Die Lucifer-Connection (German Edition)
Entscheidungen, Frau Kriminaldirektor.“
„Danke, dass Sie mich so kurzfristig empfangen, Frau Doktor Henk.“
„Nennen Sie mich Karin.“
„Sehr gerne. Alexa.“
Die Frauen reichten einander die Hände, und Karin Henk führte Alexa durch ihr Büro. Große Fenster zur Straße bemühten sich trotz der dichtstehenden Gebäude erfolgreich um Sonnenlicht. Vor einem der drei Fenster stand ein massiver Schreibtisch, daneben waren zwei Computertische arrangiert. Die beiden Frauen nahmen auf einer Sitzgruppe Platz. Karin Henk goss Kaffee aus einer Thermoskanne ein.
„Sie arbeiten rund um die Uhr?“
„Ja. Wir haben drei Schichten, aber nur genug Leute für zwei. Das schaffen wir nur durch das Engagement meiner Mitarbeiter. Jeder von uns schiebt Überstunden im dreistelligen Bereich vor sich her. Aber wem sage ich das?“
„Zumindest sind Sie gut ausgestattet. Bei uns dauert es Jahre, um einen veralteten Computer für die Abteilung zu erpressen.“
„Dank großzügiger Unterstützung mehrerer sehr reicher Leute haben wir als halbstaatliche Stelle zumindest da kein Problem. Das Bundesinnenministerium hat 2001 das Internet-Ermittlungstool INTERMiT eingeführt, um das Web automatisch auf strafbare Inhalte zu scannen. Natürlich mit dem Schwerpunkt Extremisten und Päderasten. Der Prototyp der Meta-Suchmaschine wird heute noch von einer Abteilung der Münchener Polizei genutzt. Wir sind weiter: Wir arbeiten zwar eng mit der Polizei zusammen, konzentrieren uns aber auf Kindesmissbrauch statt auf Terroristen. Die pädophile Szene nutzte das Netz schon im guten alten BTX-System. Die Vorteile liegen auf der Hand: weitgehende Anonymität, schneller Zugriff, Zugang und Verknüpfung weltweit. Man muss sich nicht mehr treffen, um Videos zu tauschen oder zu kaufen, sondern kann sie innerhalb weniger Minuten runterladen. Die Rechner werden immer schneller und leistungsfähiger, da ist Waffengleichheit nötig. Ein Freund meines Mannes, ein höchst wohlhabender und einflussreicher Mensch, hat nach meinem Konzept unsere Organisation mit EU-Kompetenz durchgesetzt.“
„Dann muss er wirklich einflussreich sein.“ Beim Stichwort EU gingen bei Alexa alle Warnlampen an. Natürlich war nicht jeder EU-Funktionär ein Mafioso wie Berlusconi oder ein Tagegelderschleicher wie diese dumme FDP-Tante mit dem falschen Doktortitel, aber prinzipiell diente diese Institution einzig und allein den Interessen der Großkonzerne, Banken und der Vorteilsnahme der Abgeordneten. Ein reiner Lobbyverein.
„Ich erkenne Ihre Skepsis, Alexa. Vielleicht beruhigt Sie sein Motiv: Vor zehn Jahren wurde seine Tochter entführt. Er hat sie erst in einem Snuff-Video wiedergesehen. Seitdem tut er alles, was in seiner Macht steht, um diesen Sumpf auszutrocknen. Mit unserem weltweiten Suchdienst will er andere Menschen vor ähnlichem bewahren. Und sei es nur, dass die Kinder aufgefunden werden und die Eltern wissen, was ihnen zugestoßen ist. Er hat es geschafft, uns ein streng geheimes Programm der NSA zu besorgen. Ich sage Ihnen das, weil ich Vertrauen zu Ihnen habe. Mit einem Dritten im Raum würde ich das nie wiederholen.“
„Das ehrt mich. Sie können unbesorgt sein. Nichts von dem, was Sie mir mitteilen oder was sie für uns ermitteln, wird in meinen Akten auftauchen. Aber der Zugang eines deutschen Millionärs zu NSA-Programmen scheint mir ziemlich phantastisch …“
„Milliardär. Und er hat den Großteil seines Vermögens damit gemacht, für die CIA Drogengelder zu waschen und sie gewinnbringend anzulegen. Die Dienste sind ihm also was schuldig. Außerdem war er Berater der Chinesen und hat dafür gesorgt, dass es keine Titanic-Telegramme gab.“
„Titanic-Telegramme?“
„Oder besser Titanic-Mails. Als die Rückgabe Hongkongs näherrückte, veranlassten verängstigte Multis und Banken eine Transaktionsmöglichkeit, die ihr Kapital innerhalb einer Sekunde aus Hongkong raustransferiert hätte. Viele waren sich ja nicht sicher, wie es unter den Roten weitergehen würde. In den kritischen Jahren vor der Rückgabe baute der Mann Scheinfirmen auf, die sich zu Beijing bekannten, und sorgte dafür, dass zwei Weltkonzerne ihren zweiten Hauptsitz nach Hongkong verlegten. Fragen Sie mich bitte nicht, wie er das gemacht hat. Jedenfalls hat keine Titanic-Mail Hongkong je verlassen. Aber unser Gönner wird die Gelegenheit schon genutzt haben, um in dieser einmaligen Situation einiges zu installieren, was NSA oder CIA dienlich ist.“
„Ja. So jemand
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