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Die Lucifer Direktive

Titel: Die Lucifer Direktive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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auf die Füße und schleppte ihn das letzte Stück mit sich – zwei Männer, die gemeinsam nur zwei gesunde Beine hatten. Sie schwankten, duckten sich, rollten über den Boden und nahmen den Hügel in wenigen Sätzen. Das Haus lag direkt vor ihnen.
    Sie hatten es geschafft.
    Joel warf sich mit seinem ganzen Gewicht gegen die Holztür. Sie schwang nach innen auf. Sparrow zog David hinein. In einer Ecke sprang ein kleiner Junge mit einem Schrei von seinem Bett, stürzte zu seiner Mutter, die in der Mitte des Raumes stand, und preßte sich an sie.
    »Was wollt ihr?« fragte sie sie auf Arabisch. Ihr herbes Gesicht war im milden Schein der einzigen Kerze kaum zu erkennen. »Wir besitzen nichts Wertvolles.«
    »Wir sind keine Banditen«, beruhigte Sparrow sie. »Sprechen Sie englisch?«
    »Ja.« Der Griff, mit dem die Frau ihren Sohn festhielt, lockerte sich. »Mein Mann hat es uns beigebracht, ehe die Soldaten kamen und ihn töteten.« Ihr Blick glitt zum Fenster und dann wieder zurück zu Sparrow. »Sie kommen aus Israel?«
    »Ja.«
    »Mein Mann auch. Wir helfen Ihnen.«
    Sie schob ihren Sohn beiseite und trat an einen Tisch, wo sie zwei Petroleumlampen anzündete. Dann ging sie zu David, der auf dem Boden kauerte, und studierte seine Verletzung. »Das sieht sehr schlimm aus. Wir müssen ihn zu einem Arzt bringen.«
    »Draußen sind die Männer, die auf ihn geschossen haben. Sie sind in großer Überzahl.«
    »Werden Sie kämpfen?«
    »Uns bleibt keine Wahl.« Sparrow blickte zu dem kleinen Jungen hinüber, der sich an die Wand drückte. »Aber Sie und Ihr Sohn müßten es noch hintenraus schaffen können.«
    Die Frau blieb unbeirrt. »Mein Name ist Rivkah. Wenn Sie noch ein Gewehr haben … Ich weiß, wie man schießt.«
    Sparrow nickte Joel zu, der ein American M-16 über den Boden schliddern ließ. Rivkah hob es auf und hieb den Bolzen zurück.
    »Mein Sohn wird beim Nachladen helfen«, erklärte sie. »Er kennt Gewehre.« Der Junge schüttelte sich das Haar aus der Stirn und kroch über den Boden zu seiner Mutter.
    Die Seitenfenster der Hütte sprangen nach innen auf, von Kugeln durchlöchert. Joel war bereits dabei, das Feuer mit seiner Uzi zu erwidern. Dann schleuderte er eine Granate etwa zwanzig Meter weit nach rechts. Es folgten Schreie, die einen Treffer signalisierten. Von allen Seiten schlugen jetzt die Kugeln in die Wände. David schleppte sich zum Fenster gegenüber. Rivkah schloß sich an, wobei sie mit einer Hand seine Aderpresse, mit der anderen das M-16 hielt.
    Mehr Kugeln prasselten auf sie ein. Sparrow sprang zurück, um dem herumfliegenden Glas zu entgehen. Er glitt vom rechten zum linken Vorderfenster, wo er in regelmäßigen Abständen auf die dunklen Gestalten feuerte, die sich in der Nachtschwärze abzeichneten. Das Feuer wurde zehnfach erwidert. Die Hütte wirkte wie ein Backofen, versengt von den einschlagenden Kugeln. Sparrow schickte eine neue Salve hinaus, wobei er darauf achtete, daß jeder Schuß saß. Er warf einen kurzen Blick auf seine Armbanduhr. Elf vorbei. Die Chance, Felix zu treffen, war verpaßt. Komisch, daß er sich jetzt deswegen Sorgen machte.
    Am Fenster zog Rivkah Davids Binde wieder fest. Dann legte sie ihr M-16 beiseite, um Sparrows und Joels Gewehre nachzuladen. Ihr Sohn kauerte in der Ecke, kümmerte sich nicht um seine Aufgabe und schluchzte.
    Draußen wurde plötzlich das Feuer eingestellt.
    »Rückzug?« wunderte sich Joel.
    »Wahrscheinlich formieren sie sich neu. Mir gefällt das nicht«, murmelte Sparrow.
    »Ich kann sie nicht mehr sehen«, sagte David besorgt.
    »Sie werden sich zurückgezogen haben.« Das war Joel.
    »Oder sie kreisen uns ein«, korrigierte Sparrow. Zu Rivkah: »Wann geht die Sonne auf?«
    »Kurz nach vier.«
    »Zu spät, um sie hinzuhalten.« Vor allem, dachte Sparrow bei sich, da der Feind wußte, ihre einzige Überlebenschance war, bis morgen früh durchzuhalten, und sich entsprechend einrichten würde.
    Zum Schweigen draußen gesellte sich das Schweigen drinnen. Sparrow suchte die Umgebung bis zum abfallenden, mondbeschienenen Horizont ab. David und Joel hielten ihre Gewehre auf den Fenstersimsen bereit, hatten die Köpfe gebeugt und lugten hinaus.
    Nichts.
    Immer noch nichts.
    Dann huschten dunkle Gestalten umher, sammelten sich, sprangen.
    »Fertig!« schrie Sparrow.
    Sein Befehl wurde durch einen Knall vor der Vordertür erstickt. Das Häuschen bebte. Die Dachbalken ächzten und drohten nachzugeben und über ihnen zusammenzustürzen.

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