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Die Ludwig-Verschwörung

Die Ludwig-Verschwörung

Titel: Die Ludwig-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Pötzsch
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fast. Und außerdem könnten wir der Polizei sonst von Madames großartigem Kunstdiebstahl erzählen.«
    »Kunstdiebstahl?«, fragte Sara verdutzt. »Ich fürchte, ich verstehe nicht.«
    Ein leichtes Zucken im Gesicht der Konzernchefin zeigte Steven, dass Albert Zöller etwas Wichtiges herausgefunden hatte. Die beiden Wächter links und rechts des Throns tauschten nervöse Blicke aus.
    »Sie können Millionen Touristen täuschen, vielleicht auch die Schlossverwaltung und ein paar dieser selbsternannten Experten, Frau Manstein«, knurrte Albert Zöller. »Aber mich täuschen Sie nicht. Ich habe mir das Bett, den Waschtisch und auch das übrige Mobiliar im Schloss ganz genau angeschaut und Fotos gemacht. Es sind nur Winzigkeiten, aber ich habe zu viele Bilder der ursprünglichen Einrichtung gesehen, um den Unterschied nicht zu bemerken.«
    »Unsinn!«, zischte die Konzernchefin. »Die Kopien sind perfekt!«
    »Die Kopien?« Steven blickte verwirrt von Onkel Lu zu Luise Manstein. »Welche Kopien?«
    »Herr Lukas, glauben Sie wirklich, Manstein Systems hat den Auftrag in Neuschwanstein nur wegen des Renommees oder aus reiner Menschenliebe übernommen?« Zöller lachte leise. »Ein in Deutschland führendes IT-Unternehmen möbelt ein verstaubtes Schloss auf? Kümmert sich um so belanglose Dinge wie das Wachpersonal? Das kam mir gleich spanisch vor. Als ich heute im königlichen Schlafzimmer einen Blick auf die Möbel werfen konnte, habe ich es zunächst nicht glauben können. Ich dachte, ich müsste mich täuschen. Aber jetzt weiß ich, dass wir Zeugen eines der größten Kunstdiebstähle dieses Jahrhunderts sind. Schon allein deshalb wird uns Madame nicht laufen lassen.«
    »Wollen Sie damit sagen, alle Möbel und Kunstwerke im Schloss sind nur … Duplikate?« Plötzlich fiel Steven wieder ein, wie billig und dünn ihm vorhin das Holz des königlichen Nachtkästchens vorgekommen war. Konnte das möglich sein? Mit einem Mal hatte er das Gefühl, ihm würden die Beine weggezogen.
    Das meiste hier ist nur Lug und Trug …
    »Ich weiß nicht, wie viele Möbelstücke«, erwiderte Zöller achselzuckend. »Das Bett, die Stühle und der Waschtisch im Schlafzimmer in jedem Fall. Vermutlich hat Manstein Systems in den Nächten, in denen die Alarmanlage installiert wurde, alles Stück für Stück hier abgebaut und zeitgleich die Duplikate reingeschafft. Die Möbel im Arbeits- und im Speisezimmer kamen mir auch ein wenig anders vor. Und hier …«
    Er blickte neugierig hinauf zur Decke, wo der große Kronleuchter mit seinen fast hundert Kerzen hing.
    »Wir haben ganze Arbeit geleistet«, sagte Luise Manstein stolz. »Der Kronleuchter wiegt annähernd eine Tonne, ein zerbrechliches Einzelstück aus böhmischem Glas. Ich finde, dass er sich an seinem neuen Ort ganz hervorragend macht.«
    Steven sah sich gebannt nach allen Seiten um. Der Kronleuchter, die mannsgroßen Kerzenständer, die prächtigen Tische und Stühle in den Nachbarräumen … War das alles gestohlen worden? Standen in Neuschwanstein ausschließlich Duplikate ?
    »Wo, in Gottes Namen, haben Sie denn all die Stücke hingebracht?«, fragte er entsetzt. »In ein Lager? Wollen Sie sie etwa verkaufen? Sie haben doch schon genug Geld!«
    Luise Manstein lachte laut auf, es war ein beinahe mädchenhaftes Kichern. »Ich sehe, Sie haben mich immer noch nicht verstanden, Herr Lukas«, sagte sie schmunzelnd. »Ludwig hat nie gewollt, dass normale Sterbliche durch seine Schlösser trampeln und mit ihren Blicken die Bilder und Möbel hier entweihen. Ich habe die Exponate an einen heiligen Ort bringen lassen, wo ich ganz allein sie betrachten kann.«
    »Aha«, murmelte Sara. »In Ihr Wohnzimmer, nehme ich an. Weil Sie nämlich keine normale Sterbliche sind, nicht wahr? Andere werden ja als Schmetterling, Napoleon oder Topfpflanze wiedergeboren, aber Sie selbstverständlich als König Ludwig II.«
    »Wie kann Sie es wagen, mich so zu beleidigen?«, keifte Luise Manstein plötzlich und sprang erneut von ihrem provisorischen Thron auf. Winzige Speichelflocken troffen von ihren Lippen, den Derringer richtete sie jetzt direkt auf Sara, während ihre Stimme durch den Saal donnerte. »Sie wird noch früh genug begreifen, wen Sie vor sich hat! Lancelot, erteil dem Flittchen eine Lektion.«
    Mit einer blitzschnellen Bewegung drückte der Riese Sara von hinten gegen die Kniekehlen, so dass sie mit einem Schrei der Überraschung einknickte und zu Boden ging. Dann holte er aus und trat ihr

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