Die Lucifer Direktive
lieber war er für sich oder mit guten Bekannten zusammen. Ein Raum mit lauter Fremden, die Messer in den Taschen und Schießeisen an den Hüften trugen, entsprach nicht eben seinen Vorstellungen.
»Ist das der Krüppel?«
Sparrow drehte sich blitzschnell zur Tür herum. Drei Männer in blauen Matrosenjacken und mit blauen Mützen waren hereingekommen. Alle sehr groß, derjenige, der gesprochen hatte, ohne Zähne. Seine Frage war an den Filzhaarigen mit der Drachentätowierung auf dem Arm gerichtet, den Sieger im Armdrücken.
»Das ist er«, bestätigte der bullige Mann.
Die drei Seeleute rückten näher, der Sprecher als erster. »Wir mögen hier keine Krüppel.«
Sparrow schwieg und griff nach seiner .45er.
»Und alte Säcke mögen wir auch nicht. Schädigt den Ruf der Pinte.« Der Sprecher zog blitzschnell sein Messer aus dem Gürtel. »Du weißt, wer ich bin, Alter?«
Sparrow hatte die .45er aus ihrem Nest.
»Der Name ist Billy Bags. Hier in der Gegend nennt man mich den Schlitzer. Ich habe mir zum Ziel gesetzt, jedesmal, wenn ich in den Hafen komme, jemanden aufzuschlitzen.«
Der Armdrücker trat neben ihn. Drohend hielt ihm Billy Bags das Messer entgegen. »Alte Männer schlitze ich am liebsten von allen auf.«
Er stürzte vor, die schimmernde Klinge auf gleicher Höhe mit Sparrows Kehle. Sparrow ließ den ausgestreckten Arm bis zur Hälfte des Tisches kommen, ehe er sein Gewicht nach vorne warf und gleichzeitig den Tisch emporstieß. Das Holz splitterte dem Schlitzer ins Gesicht und streckte ihn zu Boden. Bei dem Aufprall war Sparrow die Pistole aus den Fingern geglitten. Er riskierte keine Sekunde, um sie aufzuheben, denn diese Sekunde blieb ihm gar nicht. Die plötzliche Wende der Ereignisse verblüffte die Kumpel des Schlitzers gerade so lange, daß der Israeli sich so schnell zur Seite drehen konnte, wie ihm sein Körper erlaubte. Er stieß einem den Ellbogen in die Rippen und dem anderen sein Knie in die Weichteile.
Wieder stürzte sich der Schlitzer auf ihn, aber Sparrow sprang zur Seite und ließ ihn an sich vorbei schießen und zu Boden gehen. Er landete neben seinem Messer und wollte gerade danach greifen. Sparrow erkannte die Bewegung und wirbelte herum, um nach ihm zu treten, hätte vielleicht auch Erfolg gehabt, wenn er sich nicht um sein steifes Bein gedreht hätte. Es gab nach, ließ ihn im selben Moment im Stich, in dem ein Feuer speiender Drache vor seinen Augen aufblitzte, als der Armdrücker ihn von hinten packte und seine Finger vor Sparrows Kehle ineinander verschränkte. Sparrow spürte den Druck, wand sich in einer klassischen Fluchtbewegung ohne Erfolg, versuchte dann ebenso ergebnislos einen anderen Trick. Der Armdrücker verstärkte seinen Griff und zerrte Sparrow rückwärts. Bei jedem Zucken seines mächtigen Bizeps wuchs der Drachen.
Der Schlitzer kam wieder auf die Beine und ging langsam durch den Raum auf Sparrow zu, wobei er mit dem Messer in die Luft stieß.
»Für einen Krüppel kämpft er ganz gut, he? Well, nach dieser Nacht wird er nicht mehr kämpfen, würd' ich sagen. Ich werde dich aufschlitzen und dein Judenfell morgen zum Fischen benutzen, Alter.« Die Klinge blitzte vor Sparrows Augen auf und zielte nach seiner Kehle. »Alle, die nicht von Krüppelblut vollgespritzt werden wollen, sollten zurücktreten, damit sie den Strahl nicht mitkriegen.«
Der Armdrücker lachte wieder. Bags Klinge schnellte vor und verschwand dann in einem blutigen Wirbel aus seiner Hand. Er stieß einen Wutschrei aus und hielt seine zertrümmerten Finger mit den gesunden fest.
»Was haben wir denn da?« Felix wickelte die Kette wieder um die Stahlkugel und steckte die Waffe wieder in seine Schaffellweste. »Was soll das werden?«
»Das geht dich nichts an, Mister«, sagte der Schlitzer aus gebückter Haltung und schob ein zweites Messer mit seiner ruinierten in die gesunde Hand.
»Der Alte bedeutet dir nichts. Vergiß ihn und laß dir von mir einen ausgeben.«
»Verpiß dich!«
Noch ehe er die Schmähung ausgesprochen hatte, hatte der Schlitzer die Klinge gegen Felix' Herz gestoßen. Im gleichen Atemzug war Felix ausgewichen und hatte sein Schwert im selben Moment gezückt, in dem der Schlitzer nach seinem Schießeisen griff. Der Seemann zog wie der Blitz, was in diesem Fall äußerst unglücklich war, denn als er seine Pistole hervorzauberte, fuhr sein Unterarm in die rasierklingenscharfe Schneide von Felix' Klinge. In seiner Vorstellung hatte er abgedrückt, was aber
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