Die Lucifer Direktive
Eindringen hier ist schon Vergangenheit.«
»Sie haben die Frage gestellt. Warum beantworten Sie sie nicht gleich?«
»Ich bin gekommen, einen alten Freund zu besuchen. Es tut gut, zu sehen, daß Sie auch samstags arbeiten lassen.«
»Verschwinden Sie!« Ridgestone hielt die Waffe etwas höher.
»Ist das ein Befehl, Admiral?«
Ridgestone zog sich zur Tür zurück und blieb stehen, als er hörte, wie sie sich elektronisch schloß. Sparrow nahm den Finger von der Taste in der oberen Schreibtischschublade.
»Meine Sekretärin ruft den Sicherheitsdienst«, warnte er.
»Ihre Sekretärin tut gar nichts, es sei denn, Sie hätten es ihr befohlen. Da Sie zur Zeit nicht in der Lage sind, irgendwelche Befehle zu erteilen, wird nichts geschehen. Und Eigeninitiative war nie etwas, was Sie bei Ihren Untergebenen gefördert haben.«
Ridgestone begriff, daß er seine Waffe früher hätte benutzen müssen. Deshalb steckte er sie mit zitternden Fingern zurück ins Holster. Sparrow wirkte älter als er, mitgenommener, aber er machte sich keine Illusionen, wer der bessere Mann war.
»Machen Sie's kurz, Sparrow. Ich bin ein vielbeschäftigter Mann.«
»Das habe ich vor. Ich bin gekommen, Ihnen einen Gefallen zu tun.«
Ridgestone trat an den Schreibtisch. »Ich dachte, Sie seien in Israel«, sagte er harmlos. »Haben Ihren Abschied genommen, als ich dem Exekutivausschuß beitrat.«
Sparrow wollte eine finstere Miene machen, lächelte dann aber freudlos. »Es war Ihr Exekutivausschuß, der mich zwang, meinen Abschied zu nehmen.«
»So oder so pensioniert.«
»Dank Ihnen habe ich mich entschieden, mich wieder zurückzumelden.«
»Oh?«
»Ich spare mir die Mühe, mir anzuhören, wie Sie leugnen, daß Sie in den letzten zwei Wochen viermal versucht haben, mich umbringen zu lassen. Ich habe keine Zeit zu vertrödeln. Als ich Lucifer Leuten wie Ihnen überließ, war ich darauf gefaßt, daß es früher oder später so kommen würde. Zuviel Macht für eine so kleine Gruppe von Männern. Es war systemimmanent gedacht und erforderte einen Mann, der frei von politischen Ambitionen, Vorurteilen und Eitelkeiten ist. Sie sind von allen dreien besessen, Admiral, sogar noch mehr als die Männer, die Ihnen in diesem Job vorausgingen, nachdem ich zum Rücktritt gezwungen wurde. Aber ich wußte, daß, falls Isosceles je wieder aktiv werden sollte, dies unter Ihrer Führung geschähe.«
Ridgestone nahm in einem Sessel vor seinem Schreibtisch Platz. »Gut erkannt, Sparrow. Natürlich will ich gar nichts abstreiten. Hier wären wir also, von Angesicht zu Angesicht. Sie, ohne eine Chance, dieses Gebäude lebend zu verlassen, wenn ich nicht will; und ich, ohne Chance, lebend aus diesem Zimmer zu kommen, wenn Sie nicht wollen. Unentschieden.«
»Nicht von meiner Warte aus.«
Ridgestone ereiferte sich. »Ich habe die Kanone, Sparrow«, sagte er und langte wieder zum Holster. »Das scheinen Sie zu vergessen.«
»Ihre Kanone gegen meine Hände ist jederzeit ein reeller Kampf. Aber davon sprach ich nicht. Ich bin gekommen, um Isosceles ein Ende zu machen. Vorher werde ich nicht gehen.«
Die Hand des Admirals tauchte wieder auf. »Und Sie erwarten von mir, daß ich die Operation einfach so abblase?«
»Ich hoffe, an Ihren gesunden Menschenverstand zu appellieren und sie daran erinnern zu können, daß das Ausführen Ihrer Pläne nur zur Abschaffung von Lucifer führen würde, da die amerikanische Regierung darüber im Bilde ist. Oder ich könnte an Ihre Vernunft appellieren und Sie erinnern, daß Sie die Kräfte korrumpiert haben, mit deren Führung Sie betraut sind. Ich will weder das eine noch das andere tun.«
Ridgestone kicherte. »Also wollen Sie mich einfach darum bitten, Isosceles aufzugeben.«
»In gewisser Hinsicht, ja.«
»Sie haben Ihr Schicksal besiegelt, Sparrow. Selbst Löwen werden alt. Egal, was mir in diesem Raum widerfährt, Sie werden dieses Gebäude nicht lebend verlassen. Ohne die anhaltende Gefährdung durch Sie wird Isosceles wie geplant starten.«
Sparrow erhob sich und trat ans Fenster. »Wunderschöner Tag, nicht wahr, Admiral? Und wie ich hörte, sagt der Wetterbericht ein schönes Wochenende voraus. Gute Gelegenheit für ein Frühlingsbarbecue mit Ihrer Familie unten auf Ihrer Ranch in Texas. Kinder, Enkelkinder, alle gemeinsam versammelt. Etliche sind bereits eingetroffen.«
Ridgestone beugte sich mit weit aufgerissenen Augen vor. »Sie wollen doch nicht sagen …«
»Ich wußte, daß Ihr eigenes Leben eine
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