam. Er erfreute sich an sadistischen Quälereien. Gill fand das zwar widerlich, aber für Zaran angemessen. Der Tod war nicht genug. Der Südafrikaner wusste nicht, dass die Zelle auch eine Kameraüberwachung hatte. So konnte Gill sehen, wie sich John M mit einer Flasche in der Faust positionierte und darauf wartete, dass Gill die Tür öffnete. Gill ließ ihn mehrere Stunden so stehen. Als sich John ermüdet wieder auf den Boden setzte, betrat Gill die Zelle, ging zu ihm und schlug ihm mit einem Schlagring die Nase ein. Sie war nicht zum ersten Mal gebrochen. Die Zelle stank wie eine Mistgrube. Zaran lag im Zustand äußerster Vernachlässigung da. Gill ließ John M einen Eimer Wasser holen und über Zaran ausschütten. Der zuckte kaum. Er war in der Hölle angekommen. Sein Leben bestand nur noch aus Qual und der gelegentlichen Linderung durch eine Dosis Heroin. Seine Körperzellen jaulten danach. Gill blickte auf ein erodiertes Individuum.
    Noch ein paar Stunden, dann wäre der Spuk vorbei, und Gill konnte an den Ort zurückfahren, den man rudimentär als sein Heim bezeichnen könnte. Regelmäßig telefonierte er mit Klaus und mailte ihm Handybilder von Zaran. Die konnte er Alexa zeigen, wenn er es für angebracht hielt. Die Angst war zur Gewissheit geworden: Alexa hatte den Virus. Nicht gut für den Heilungsprozess. Aber das war nicht rückgängig zu machen. Und egal, wie sehr er Zaran quälte, es würde nichts nützen.
    Gill war gar nicht gut drauf. Zum Teil verachtete er sich für das, was er tat. Er war zum Folterknecht geworden, der Abschaum als seinen Handlanger eingestellt hatte. Reichte der Zorn über Alexas Schicksal als Rechtfertigung wirklich aus? Zorn … das erste Wort der „Ilias“. Das Wort, mit dem die westliche Zivilisation beginnt. Der Christengott war zornig, als er Adam und Eva aus dem Paradies vertrieb. Zorn war die Grundlage von allem, was die europäische Kultur prägte. Gill zweifelte an allem und jedem – und am meisten an sich selbst. Er goss sich ein großes Glas Malt ein und trank es auf ex. Toleranz für sich und seine Welt breitete sich warm vom Magen aufsteigend aus. Er hörte Robert Plants „29 Palms“, dann ein Album von Jorge Ben Jor, dann „The Age Of

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