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Die Ludwig-Verschwörung

Die Ludwig-Verschwörung

Titel: Die Ludwig-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Pötzsch
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hervor. »Soweit ich mich erinnere, gibt es für alle Minilaster auf der Insel einen Generalschlüssel«, murmelte er. »Fragt sich nur, welcher …« Behäbig steckte er einen der vielen Schlüssel in das Schloss. »Der ist es schon mal nicht.«
    »Verflucht, beeilen Sie sich gefälligst!«, schrie Sara, die mit Steven mittlerweile hinten auf die Ladefläche gesprungen war. »Dieser Wahnsinnige ist gleich in Schussweite!«
    Tatsächlich hörte Steven ein Zischen, kurz darauf spritzte Steinstaub vom Rand des Brunnenbassins auf.
    »Probieren wir es mal mit diesem«, murmelte Onkel Lu. »Der könnte es sein. Oh, leider auch nicht.«
    Eine weitere Kugel schlug in eine der Statuen des Fortuna-Brunnens ein. Der Riese war trotz seiner Verletzung erstaunlich schnell. Mittlerweile hatte er ungefähr die Hälfte des Weges zurückgelegt, und Steven konnte durch eine Wand von Regen bereits deutlich sein von Hass verzerrtes Gesicht erkennen. Er zog das eine Bein nach und schien große Schmerzen zu haben. Jetzt blieb der Mann erneut stehen und zielte auf den Laster. Steven wusste instinktiv, dass er sie diesmal nicht verfehlen würde.
    Ein Rattern ertönte, und der rostige Wagen machte einen Sprung nach vorne. Mit einem blechernen Geräusch durchsiebten drei weitere Kugeln die Ladefläche.
    »Na also!«, rief Zöller erleichtert. »Es ist wie immer der letzte Schlüssel! Jetzt muss ich nur noch den richtigen Gang finden.«
    Endlich setzte sich der kleine Laster schnaufend in Bewegung, er beschleunigte auf dreißig Stundenkilometer, und schon bald hatten sie den Vorplatz des Schlosses hinter sich gelassen. Die Gestalt des Riesen wurde kleiner und kleiner, noch einmal glaubte Steven ein leises Zischen über sich zu hören, dann hatte sie endgültig der Wald verschluckt.
    »Er wird den Reifenspuren folgen«, sagte Sara leise und starrte nach hinten in die Dunkelheit. Kleinere Zweige peitschten ihr ins Gesicht, doch sie schien es nicht zu bemerken. »So schnell gibt er nicht auf. Der nicht.«
    »Ich glaube nicht, dass er mit seiner Verletzung noch weit laufen kann«, erwiderte Steven achselzuckend. »So wie der humpelt, habe ich mindestens den Unterschenkel getroffen.«
    Sara grinste. »Nicht schlecht für fünf Schuss aus nächster Distanz. Pat Garrett wäre stolz auf dich gewesen.«
    »Mir reicht es schon, wenn du stolz auf mich bist«, sagte Steven und zog sie dicht an sich, das vom Regen nasse Schatzkästchen lag dabei sicher auf seinem Schoß. Trotz Saras Körperwärme fröstelte er leicht, und das lag nicht nur am Wind und an den immer noch heftigen Gewitterschauern. Die dunklen Träume waren zwar verschwunden, doch Steven wusste, dass sie jederzeit wiederkommen konnten.
    Der Rauch im Museum hatte sie geweckt.
    Weiter vorne quäkte Onkel Lu im wehenden Königsmantel noch immer in sein Handy hinein. Fischer Alois schien nicht sonderlich amüsiert über den nächtlichen Anruf seines alten Freundes, aber Zöller hatte ganz offensichtlich einige schlagende Argumente. Schließlich steckte der Alte das Handy weg und grinste seine beiden Fahrgäste an.
    »Ich hab dem Alois den Königsmantel versprochen«, sagte er nach hinten gewandt. »Außerdem werde ich auf der nächsten Tagung wohl für seine Chloroformtheorie eintreten müssen. Na ja, eigentlich ist sie gar nicht so verrückt, die Theorie.«
    »Auch nicht verrückter als ein Tagebuch, ein toter Guglmann und ein Auftragskiller in einem Schlossmuseum«, erwiderte Sara trocken.
    Nur ein paar Minuten später hatten sie endlich den kleinen Hafen an der Kapelle erreicht. Fischer Alois wartete bereits winkend und mit knatterndem Motor auf sie. Der Sturm pfiff über den Chiemsee, und das angeleinte Boot dümpelte auf den Wellen wie ein nasses Papierschiffchen, aber das schien Alois nicht weiter zu stören. Offensichtlich hatte der versprochene Mantel seine Laune erheblich gebessert.
    »Kreuzkruzifix!«, fluchte der alte Fischer. »Jetzt hab ich schon wieder geglaubt, du bist der Kini! Was hast du bloß da drüben g’macht, Lu?«
    »Das erzähl ich dir bei einer Maß Bier drüben in deiner Hütte«, sagte Zöller. »Und jetzt fahr endlich los, verflucht! Sonst liegen wir beide gleich wie Ludwig und Gudden tot im Wasser.«

    Am Ufer stand Lancelot und blickte dem dümpelnden Kahn hinterher, der hinter der tosenden Brandung kleiner und kleiner wurde. Die Wunde an seinem linken Unterschenkel schmerzte höllisch, doch der Riese war sicher, dass es nur ein simpler Streifschuss war. Ein

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