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Die Ludwig-Verschwörung

Die Ludwig-Verschwörung

Titel: Die Ludwig-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Pötzsch
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den Kopf. Ohne große Hoffnung fühlte er an der Halsschlagader des Schlägers, konnte aber kein Lebenszeichen mehr feststellen. Sein eigener Puls raste noch immer, er war zu keinem vernünftigen Gedanken fähig. Sara schien sich indessen wieder ein wenig gefangen zu haben. Insgeheim bewunderte der Antiquar die Kaltschnäuzigkeit, mit der sie weiter den Toten durchsuchte. Gleichzeitig war er von ihrer Coolness verwirrt.
    Was ist diese Frau noch mal? Kunstdetektivin? Wohl eher ein weiblicher Philip Marlowe …
    »Man könnte fast meinen, Sie machen das nicht zum ersten Mal«, warf er leise ein. »Gehört das vielleicht auch zur klassischen Detektiv-Ausbildung? Leichenfleddern?«
    »Ich wüsste zwar nicht, was Sie das angeht«, erwiderte Sara, ohne hochzublicken. »Aber gehen Sie mal davon aus, dass ich eine gewisse Erfahrung besitze.«
    »Als Kunst -Detektivin? Aber …«
    »Was haben wir denn hier?« Sara zog einen kleinen Anhänger unter dem T-Shirt des Toten hervor. Er zeigte einen ziselierten goldenen Schwan mit ausgebreiteten Flügeln und darunter eine verschnörkelte Inschrift.
    »Tmeicos Ettal «, sagte sie nachdenklich und ließ die Kette wie ein Pendel vor Steven hin und her baumeln. »Was das wohl zu bedeuten hat? Das ist in keiner Sprache verfasst, die ich kenne. Ob es wohl …«
    »Das ist doch jetzt so was von egal«, zischte Steven. »Hier liegt ein Toter! Und ich hab ihn auf dem Gewissen!«
    »Er war kurz davor, jemanden umzubringen.« Nach kurzem Zögern steckte Sara das Amulett ein. »Und er hat auf mich gezielt. Vergessen Sie das nicht.«
    Steven starrte noch immer auf die Leiche und die Blutlache, aus der mittlerweile eine mittelgroße Pfütze geworden war. Schließlich stand er abrupt auf und wandte sich zur Tür. »Auf alle Fälle müssen wir sofort die Polizei benachrichtigen.« Er drehte sich zu Sara um. »Dürfte ich kurz Ihr Handy haben? Meines liegt irgendwo oben im Büro.«
    Die Kunstdetektivin zog ein schwarzes Smartphone hervor. Als sie das zersplitterte Display sah, fing sie zu fluchen an.
    »Scheiße, das hier können Sie nur noch als Wurfgeschoss verwenden.« Sie drückte vergeblich ein paar Tasten. »Ist bei dem Sturz vorhin wohl draufgegangen. Na prima, das hat ein paar hundert Euro gekostet!«
    »Dann lassen Sie uns zum Telefonieren nach oben in mein Büro gehen«, schlug Steven vor. »Das beste wird sein, wir …«
    »Und was wollen Sie der Polizei sagen?«, fuhr Sara dazwischen. »Dass Sie ein Dechiffrierungsbuch aus dem 17. Jahrhundert gesucht und dabei versehentlich Hulk mit der Eisenstange erschlagen haben?«
    »Moment mal, Sie haben doch selbst gesagt, dass es Notwehr war. Der Typ wollte eindeutig diesen Fremden erwürgen!«
    Sara blickte sich achselzuckend um. »Welchen Fremden? Ich sehe keinen Fremden.«
    »Aber …«
    »Herr Lukas«, fuhr sie besänftigend fort. »Diese Geschichte ist sowieso schon reichlich kompliziert. Was haben wir zwei so spät noch hier unten im Lager verloren? Wer war der Mann, der weggelaufen ist? Was hat es mit diesem Buch auf sich? Glauben Sie mir, ich kenne die Jungs von der Polizei. Die werden uns nicht auf die Schulter klopfen und dann laufen lassen. Die sperren uns ein, und dann geht die Fragerei los, bis sie bei Adam und Eva angelangt sind.« Sie atmete einmal tief durch, bevor sie weitersprach. »Ich sage Ihnen, was wir machen: Wir wischen die Fingerabdrücke von der Stange, gehen schön wieder nach Hause und tun so, als wären wir nie hier gewesen. Und morgen wird irgendein Nachbar das aufgebrochene Lager entdecken und einen bedauernswerten Einbrecher finden, der beim Kampf um die Beute sein Leben ausgehaucht hat. Na, was halten Sie davon?«
    Ungläubig starrte Steven die Kunstdetektivin an. Ihre Mitleidlosigkeit machte ihm zunehmend zu schaffen.
    »Ich soll mich davonstehlen wie ein Mörder?«, fragte er fassungslos.
    Sara zog die Augenbrauen hoch. »Geht’s eine Spur weniger pathetisch? Ich versuche nur, Ihnen zu helfen. Ihnen und mir.«
    Steven massierte sich die Schläfen. Noch einmal wanderte sein Blick über die Leiche mit der hellroten Blutlache, die inmitten der weißen Buchseiten seltsam surreal anmutete.
    Wie ein Fass ausgelaufener Tinte, dachte er. Oder wie roter flüssiger Siegellack. Blut, das an meinen Fingern klebt!
    Schließlich atmete er einmal tief durch. »Okay«, sagte er leise. »Wir machen es, wie Sie sagen. Ich hab zurzeit schon genügend Probleme, da brauch ich nicht noch eine Horde neugieriger Polizisten. Mit

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