Die Lucifer-Connection (German Edition)
das überhaupt denkbar? Aber welche andere Erklärung gab es sonst für sein Verhalten? Der Satanistenbeauftragte des Vatikans war selbst ein Satanist. Offenbar war dieses Hornissennest größer und gefährlicher, als sie auch nur geahnt hatte. Wieso hatte er sie nicht gleich umgebracht? Was sollte sie in diesem Flugzeug? Er hatte irgendwas mit ihr vor, das ihr das Leben garantierte – vorerst. Doch was er mit ihr beabsichtigte, war mit Sicherheit nichts Erfreuliches.
Zaran stöhnte laut auf, als er kam. Dann bemerkte er, dass Alexa aus ihrer Bewusstlosigkeit erwacht war und zu ihm herübersah.
„Die Frau Kriminaldirektorin weilt wieder unter uns. Bolt!“
Der Hüne hatte außerhalb von Alexas Blickfelds gesessen. Er packte sie von hinten am Genick und zerrte sie zu einer Sitzreihe. Sie sah Handschellen, die an einer Lehne hingen. Bolt riss brutal ihre Hände zu den Schellen und ließ sie um ihre Gelenke klinken. Hilflos kniete sie vor dem Sitz und blickte Zaran hasserfüllt an. Ihre Zuneigung hatte sich in Säure aufgelöst. Der natürliche Lebensraum dieses Mannes war die Finsternis einer schwarzen Seele. Sie sah in ein Gesicht, das unbegrenzte Grausamkeit ausdrückte. In diesem Antlitz des Bösen erkannte sie ein Geschöpf, das den Schmerz von Menschen und Tieren mehr genoss als alles andere.
„Hochmut kommt vor dem Fall.“ Alexa wollte in ihrer Hilflosigkeit, Angst und Wut ihren Peiniger provozieren.
„Das ist keine esoterische Drohung, sondern eine Empfehlung, sich geschmeidig in einer Gesellschaft zu bewegen, die hierarchisch organisiert ist, Sie ungebildete Halbidiotin.“
„Sie haben keine Chance. Niemand kann so einfach verschwinden. Schon gar nicht eine Kriminaldirektorin.“
„Ach, wir haben schon ganze Kulturen verschwinden lassen.“
Ohne weiter darauf zu achten, ließ er sich den Schwanz lecken.
„Warum müsst ihr kleinen Spießer euch um Dinge kümmern, die ihr nicht begreift? Wieso glauben so viele Menschen an das Gute in der Welt? Obwohl doch gar nichts gut ist … Man muss selbstherrlich leben. Ich bin das Gesetz, der Souverän. Ich bin meine Religion. Ich nehme das Leben viel intensiver wahr als die Menschen, weil in mir der Gott-Teufel wohnt. Ich leide nicht unter der Verstopfung menschlicher Moralbegriffe. Ich kenne die Natur der Existenz, die Wahrheit hinter den Lügen. Der Sinn der Existenz liegt darin, alles zu tun, was mächtig ist und Macht ausübt. Die Befriedigung des Verlangens, jedes Verlangens, ist Gesetz und höchste Form. Und die Gebundenen und Gefesselten zu zertrampeln ist Ausdruck höchster Lebensfreude. Allein ihre physische Ähnlichkeit beleidigt mich und meine gott-teuflische Existenz. Welche Freude, die Unglücklichen ausgeweidet zu sehen und sich an Metzeleien geschlechtlich zu erregen. Sie kennen nicht das Wohlgefühl, das im Hass auf den Tag, im Verlangen nach der Nacht liegt, ohne deren finsteren Schauer kein Verbrechen süß ist. Sie kennen nicht die Lust, sich in Greueln ohne Ende zu wälzen. Ich werde glücklich an all meinen Lastern sterben, die in der mir zugeteilten Lebenszeit möglich sind. Sie leben nach Regeln, die sich andere ausgedacht haben, die Sie nicht einmal kennen. Das nenne ich Sklavenexistenz.“
Das Sprechen fiel Alexa schwer. Blut tropfte auf den Boden. „Sie … Wahnsinniger. Sie haben alle diese Kinder missbraucht und getötet …“
„Es gibt etwas, das sich vom menschlichen Leid ernährt. Die Menschheit ist mein Rohstoff. Sie steht mir zur Verfügung für Wohlstand und Vergnügen. Kinder, die man nicht vermisst, werden auch nicht gesucht. Das nennt man Risikominimierung. Leider ist die Entsorgung nicht optimal gelaufen.“
„Fahr zur Hölle!“
„Lieber in der Hölle herrschen als im Himmel dienen. Sie werden sehen: Ihr neues Heim hat durchaus Ähnlichkeit mit der Hölle. Nur die Luftfeuchtigkeit ist höher.“ Er lachte. „Wir tragen alles in uns, auch den inferioren Menschen mit seinen Begehrlichkeiten und kaputten Gefühlen. Von dieser Last kann man sich nur durch beträchtliche Anstrengungen befreien. Dieser geistig begrenzte Nietzsche wollte den Übermenschen. Lächerlich! Ich bin mein Gott.“
„Im Knast werden Sie von Ihren Erinnerungen zehren können.“
„Ich bin mein Gott, und der Teufel ist mein Werkzeug.“ Einen Moment lang wirkte er völlig teilnahmslos, starrte vor sich hin und murmelte: „Nur die menschliche Eitelkeit pflanzt sich auch in die Zukunft fort und lügt sich noch für den Tod ein Leben vor,
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