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Die Ludwig-Verschwörung

Die Ludwig-Verschwörung

Titel: Die Ludwig-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Pötzsch
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»Ich wusste, dass Onkel Paul keinen Laptop hatte, aber trotzdem gern nach alten Büchern surfte. Und tatsächlich, der Typ an der Lobby konnte sich erinnern, dass ein älterer Herr am Nachmittag zuvor unten am Hotelcomputer war. Also hab ich den Verlauf auf der Adressleiste gecheckt. Und siehe da, da tauchte dann Ihr Antiquariat auf. Übrigens in Verbindung mit dem Tagebuch des guten alten Samuel Pepys.«
    »Sie kennen Pepys?«, fragte Steven verwundert.
    Sara sah ihn spöttisch an. »Herr Lukas, ich bin promovierte Kunsthistorikerin. Nur weil ich nebenbei Detektivin bin, muss ich nicht die Allgemeinbildung eines Horst Schimanski besitzen.«
    Steven lächelte, ihm gefiel die raubeinige schnoddrige Art dieser jungen Frau, auch wenn er sie noch nicht recht einordnen konnte.
    »Pepys. Samuel Pepys«, referierte er. »Ein Tagebuch aus dem 17. Jahrhundert, das wie kein zweites die Lebenswelt der frühen Neuzeit in England zeigt. Der Professor hat es bei mir gesucht. Das war wohl der Grund, warum er in mein Antiquariat gekommen ist. Aber warum hat er dann den Behälter dort gelassen?«
    »Vielleicht fühlte er sich verfolgt«, warf Sara ein. »Irgendjemand war ihm auf den Fersen. Er ist in Ihren Laden und …«
    »Und hat sein Buch gegen ein anderes von mir ausgetauscht!« Steven schnippte mit den Fingern. »Natürlich, so muss es gewesen sein! Mir fehlt seitdem ein Band mit deutschen Balladen. Ziemlich clever von Ihrem Onkel.«
    Sara rieb sich die Augen, die von Müdigkeit und dem Rauch der Zigarette gerötet waren. Der Kajal unter ihren Augen war verwischt, doch sie schien es nicht zu merken. »Es hat ihm nichts genutzt«, sagte sie leise. »Sie haben ihn erwischt, gefoltert und getötet. Dabei muss er auch Ihren Namen verraten haben, und jetzt sind dieselben Leute Ihnen auf den Fersen. Die Begegnung von vorhin zeigte ziemlich deutlich, dass diese Männer kurzen Prozess machen.«
    Steven schüttelte den Kopf. »Das alles nur wegen eines Buches, das den Tod eines längst verstorbenen Monarchen aufklären soll? Das ist doch absurd!«
    »Glauben Sie mir, ich kenne die Sammlerszene. Da gibt es welche, die würden für ein seltenes Kunstwerk ihre eigene Mutter an Piranhas verfüttern.«
    »Ich fürchte, es war nicht das erste Mal, dass sie es bei mir versucht haben«, erwiderte Steven nach einer Weile.
    Die Kunstdetektivin runzelte die Stirn. »Was meinen Sie damit?«
    Steven erzählte ihr von dem merkwürdigen Fremden im Trachtenanzug am Abend zuvor und von der darauffolgenden mysteriösen Begegnung auf der Theresienwiese.
    »Sie sagen, die Männer trugen schwarze Kapuzen?«, fragte Sara. Plötzlich schien sie sehr aufgeregt, ihr Gesicht wurde eine Spur blasser.
    Steven nickte. »Schwarze Kapuzen und Fackeln in der Hand. Wieso? Kennen Sie die Männer vielleicht?«
    Mit der Zigarette im Mundwinkel ging Sara Lengfeld hinüber zum Computer und klickte sich durchs Internet. Schließlich winkte sie Steven, sich etwas auf dem Bildschirm anzusehen.
    »Ich weiß nicht, ob ich recht habe«, murmelte Sara und deutete auf den Monitor. »Schauen Sie am besten selbst.«
    Steven starrte auf den Computer. Er sah drei Gestalten in schwarzen Umhängen und spitzen Kapuzen vor einem Holzkreuz, das aus dem flachen Wasser eines schilfumsäumten Sees ragte. In den Händen hielten sie jeweils zwei brennende Fackeln, die sie zu einem X geformt hatten. Von ihren Augen waren nichts weiter als schmale Schlitze zu sehen.
    Der Antiquar hielt den Atem an. So hatten auch die Männer ausgesehen, die ihm gestern auf der Theresienwiese gefolgt waren!
    »Wenn es diese Männer waren«, sagte Sara Lengfeld und drückte ihre zweite Zigarette in einer Kaffeetasse aus, »dann haben wir jetzt ein echtes Problem.«

5
    D er König fuhr über einen See, auf dem sich grünes und blaues Licht spiegelte. Von der Decke hingen Stalaktiten wie erstarrte Tentakel herab, an den Felswänden schimmerten die Fresken zorniger Ritter, die Schwerter zum Kampf erhoben, die Münder geöffnet zum lautlosen Schrei.
    Lautlos glitt die Barke ans Ufer, wo bereits zwei seiner Paladine warteten. Mit ihren dunkelgrünen Boxerjacken und den akkurat geschnittenen GI-Frisuren wirkten sie in dieser unterirdischen Welt wie Außerirdische von einem fernen Planeten.
    »Und? Erec, Bors?«, fragte der König und lauschte verträumt der Musik Richard Wagners, die aus im Fels versteckten, sündhaft teuren Dolby-Lautsprechern durch die Grotte waberte. »Habt ihr gefunden, worauf ich so sehnlichst

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