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Die Ludwig-Verschwörung

Die Ludwig-Verschwörung

Titel: Die Ludwig-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Pötzsch
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frischer Verband, ein wenig Desinfektionsmittel, und die Jagd konnte weitergehen. Das war die gute Nachricht.
    Die schlechte war, dass sie ihm schon wieder entwischt waren.
    Fluchend trat Lancelot gegen einen fauligen Holzpfosten im Wasser. Der König würde toben! Er würde wie so oft damit drohen, ihm die Haut bei lebendigem Leib abzuziehen oder ihn noch heute nach Papua-Neuguinea zu deportieren.
    Tief atmete Lancelot die reine Seeluft ein.
    Nun, wenigstens hatte er einen Trumpf in der Hand. Er wusste das zweite Lösungswort – und was noch besser war: Er wusste, wohin die drei Rätselsucher als Nächstes wollten. Seine Vermutungen hatten sich bestätigt.
    Neuschwanstein.
    Noch war nichts verloren. Lancelot würde erneut die Fährte aufnehmen. Doch diesmal würde er Tristan und Gawain mitnehmen, vielleicht auch noch Galahad und Mordred. Eine ganze verfluchte Armee würde er aufstellen, wenn es sein musste.
    Das nächste Mal würden sie ihm nicht entkommen.
    Noch einmal starrte er auf das sich langsam entfernende Boot auf dem Chiemsee, der als eine unendlich schwarze, wogende und mit weißen Gischtkronen übersäte Fläche vor ihm lag, dann humpelte er zurück in den Wald.
    Als wenig später sein Handy klingelte, brauchte Lancelot eine Weile, um es aus seiner blutverschmierten Hosentasche zu ziehen. Der König war am Apparat. In hastig geflüsterten Sätzen berichtete ihm Lancelot, was im Schloss passiert war. Dann sagte er eine ganze Weile lang nichts mehr und hörte still zu.
    Seine Majestät war nicht böse. Seine Majestät hatte einen Plan.

25
    D as Bett in dem alten Bootshaus ächzte und quietschte, wenn Steven sich auch nur einen Zentimeter bewegte. Es war so schmal, dass er ständig Gefahr lief, entweder hinauszufallen oder Sara über die Bettkante zu drängen. Außerdem roch es nach altem Fisch.
    Er starrte an die morsche Decke und versuchte trotz des prasselnden Regens und der Ereignisse der letzten Stunden ein wenig Ruhe zu finden. Fischer Alois hatte ihnen den Schlüssel zu seinem alten Bootshaus unten am Priener Hafen gegeben. Nachdem sie den Mini in einer benachbarten Garage versteckt und Onkel Lu von ihren Erlebnissen im Museum erzählt hatten, war der alte Mann mit Alois in irgendeiner Kneipe verschwunden, um ihm eine leicht veränderte Fassung der letzten Stunden zu beichten. Sara und Steven hatten sich unterdessen in dem windschiefen Gebäude verkrochen, in der Hoffnung, dass der Killer sie dort nicht finden würde. Doch bei jedem Klackern der Fensterläden glaubte Steven, den einäugigen Riesen plötzlich in der Hütte auftauchen zu sehen.
    Weitaus schlimmer jedoch waren die Erinnerungen, die ihn wie zuckende Blitze überfielen.
    Immer wieder sah Steven die brennende Villa seiner Eltern vor sich, hörte das Knistern der Flammen und den schrillen Schrei seiner Mutter aus der Bibliothek. Wenn er die Augen schloss, war da ein wütendes Mädchen mit langen blonden Zöpfen, das versuchte, ihm die Augen auszukratzen. Doch immer dann, wenn er das Bild schärfer stellen wollte, entglitt es ihm. Dahinter war nichts weiter als ein endloses Schwarz.
    Verfluchte Träume! Warum seid ihr zurückgekommen?
    »Kannst du auch nicht einschlafen?«, murmelte Steven, nachdem er sich eine gefühlte Ewigkeit hin und her gewälzt hatte.
    Die Kunstdetektivin fuhr im Bett hoch. »Danke der Nachfrage«, raunzte sie. »Von den Läusen hier mal abgesehen, hat mir heute Nacht ein durchgeknallter Riese mit Gasmaske einen Besuch abgestattet. Und wenn ich die Augen zumache, sehe ich vor mir den toten Vorsitzenden der Guglmänner in seinem eigenen Blut. Nein, ich kann auch nicht einschlafen.«
    Steven knipste die rostige Nachttischlampe neben dem Bett an und drehte sich seufzend zu Sara. Ihre Haare waren zerzaust und noch immer feucht von ihrer Flucht von der Insel; kleine Stückchen Laub hingen darin. Eine ganze Weile betrachtete er sie schweigend.
    »Wir wissen immer noch nicht, wer dieser Koloss ist«, sagte er schließlich und streichelte Sara gedankenverloren durchs Haar. »Jedenfalls kein Freund der Guglmänner, so viel ist jetzt klar. Ob er uns mit dem grünen Bentley von Onkel Lu aus verfolgt hat?«
    Eine besonders heftige Böe zerrte an den Fensterläden, und der Regen klatschte wie ein nasser Lappen gegen das Holz. Sara zuckte nervös zusammen. Sie griff nach der zerknüllten Zigarettenschachtel neben dem Bett und zündete sich mit zitternden Fingern eine Kippe an. »Keine Ahnung. Vielleicht ja, vielleicht war das aber

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