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Die Ludwig-Verschwörung

Die Ludwig-Verschwörung

Titel: Die Ludwig-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Pötzsch
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Manstein die Augen. Schon glaubte Steven, sie würde ihren Schergen den Befehl geben, sie beide mit den Uzis niederzumähen, doch dann hatte sich die Konzernchefin offenbar wieder gefangen.
    »Gut«, flüsterte sie. »Gut, gut. Dann sage ich Ihnen, was wir tun werden. Sie drei bleiben hier im Thronsaal, zusammen mit dem Tagebuch. Ich gebe Ihnen drei Stunden.« Sie hielt die Finger wie zu einer Schwurhand in die Höhe. »Drei Stunden, nicht mehr! Wenn Sie mir dann den Ort nennen können, hole ich einen Arzt für diesen verstockten Alten. Darauf haben Sie mein königliches Ehrenwort. Ansonsten …« Sie wandte sich zum Gehen, und ihre Helfer folgten ihr schweigend. »Ansonsten wird es im Fall Ludwig eben noch ein paar weitere mysteriöse Todesfälle geben.«
    Mit rauschendem Königsmantel stolzierte Seine Majestät mit den beiden Paladinen Richtung Arbeitszimmer. Nur Lancelot blieb noch ein wenig im Portal stehen und blinzelte Sara mit seinem gesunden Auge an.
    »Bald werden wir zwei großen Spaß haben, Baby«, flüsterte er. »Und wenn ihr beiden Süßen glaubt, ihr könntet mit dem Handy oder dem Laptop Hilfe holen, vergesst es. Hier oben gibt es kein Netz, kein W-LAN, kein gar nichts. Hab es selbst probiert. Neuschwanstein ist tiefstes Mittelalter.«
    Krachend schlossen sich die Türflügel.
    In der darauffolgenden Stille war nur der röchelnde Atem Albert Zöllers zu hören. Er hielt die Augen geschlossen, nur ab und zu flatterten seine Lider nervös. Sara riss Stoffstreifen aus ihrer Jacke und begann den Alten notdürftig zu verbinden.
    »Der Mann braucht Hilfe!«, schrie sie laut, in der Hoffnung, jemand könnte sie draußen hören. »Mein Gott, ist da keiner, der uns helfen kann!« Doch die Stille um sie herum wurde nur noch drückender.
    »In was für eine Situation sind wir hier nur reingeraten!«, fluchte Steven und raufte sich seine grauen Haare. »Ich hätte dieses verdammte Buch einfach in meinem Antiquariat verbrennen sollen!«
    »Dann hätte dich diese Verrückte vermutlich ebenso angezündet«, erwiderte Sara. »Also hör schon mit dem Jammern auf und überleg lieber, wie wir hier wieder rauskommen. Nur so hat Onkel Lu vielleicht eine Chance.« Die Kunstdetektivin schien sich mittlerweile wieder etwas gefangen zu haben. Erneut fühlte sie Zöller den Puls und tupfte ihm den Schweiß von der Stirn. Der Notverband war bereits nass von Blut.
    »Ich glaube nicht, dass es Onkel Lu noch lange macht, jedenfalls keine drei Stunden«, flüsterte die Kunstdetektivin. »Diese verrückte Hexe! Sie hält sich ganz offensichtlich wirklich für einen neuen Ludwig II. Wahrscheinlich hat sie sich für einen Haufen Geld irgendwo einen kleinen Palast bauen lassen, wo sie inmitten der Originalmöbel Neuschwansteins ihre Königsträume auslebt. Wie abgefahren ist das denn?«
    »Aber warum dann das Buch?«, fragte Steven. »Was hat Marots Tagebuch damit zu tun? Und welchen Ort hat sie gemeint, den wir für sie finden sollen?«
    Sara zuckte mit den Schultern. »Diese Frau ist verrückt. Wer weiß schon, was in ihrem Kopf herumspukt?«
    Plötzlich stand sie auf und stellte sich breitbeinig mitten in den Raum, das Gesicht einer der Kameras unter der Decke zugewendet. »He, Sie Königin der Herzen!«, brüllte sie. »Können Sie mich hören? Ludwig hätte so was nie gemacht! Er war vielleicht ein wenig von der Rolle, aber Sie sind komplett wahnsinnig. Hören Sie? Komplett wahnsinnig!«
    Als keinerlei Reaktion erfolgte, sah Sara sich hektisch suchend um, dann eilte sie schließlich auf eine kleine Tür links der Apsis zu. Sie öffnete sie, und Steven spürte einen kalten Luftzug.
    »Hier vom Balkon hat man tagsüber bestimmt eine prima Aussicht«, hörte er Saras Stimme von draußen. »Runter kommt man allerdings nur, wenn man sich zwanzig Meter tief fallen lässt. Fuck !«
    Sie schloss die Tür und wandte sich wieder dem schwer atmenden Albert Zöller zu. Sanft bettete sie seinen Kopf auf die Reste ihrer Jacke. »Uns wird wohl nichts anderes übrigbleiben, als auf den Vorschlag dieser durchgeknallten Nebelkrähe einzugehen«, murmelte sie. »Ich glaube zwar nicht, dass Luise uns dann laufen lässt, aber vielleicht können wir so wenigstens Onkel Lu retten.«
    »Den du, ganz nebenbei, grundlos verdächtigt hast«, warf Steven ärgerlich ein.
    »Als wenn das jetzt noch eine Rolle spielt!« Sara verdrehte die Augen. »Wahrscheinlich werden wir nie erfahren, was es mit dieser Garmischer Detektei und den Anrufen in die USA auf sich

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