Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ludwig-Verschwörung

Die Ludwig-Verschwörung

Titel: Die Ludwig-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Pötzsch
Vom Netzwerk:
ähnelte.
    »Drei!«
    »Himmelherrgott! Auf was hab ich mich hier nur eingelassen!«
    Steven griff nach der Tasche und rannte gemeinsam mit der Unbekannten auf den Hinterausgang zu. Im gleichen Augenblick hörte er, wie hinter ihnen krachend die Regalwand umstürzte und jemand durch das zerstörte Fenster stieg.
    Sie werden meine Bücher abfackeln! Meine schönen Bücher!
    Audrey Hepburn zerrte ihn hinaus auf den mit Mülltonnen, Fahrrädern und altem Gerümpel vollgestellten Hinterhof, der von hohen Hauswänden umgeben war. Ein alter Nachbar starrte neugierig über seine Geranienkästen zu ihnen herunter, von irgendwoher ertönte bayerische Volksmusik aus dem Radio. Links von ihnen befand sich eine mannshohe Mauer zum Nachbargrundstück, neben der eine mit Zeitungen überquellende Papiertonne stand.
    »Hier entlang!«, rief die Fremde und eilte auf die Mauer zu.
    Mit einer katzengleichen Bewegung zog sie sich an der Tonne hoch, kletterte über die Mauer und war kurz darauf verschwunden. Zögernd sah Steven sich um. Als er entfernte Schritte hörte, begann er fluchend sich ebenfalls an der Tonne hochzuhieven. Ein kurzer Blick über die Mauer zeigte ihm, dass sich dahinter ein weiterer Hof anschloss, von dem aus eine breite Toreinfahrt auf die Straße führte. Bis zum Boden waren es mindestens zwei Meter.
    »Nun springen Sie schon!«, befahl ihm die Frau, die bereits am Tor stand. »Sie sind dicht hinter uns!«
    Hinter Steven waren nun Rufe und Schreie zu vernehmen. Er schloss kurz die Augen, dann sprang er mit ausgebreiteten Armen auf den Asphalt, stolperte und rannte gleich darauf weiter auf die Einfahrt zu, die Aktentasche fest an den Körper gedrückt. Als er das Tor endlich passiert hatte, schlug die Frau hinter ihnen scheppernd den metallenen Flügel zu. Schon kurz darauf ertönte drinnen an der Tür lautes Klopfen.
    »Wir nehmen meinen Wagen!« Die Fremde rannte hinaus auf die Straße. »Er steht gleich hier um die Ecke. Ich hoffe bloß, Sie haben keine Platzangst.«
    Sie steuerte auf einen winzigen quietschgelben Mini-Cooper zu und hielt Steven mit einem leichten Kopfnicken die Tür auf. Dabei nahm sie zum ersten Mal die dunkle Sonnenbrille ab. Das grüne Kopftuch war nach hinten gerutscht und gab einen streng gebundenen Haarknoten frei. Steven schätzte sie auf Ende zwanzig.
    Sie sieht wirklich aus wie Audrey Hepburn, dachte er. Oder wie Eva Maria Saint in Der unsichtbare Dritte. Aber ich bin nicht Cary Grant …
    »Steigen Sie ein. Ich bring Sie zu mir nach Hause, da sind Sie erst mal sicher.« Die Fremde zwinkerte Steven zu. »Keine Angst, ich beiße nicht. Im Gegensatz übrigens zu den Jungs hinter uns.«
    »Nur wenn Sie mir versprechen, dass Sie mir erzählen, was das alles hier soll«, brachte Steven atemlos hervor.
    »Versprochen. Aber zuerst müssen wir von hier weg.«
    Noch immer war das wütende Hämmern gegen die Tür zum Hinterhof zu hören. Audrey Hepburn schlug die Wagentür zu, drehte den Zündschlüssel und gab Gas.
    Steven hatte gar nicht gewusst, wie schnell ein Mini-Cooper fahren konnte.

4
    S ie rasten über einen belebten Platz, vorbei an ein paar Obst- und Imbissbuden und bogen dann mit lautem Hupen rechts in den Mittleren Ring ein. Audrey Hepburn überholte einen silbernen Audi und beschleunigte dann so abrupt, dass es Steven kurz in den Sitz drückte.
    Das ist alles ein böser Traum, dachte er. Nur ein böser Traum. Gleich wache ich auf in meinem Bett, neben mir ein paar Gedichtbände und ein Buch von Gabriel García Márquez. Ich putz mir die Zähne, geh in meinen Laden …
    »Sind sie hinter uns?«
    Die Stimme der brünetten Fremden an seiner Seite holte ihn zurück in die Wirklichkeit.
    »Äh, was?«, murmelte er benommen. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass die Tasche mit dem Schatzkästchen noch immer auf seinem Schoß lag.
    »Ob sie schon hinter uns sind. Diese Typen im schwarzen Chrysler.«
    Steven drehte sich um und blickte durch die Heckscheibe auf den Verkehr hinter ihnen. Jetzt, gegen sieben Uhr abends, kamen viele Leute von der Arbeit heim, dementsprechend voll war es auf den Straßen. Einen Chrysler konnte er unter den vielen hupenden, blinkenden und gelegentlich ausscherenden Autos nicht erkennen.
    »Ich glaube, wir haben sie abgehängt.« Der Antiquar sah wieder starr nach vorne, bevor ihm endgültig schlecht wurde.
    »Gut. Wir fahren jetzt zu mir nach Hause, und dann …«
    »Nichts und dann. Ich glaube, es wird Zeit, dass Sie endlich mit dieser Geheimniskrämerei

Weitere Kostenlose Bücher