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Die Ludwig-Verschwörung

Die Ludwig-Verschwörung

Titel: Die Ludwig-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Pötzsch
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Friedrich Barbarossa auf dem dritten Kreuzzug im Fluss Saleph ertrank, hüllten sich seine Ritter in schwarze Mäntel und bedeckten das Haupt mit einer schwarzen Kapuze. Seitdem ehren wir das Andenken an würdige Kaiser und Könige. Ludwig war der letzte von ihnen, der für diese alten Ideale stand. Wir werden nicht eher ruhen, bis der Mord an ihm endlich aufgeklärt und gesühnt ist.« Mit langsamen, beinahe majestätischen Schritten ging der Mann, der sich Herr Huber nannte, durch den Raum und ließ sich auf einem vergoldeten Armlehnstuhl nieder. In seinem weiten Mantel erinnerte er Steven an einen alten strengen König auf seinem Thron. Die beiden Senneschalle stellten sich hinter ihrem Vorsitzenden auf. Von der Körpergröße her konnte es sich bei ihnen durchaus um die beiden Kapuzenmänner handeln, die Steven auf der Münchner Theresienwiese nachgerannt waren.
    »Warum verfolgen Sie uns denn, wenn Sie angeblich genau wie wir Interesse daran haben, den Tod Ludwigs aufzuklären?«, fragte er den Vorsitzenden. »Was soll dieser seltsame Auftritt?«
    Herr Huber schüttelte den Kopf. »Sie verstehen nicht. Nicht wir haben Sie verfolgt, das waren immer die anderen.«
    Steven runzelte die Stirn. »Die anderen?«
    »Nun, eben die, die den Professor umgebracht haben, und die, wenn Sie nicht verdammt aufpassen, auch Sie beide töten werden.« Seufzend lehnte sich Herr Huber auf seinem Thron zurück. »Lassen Sie mich ein wenig ausholen«, sagte er schließlich. »Es war vor etwa drei Wochen, als Professor Liebermann zum ersten Mal Kontakt mit uns aufnahm. Er sprach von dem Tagebuch des Theodor Marot, ein Buch, von dem es immer wieder gerüchteweise hieß, dass es noch existiert und dass es den Mord an unserem König beweist. Nun schien es tatsächlich aufgetaucht zu sein, auf einer Internet-Auktion, wo es Paul Liebermann für eine lächerliche Summe ersteigerte. Der Professor bat uns um Hilfe bei der Übersetzung.«
    »Er bat Sie um Hilfe?« Sara verzog spöttisch den Mund. »Warum hätte mein Onkel das tun sollen?«
    »Ihr … Onkel?« Kurz sah der Vorsitzende der Guglmänner ehrlich verwirrt aus, doch dann fasste er sich wieder. »Wir haben uns schon gefragt, was Sie in diesem Spiel für eine Rolle spielen«, erwiderte er nach einer Weile. »Nun, das erklärt einiges. Aber, um auf Ihre Frage zurückzukommen: Wir haben in unseren Reihen einige der führenden Ludwig-Experten. Was das Auffinden verschollener Akten aus dieser Zeit angeht, da macht uns so schnell keiner was vor. Professor Liebermann wusste das und nahm deshalb mit uns Verbindung auf. Er fuhr sogar extra zu uns nach München. Doch plötzlich riss der Kontakt ab.«
    »Warum?«, wollte Steven wissen, hin- und hergerissen zwischen Angst und Neugierde. Noch immer starrte er wie gebannt auf den Nautonier in seinem weiten Mantel. Der Guglmann wirkte wie aus einer fremden Zeit, wie ein sepiafarbenes Bild in einem sonst bunten Farbkatalog. Zudem strahlte er eine natürliche Autorität aus – aber konnte man ihm deshalb vertrauen? Was war, wenn das hier eine Falle war? Wenn es den Männern nur darum ging, Marots Tagebuch in ihre Gewalt zu bekommen?
    »Wir vermuten, dass jemand anders von dem Buch Wind bekommen und den Professor unter Druck gesetzt hat«, sagte Herr Huber leise. »Vielleicht hat Liebermann ja gedacht, wir hätten etwas mit diesem Unbekannten zu tun. Jedenfalls meldete er sich nicht mehr, und wir begannen ihn vorsichtig zu beschatten, um zu erfahren, was passiert war. Bei einer dieser Beschattungsaktionen ist es schließlich passiert.«
    »Was ist passiert?«, fragte Sara ungeduldig. »Jetzt lassen Sie sich doch nicht alles aus der Nase ziehen!«
    »Liebermann ging mit einem Paket von seinem Hotel direkt zum Antiquariat von Herrn Lukas. Als er wieder herauskam, lauerte ihm schon ein schwarzer Chrysler auf, zwei Männer zerrten ihn in den Wagen. Das Buch schien verschwunden.« Der Nautonier erhob sich von seinem Thron und begab sich zu dem weißen Marmorstandbild Ludwigs in der anderen Ecke des Raums. Sanft fuhr er mit dem Finger über den steinernen Königsmantel. »Zuerst waren wir alle wie erstarrt«, sagte er schließlich. »Aber am Abend desselben Tages habe ich Herrn Lukas dann einen Besuch abgestattet und ein wenig nachgebohrt. Wir mussten sichergehen, dass er nichts mit der Entführung zu tun hatte.«
    »Und die Verfolgungsjagd in Kapuzen quer über die Theresienwiese?«, wollte der Antiquar wissen. »Was sollte das? Verflucht, Sie haben mir

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