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Die Lucifer-Connection (German Edition)

Die Lucifer-Connection (German Edition)

Titel: Die Lucifer-Connection (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Compart
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völlig neue Telekommunikationsanlage würde der Firma als Abschreibungsobjekt dienen.
    Matusek war fett, hatte fettiges Haar, und selbst seine Brille war fettig. Hosenträger und Haarspray hielten ihn zusammen. Agil versuchte er die Sache in den Griff zu kriegen. Er hing der weitverbreiteten Ideologie an, dass sich alles im Leben mit Geld regeln lässt. Soeben versuchte er Klaus dazu zu bewegen, in seine Firma zu investieren.
    Müde winkte Klaus ab. „Sie amüsieren mich. An Ihnen ist ein kleiner Vorstadtkomiker verloren gegangen. Sie kommen mir vor wie ein potentieller Kunde meiner Branche. Deswegen erzähle ich Ihnen mal was. Vor langer Zeit war ich in Afghanistan. Sie dürfen nicht alles glauben, was die Nachrichten über dieses Land behaupten. So idyllisch ist es dort nicht. Ein Paschtunenstamm hatte mich als Sklave genommen. Es war eine ziemliche Hölle. Ich musste jeden Tag zwanzig Stunden arbeiten. Meist auf Opiumfeldern. Zu fressen gab es wenig, und das wenige war absolute Scheiße. Gelegentlich wurde ich vergewaltigt. Dazu muss ich vielleicht sagen, dass ich ein warmblütiger Heterosexueller bin und es hasse, in den Arsch gefickt zu werden. Ich war kurz davor, Selbstmord zu begehen. Nach einem halben Jahr kam ein Mann ins Lager. Er hat mich freigekauft. Ohne ihn wäre ich in den Schluchten des Hindukusch vergammelt, wo Peter Struck – kennen Sie den noch? – also, wo Hein Blöd die Grenzen der deutschen Freiheit verteidigt sehen will. Der Typ kam in das Dorf, beeindruckte die Bergaffen, weil er noch mehr Gemeinheiten draufhatte als sie selbst, und holte mich aus der Hölle. Wäre es nicht so peinlich, würde ich in die Kirche gehen und jeden Tag eine Kerze für ihn anzünden. Er hat mir mein amoralisches Luxusleben wiedergeschenkt. Ich bin durch ihn wiedergeboren worden. Sehen Sie, dieser Mann hat mich gebeten, Ihre Katzen abzuholen. Glauben Sie wirklich, ich könnte ihm etwas abschlagen?“
    Zum ersten Mal war Matusek still. Stupide glotzte er Klaus durch fettige Brillengläser an. Dann ging es wieder mit ihm durch. „Vielleicht bringen Sie Ihren Freund mal mit. Ich könnte mir vorstellen, dass er sich für eine gewinnbringende Beteiligung an einem profitablen und gut geführten Unternehmen interessiert.“
    Das hatte Klaus nun davon, dass er freundlich und höflich war. „Ich kann mir diesen Scheiß nicht mehr reintun. Cobra.“
    Eine halbe Stunde später fuhr ein Sprinter mit ängstlich miauenden Kätzchen im Laderaum über die Landstraße von Gevelsberg nach Witten. Noch ahnten die Katzen nicht, dass es ein verdammt guter Tag für sie war.
    „Was für eine Scheiße! Das eine Vieh hat mich vor lauter Dankbarkeit auch noch gekratzt. Ich muss Görner anrufen. Der soll diesen Gimpeln einen schönen Rechtssatz schicken, damit sie wissen, was abgeht, falls einer Anzeige erstattet. Ich hab’ ja schon ’ne Menge komische Dinger gedreht, aber die Nummer ist ganz klar Platz eins. Dafür sollten wir eine eigene Show kriegen.“
    „Gill manchmal machen komische Dinge.“
    „Ich kenne den Kerl jetzt seit fast zwanzig Jahren und spanne ihn immer noch nicht.“
    18
    Gill saß vor der Kneipe „Alter Markt“ und beobachtete die Konsumenten, die über den Platz huschten. Bepackt mit Taschen und Einkaufstüten, hetzten sie durch die Geschäfte. Ihr Anblick bestätigte ihn in der Wahl seiner Lebensform. Diese Zombies lebten in einem Paralleluniversum, das er verabscheute. Gill hatte sich ein exzellentes Thier-Bier gegönnt und verteidigte es gegen einen Wespenangriff. In Dortmunds wahrscheinlich ältester Kneipe traf er sich alle zwei Monate mit Alexa. Sie hatte ihm einmal das Leben gerettet, und deshalb würde er immer in ihrer Schuld stehen – auch wenn Alexa das anders sah. Für sie war keine Rechnung offen.
    Außerdem mochte er Alexa. Sie war nicht nur eine fähige Kriminalistin, sondern auch eine selbstbewusste Frau, die ihre unkonventionellen Bedürfnisse auslebte. Was bei Frauen als Nymphomanie gewertet wurde, galt bei Männern als bewundernswerte Triebstärke. Eine weitere Bigotterie dieser Gesellschaft, die Gill nicht akzeptierte. Ein Weiberheld wie Klaus war ein toller Hecht; eine Frau wie Alexa, die sich die Männer nahm, wie sie ihr gefielen, war krank. Patriarchalische Urängste. Wie langweilig.
    Alexa kam aus Richtung Parkhaus. Trotz ihrer hohen Pumps ging sie schnell und sicher. Sie sah verdammt gut aus und hatte Schneid, der an Arroganz grenzte. Unter anderen Umständen wäre Gill längst mit

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