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Die Lucifer Direktive

Titel: Die Lucifer Direktive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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drohenden Schritte der Mörder seiner Familie hinter sich und spürte die Hitze der Kugeln, die durch die Luft schwirrten.
    Irgendwie, nachdem er sich stundenlang in einem Müllhaufen versteckt hatte, schaffte er es bis zum Haus von guten Freunden seiner Eltern, den Erdharts. Man ließ einen Arzt kommen, der sein Bein wieder zurechtflickte. Die Erdharts versteckten ihn eine Woche auf dem Dachboden, verrieten ihn nicht an die Schnüffler, die die Häuser nach Juden durchsuchten, und sorgten einigermaßen für ihn. In jenen Tagen reifte ein Sechzehnjähriger mit goldblonden Locken, die ihn noch jünger wirken ließen, zum Mann, zu einem zornigen Mann. Sein Haß gegen die Nazis hatte sich verhärtet, war stärker geworden. Er war froh, als Herr Erdhart ihm mitteilte, er habe seine Flucht aus Deutschland arrangiert, froh, weil er eines Tages zurückkommen und sich rächen würde.
    Eines Tages, im Morgengrauen, hatte er Sachen vom ältesten Sohn der Erdharts angezogen. Sie waren ihm etwas zu klein, und die kurzen Hosenbeine betonten sein Hinken. Aber zum erstenmal seit er Zuflucht gesucht hatte, war er draußen an der frischen Luft, die sich frisch und sauber anfühlte. Herr Erdhart brachte ihn zum Bahnhof, wo er seine Reise nach Frankreich antreten sollte.
    Der Zug bot einen majestätischen Anblick, schnaubend und fauchend wie ein Stier in der Arena. Joshs Herz machte einen Satz. Herr Erdhart begleitete ihn zum Zug. Dann tauchten plötzlich zwei Männer in Uniform vor ihm auf, die ihn an den Schultern packten.
    »Tut mir leid«, sagte Erdhart.
    Josh hatte sich loszureißen versucht, aber er war noch nicht bei Kräften, und sein Bein ließ ihn bei jeder Bewegung im Stich, ließ ihn im Stich wie Herr Erdhart, der ihn betrogen hatte. Josh hatte zumindest etwas daraus gelernt. Er würde nie im Leben wieder jemandem vertrauen. Er war allein. Die beiden Nazis schubsten ihn in den Zug.
    Es war ein Gepäckwagen, so vollgestopft mit Menschen, daß die Bewegung eines einzelnen dutzend andere auslöste. Niemand konnte schwitzen, ohne daß sein Nachbar es nicht merkte. Josh hatte versucht, seine Nase vor dem Gestank zu verschließen. Nachdem sie sechs Stunden durch eine unbekannte Landschaft gerattert waren, ließ es sich nicht mehr aushalten. Der beißende Gestank von Angst und Hoffnungslosigkeit. Er hatte sich sein lockiges Haar, so gut es ging, in die Stirn gezogen. Nachdem es seit einer Woche nicht gewaschen worden war, bot sein öliger Geruch eine willkommene Abwechslung von dem Gestank im Waggon, aber das dauerte nicht lange.
    Licht drang nur durch die vielen Ritzen in den Wänden und im Dach und beleuchtete eine Szene völliger Hoffnungslosigkeit. Josh half einem Mann neben sich, bequemer zu liegen. Der Mann bäumte sich auf und keuchte, ein Todesröcheln. Josh tat, was er konnte. Der Mann, zum Sprechen zu geschwächt, lächelte und drückte dem Jungen etwas in die Hand. Josh hatte es ins kümmerliche Licht gehalten und gesehen, daß es ein Taschenmesser mit Gravur war. Eine potentielle Waffe.
    Josh hatte nie zu Gewalttätigkeit geneigt. Jetzt, als er das Taschenmesser so fest mit seiner Hand umklammerte, daß es ins Fleisch schnitt, erkannte er, daß sich dies ändern mußte. Die Waffe war ihm nicht ohne Grund zugefallen, er mußte auch von ihr Gebrauch machen.
    In den nächsten zwanzig Minuten drängte er sich durch die Masse Mensch, bis er unmittelbar vor den Schiebetüren ein freies Fleckchen erobert hatte. Er hatte keinen konkreten Plan gefaßt, wußte auch nicht, was ihn erwartete, wenn die Nazis sie herausließen. Er hatte nur eine schwache Ahnung, daß er nicht im Zug bleiben durfte.
    Die Bremsen kreischten schmerzhaft in seinen Ohren. Der überladene Zug schwankte mit einemmal wie verrückt. Er ließ die schmale Klinge aufspringen und vergewisserte sich, daß sie eingerastet war. Er roch Dampf. Der Zug kam langsam zum Halten. Es verging eine Minute, bis sich Stimmen näherten. Josh preßte sich mit dem Rücken gegen den Teil der Wand, wo die aufgleitenden Türen zum Stillstand kommen würden. Die anderen wichen, so gut es ging, vor ihm zurück, als sie seine Absichten und sein Bemühen, sich von ihnen abzusondern, spürten. Wußten sie nicht, um was es ging? Ein leises Klacken drang an seine Ohren. Dann hörte er das Reiben von Metall auf Holz, als das Schloß abgenommen wurde. Die Türen begannen, sich knirschend zu öffnen.
    Josh war flink, flinker, als er sich zugetraut hatte. Das unvermittelte Licht blendete ihn

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