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Die Ludwig-Verschwörung

Die Ludwig-Verschwörung

Titel: Die Ludwig-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Pötzsch
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spannend«, flüsterte er. »Wen denn?«
    »Eine Detektei.«
    Einen Augenblick lang sah der Antiquar Sara verwirrt an. »Eine Detektei?«, fragte er schließlich. »Warum in aller Welt sollte Zöller eine Detektei kontaktieren?«
    Sara zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Ich hab da angerufen und dann den Firmennamen im Internet gecheckt. Das ist eine ganz kleine Klitsche in Garmisch. Nichts Besonderes, die machen hauptsächlich Versicherungsbetrug und Vermisstensuche. Aber warum telefoniert Zöller gerade jetzt fünfmal mit einer Detektei? Ein paar amerikanische Nummern hat er auch angerufen, aber bevor ich die ausprobieren konnte, ist er schon wieder zurückgekommen.«
    »Eine Garmischer Detektei und ein paar Anrufe in die USA …« Steven schüttelte skeptisch den Kopf. »Ich weiß nicht. Das kann doch alles auch nur ein Zufall sein. Vielleicht sucht er nur verzweifelt einen entfernten Verwandten und hat mit seiner Schwester in Amerika telefoniert. Langsam glaube ich, du wirst ebenso paranoid wie ich.«
    »Vielleicht hast du recht.« Seufzend erhob sich Sara vom Bett. »Mag sein, ich steigere mich da in was rein. So oder so sollten wir uns langsam auf den Weg nach Neuschwanstein machen.« Sie sah auf ihre Armbanduhr. »Es ist bereits nach zehn.«
    »Nach zehn?« Steven fuhr hoch, wobei er jeden einzelnen seiner Knochen spürte. Er hatte das Gefühl, keine halbe Stunde geschlafen zu haben. »Was haben wir heute für einen Tag?«
    »Samstag. Warum fragst du?«
    Steven seufzte müde und knöpfte sein Hemd zu. »Genau der richtige Tag für einen Bummel durch Neuschwanstein. Wir werden vermutlich vor lauter Touristen das Schloss nicht sehen. Aber was hilft’s? Morgen wird es auch nicht besser sein.«
    Draußen hatte es mittlerweile aufgeklart, die Sonne schien strahlend vom Himmel, und nur ein paar Regenpfützen auf dem Asphalt zeugten noch von dem heftigen Unwetter letzte Nacht. Die alte Priener Dampflok näherte sich pfeifend und tutend vom Dorf und brachte eine neue Fuhre Touristen hinunter zur Mole, es versprach ein wunderschöner Herbsttag zu werden, ein letzter Abgesang auf den Sommer.
    Draußen im Mini-Cooper wartete bereits Albert Zöller auf der Rückbank. Er hatte sich an einem Kiosk eine Tüte Butterbrezen gekauft, die er nun schmatzend verzehrte. Mit einem Nicken begrüßte er Sara und Steven und bot ihnen von den fettigen Teigkringeln an.
    »Nein danke, mir ist schon schlecht«, murmelte Steven und quetschte sich auf den Beifahrersitz. Sara setzte sich ans Steuer, und der Wagen bog quietschend um die nächste Ecke.
    »Ich hab mit ein paar von meinen Leuten auf Herrenchiemsee geredet«, sagte Zöller nach einer Weile, während er verzweifelt versuchte, den Anschnallgurt über seinen Bauch zu spannen. »Die beiden geflohenen Guglmänner haben sich noch nicht gemeldet, und ich nehme an, dass sie das auch weiterhin nicht tun. Sonst würde die Polizei ihnen sicher ein paar ziemlich unangenehme Fragen stellen. Die Herren Beamten stochern noch ganz schön im Dunkeln.« Er grinste und pulte sich ein paar Brezenkrümel zwischen den Zähnen hervor. »Meine Leute vom Nachtwächterdienst haben versprochen, uns aus der Sache vorläufig rauszuhalten. Vor allem, weil sonst ans Licht käme, dass ich den Schlüssel von ihnen bekommen habe.« Albert Zöller tippte Steven von hinten auf die Schulter. »Haben Sie denn etwas Neues in dem Tagebuch erfahren?«
    Der Antiquar erzählte ihm in kurzen Worten von seiner nächtlichen Lektüre. Doch auch Zöller konnte sich keinen Reim auf den letzten Tagebucheintrag machen.
    »Alles schon bekannt«, brummte er gelangweilt. »Die Ankunft der Fangkommission in Hohenschwangau, das mitternächtliche Souper, die Gefangennahme … Bis auf die Verschwörung rund um Marot und Dürckheim, von der wusste ich allerdings noch nicht.«
    »Und die Beschreibungen vom Schloss?«, hakte Steven nach, während sie über schmale Landstraßen Richtung westliche Alpen fuhren. »Marot trifft den König im Sängersaal. Vielleicht hat das letzte Lösungswort irgendetwas mit diesen Parzivalgemälden im Saal zu tun. Immerhin eine Wagneroper, und ›Wagner‹ ist neben ›Neuschwanstein‹ das zweite großgeschriebene Wort.«
    »Solche Sagengestalten können Sie in jeder Ecke des Schlosses finden«, knurrte Onkel Lu und wischte sich die fettigen Finger an seiner Hose ab. »Parcival, Tannhäuser, Lohengrin, Sigurd und Gudrun, Tristan und Isolde … Ganz Neuschwanstein ist eine einzige verfluchte Kulisse

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