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Die Lucifer Direktive

Titel: Die Lucifer Direktive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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Kinder unterschiedlichen Alters liefen herum und spielten, schnatterten und lachten im Schatten der Schule des Kibbuz, die sich am Rand des dichten Orangenhains befand, in dem sich, wie der Mann wußte, mindestens zwei Dutzend Angehörige des Kibbuz um die Ernte kümmerten. Ein Traktor ratterte aus einer geräumigen Scheune, die einst ein Hangar gewesen war, damals, als er und Sparrow für die Freiheit Israels gekämpft hatten und der Kibbuz eine geheime Airbase der Hagana gewesen war. Wo sich ihr getarntes Waffenlager befunden hatte, stand jetzt der große Speisesaal, der auch als Gemeinschaftszentrum des Kibbuz diente. Darum herum waren ungefähr vierzig kleinere Häuser und Schlafsäle für die Bewohner errichtet worden, deren Holz die gleiche Farbe hatte wie die fruchtbare Erde ringsum.
    Ein älterer, grauhaariger Mann, dessen Körper noch von seiner früheren Imposanz zeugte, kam vom zweigeschossigen Haupthaus herübergehumpelt, das ein bißchen zurückgesetzt im Zentrum des Ganzen errichtet worden war. Eine irgendwie klobige Pistole hing demonstrativ an seinem Gürtel. Es war das erste Mal seit vielen Jahren, daß der Mann im Khaki-Anzug ihn bewaffnet sah.
    »Hast du sie mitgebracht, Yakov?« rief Sparrow, sobald der Jeep anhielt.
    Yakov kam ihm auf halbem Wege entgegen und reichte ihm die New York Times. »Ich glaube, was du suchst, steht gleich auf der ersten Seite. Direkt über dem Artikel zur Verschiebung der Oscar-Verleihung wegen des Streiks der Kameraleute. Seltsame Menschen, diese Amerikaner.«
    Sparrow nahm die Zeitung und überflog die Seite kurz.
    »Du weißt, was das bedeutet.«
    »Nein.«
    »Es hat begonnen«, sagte Sparrow abwesend. »Etwas, das ich immer befürchtet habe. Es muß gestoppt werden.«
    »Von dir.«
    »Falls nötig.«
    »Alles wegen dieses Massakers?«
    »Es geht um viel mehr als dieses Massaker, kann ich dir versichern.«
    »Die Amerikaner können selber damit fertig werden.«
    »Die wissen nicht mal, wo sie anfangen sollen.«
    »Du bist zornig, Sparrow.«
    »Willst du mir das verübeln?«
    »Nur, daß du mir noch kein Glas von deinem phantastischen Eistee nach der langen Fahrt angeboten hast, das ja.«
    Sparrow lächelte beinahe. »Ich habe meine Erziehung vergessen, Yakov. Ich hoffe, du kannst mir noch mal verzeihen.«
    »Verziehen. Aber ich bin immer noch durstig.«
    »Komm.«
    Sparrow führte seinen Freund auf einem grasbewachsenen Weg zur Veranda, vorm Haupthaus, wo ein Tisch im Schutze eines Sonnenschirms wartete. Beide Männer nahmen Platz. Sparrow rückte behutsam sein steifes Bein zurecht.
    »Schmerzen?« fragte Yakov.
    »Sie kommen und gehen.«
    »Aber meistens bleiben sie.«
    »Ich bin fast sechzig. Halten wir es für Arthritis, Yakov.«
    Das war es natürlich nicht, und beide Männer wußten es.
    Das steife Bein datierte mehr als vierzig Jahre zurück, als der Nazi-Horror in Deutschland begann und Sparrow noch unter dem Namen Joshua Cohen bekannt war, ein Name, den er vor etwa ebensolanger Zeit abgelegt hatte. Seine Familie befand sich eines Abends auf dem Heimweg vom Theater, ohne zu ahnen, daß, während sie ein neues Stück gesehen hatten, eine brutale Säuberungsaktion in Deutschlands Judenvierteln Angst und Schrecken verbreitet hatte.
    Jahre später sollte Josh sich erinnern, daß sich in jener Nacht zum erstenmal sein sechster Sinn für Gefahr gemeldet hatte. Aber ehe er darauf hören konnte, waren die drei Gestalten schon aus der Finsternis einer engen Gasse gesprungen, eins mit der Nacht. Joshs Vater bemerkte sie und reagierte sofort, indem er sich schützend vor seine Frau stellte, während er seinem Sohn nur einen Befehl zurief:
    »Lauf!«
    Zunächst hatte Josh gezögert, war wie gebannt vom Geschehen und spürte, daß er irgend etwas tun sollte. Die erste Salve von Schüssen riß ihn aus seiner Erstarrung. Sein Vater stürzte zu Boden, dann seine Mutter. Ein letztes Mal sah er ihnen in die Augen, während er bereits davonrannte und seinen Bruder mit sich zog. Ein scharfer Knall, und sein jüngerer Bruder brach zusammen, während es scharlachrot aus seinem Nacken quoll. Josh ließ ihn fallen, schrie nur einmal auf und floh weiter. Er hätte vielleicht den aufsteigenden Tränen nachgegeben, aber die Kugel, die von hinten seinen Oberschenkel durchschlagen hatte, verwandelte seinen Kummer in Schmerz. Ohne seinen Schritt zu verlangsamen, eilte er weiter. Er war sich des brennenden Schmerzes durchaus bewußt, aber stärker war der Überlebenswille. Er hörte die

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