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Die Ludwig-Verschwörung

Die Ludwig-Verschwörung

Titel: Die Ludwig-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Pötzsch
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Heiligen Grals, und Lohengrin ist sein Sohn. Als Schwanenritter reist Lohengrin zur Herzogin von Brabant, um sie zu beschützen. Doch sie darf ihn niemals nach seinem Namen fragen …«
    »Was die dumme Trulla natürlich trotzdem macht«, unterbrach ihn Sara. »Natürlich. Jetzt fällt’s mir wieder ein. Und Tannhäuser?«
    »Behandelt unter anderem den mittelalterlichen Sängerwettstreit auf der Wartburg. Der Sängersaal im vierten Stock ist dem Saal in der Wartburg nachempfunden.« Albert Zöller schlug ein dickes zerfleddertes Buch auf. »Die Geschichte von Sigurd und Gudrun wiederum geht auf die germanische Sagenwelt der Edda zurück.« Er zwinkerte Steven und Sara zu. »Ihnen beiden ist diese Romanze wohl eher als Nibelungen-Sage mit dem schönen Siegfried und seiner zickigen Kriemhilde bekannt. Diese Sage ist die mit Abstand bekannteste Geschichte in Wagners Opern. Von Tristan und Isolde wissen die meisten eigentlich nur, dass sie ein Liebespaar waren.«
    »Moment mal!« Steven wurde plötzlich hellhörig und blätterte hektisch im Tagebuch. »Theodor Marot beschreibt ziemlich ausführlich die Gemälde und Figuren der beiden in Ludwigs Schlafzimmer! Und Marot und Maria waren schließlich auch ein Liebespaar!« Seine Stimme wurde immer eindringlicher. »Die beiden anderen Lösungsworte waren ›Maria‹ und ›Lilie‹. Beide haben etwas mit der Liebe zu tun! Könnte es nicht sein, dass ›Tristan und Isolde‹ die Sage ist, die wir suchen?«
    »Und wenn schon.« Sara hatte sich auf dem Mosaikboden neben Zöller gesetzt und hackte lustlos auf ihrem Laptop herum. »Ich habe die Wörter ›Tristan‹ und ›Isolde‹ schon ein dutzendmal eingegeben. Da kommt nur Müll raus.«
    »Dann lasst uns noch mal ins Schlafzimmer gehen«, erwiderte Steven und begab sich bereits zum Ausgang. »Vielleicht finden wir ja einen Hinweis, den wir bislang übersehen haben. Es muss einfach etwas geben, ganz sicher. Wir sind bislang nur zu blind, um es zu erkennen.«

    Im flackernden Licht der Notbeleuchtung eilten sie durch die dunklen Gänge und Gemächer des Schlosses. Steven hatte als Teenager schon einmal eine Führung durch Neuschwanstein gemacht, doch das nächtliche Gebäude hatte nur wenig zu tun mit der märchenhaften Touristenattraktion seiner Kindheit. Jetzt in der Dunkelheit war das Schloss düster, kalt und unheimlich, es glich einer Theaterkulisse, deren aufgemalte Figuren plötzlich zum Leben erwachten. Ritter mit schmerzverzerrten Gesichtern, blasse Burgfräulein, Könige und Krieger starrten Steven von den Gemälden aus an und schienen jeden seiner Schritte zu verfolgen. Die schweren hölzernen Türen knarrten und quietschten, und mehrmals glaubte er, direkt über sich Schritte zu hören, so als würde der König noch immer rastlos durch den Sängersaal wandeln. Auch Sara blickte immer wieder irritiert zur Decke hinauf.
    »Diese vielen Kameras hier machen mich noch ganz wahnsinnig«, sagte sie leise und deutete auf ein weiteres Objektiv, das in einer Ecke direkt unter der holzvertäfelten Decke montiert war. »Man kommt sich wirklich ständig beobachtet vor.«
    »Wissen Sie, wie viele Menschen hier jeden Tag durchgehen?«, warf Albert Zöller ein, der immer wieder stehen blieb und die Möbel betrachtete. Steven hatte erneut das Gefühl, dass ihn irgendetwas verunsicherte. »Im Sommer sind es manchmal bis zu zehntausend! Zehntausend Volltrottel, die glauben, hier alles antatschen zu können. Ohne Kameras können Sie den Laden dichtmachen.«
    Zöller ging voraus, als sie über das Vorzimmer und das Speisezimmer endlich in das Schlafgemach des Königs gelangten. Die prachtvolle neogotische Einrichtung war so eindrucksvoll wie das Bühnenbild einer Wagner-Oper. In der linken Ecke stand das breite Bett mit seinem holzgeschnitzten Baldachin, links davon befand sich ein ebenso verzierter Waschtisch mit einen versilberten Schwan als Wasserspender. Zwei Durchgänge führten in die angrenzende private Hauskapelle und in eine kleine künstliche Grotte mit Wintergarten. Überall an den Wänden des Schlafzimmers waren Gemälde aus der Sage von Tristan und Isolde zu sehen, auch hier sorgten die kleinen Kameras dafür, dass unartige Besucher sofort entdeckt wurden.
    Gedankenverloren betrachtete Steven das Nachtkästchen neben dem Bett. Das Holz wirkte seltsam dünn und billig. Wieder musste der Antiquar an das denken, was Zöller vorhin gesagt hatte.
    Das meiste hier ist nur Lug und Trug …
    »Dann wollen wir mal schauen«,

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