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Die Ludwig-Verschwörung

Die Ludwig-Verschwörung

Titel: Die Ludwig-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Pötzsch
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meiner Schuld werd ich ohnehin allein klarkommen müssen.«
    »Wunderbar. Glauben Sie mir, Sie werden mir noch dankbar dafür sein.«
    Sara Lengfeld kniete sich nieder, wobei sich ihr Gesicht kurzzeitig zu einer schmerzhaften Grimasse verzog. Angestrengt spähte sie hinter die Regale, bis sie endlich die blutverschmierte Eisenstange entdeckte. Sie zog die Tatwaffe zwischen zwei Kisten hervor und wischte sie sorgfältig mit einem Taschentuch ab.
    »Das hätten wir.« Vorsichtig legte Sara die Stange neben die Leiche, dann hielt sie kurz inne, um schließlich die Pistole aus den leblosen Fingern des Hünen zu ziehen. Routiniert legte sie den Sicherungsbügel um und steckte die Waffe in ihre Jackentasche.
    »Ich hab das Gefühl, dass wir die vielleicht noch mal brauchen könnten«, sagte Sara und wandte sich wieder Steven zu. »Und jetzt suchen wir endlich dieses vermaledeite Dechiffrierungsbuch.«
    Wie in Trance nickte der Antiquar. Er hatte kurzzeitig völlig vergessen, warum sie eigentlich hier waren. Schließlich stieg er vorsichtig über die Blutlache hinweg und stöberte im hinteren Teil des Archivs, wo sich die wissenschaftlichen Werke aus dem 17. und 18. Jahrhundert befanden. Stevens Hände zitterten, bei jedem Geräusch glaubte er, jemanden auf der Treppe zu hören – vielleicht den anderen Fremden? Einen Moment lang war ihm, als würde sich der Tote gleich als Zombie vom Boden erheben und ihn mit seinen kräftigen Händen erwürgen.
    »Verdammt, wie lange brauchen Sie denn noch?«, schimpfte Sara. »Wenn wir Pech haben, ruft dieser Kapuzentyp die Polizei. Dann ist hier bald die Hölle los!«
    »Ich … Einen Augenblick noch.«
    Steven ging die Buchreihen ab, die alphabetisch nach Verfassern geordnet waren. Endlich fand er Sheltons ›Tachygraphy‹ in einem Regal ganz oben rechts. Es war ein eher unscheinbares dickes Buch mit einem kartonierten Einband. Er griff danach und stopfte es wie ein Beutestück unter seine Cordjacke.
    »Und jetzt raus hier«, sagte Sara, die schon auf dem Weg nach oben war. »Das Gebet für Hulk sprechen wir dann im Auto. Einverstanden?«
    Nur in Jogginghose und einem ausgewaschenen Wollpulli saß Steven Lukas eine gute Stunde später bei Sara Lengfeld im Büro und nippte an einer Tasse schwarzem Tee.
    Die Kunstdetektivin hatte ihn überzeugt, dass seine eigene Wohnung zurzeit nicht sicher genug war. Wenn die Männer in den Boxerjacken sein Antiquariat gefunden hatten, bereitete es ihnen sicher keine Schwierigkeiten, auch seine Wohnungsadresse in Erfahrung zu bringen. Zum Schlafen war Steven ohnehin zu aufgedreht, die vergangenen vierundzwanzig Stunden hatten sein bisheriges Leben gründlich durcheinandergewirbelt. Also hatte er zähneknirschend zugestimmt, zunächst einmal Saras Büro aufzusuchen. Und sei es nur für einen Tee und ein paar frischer Klamotten.
    Steven biss sich auf die Lippen. Der Tote in seinem Antiquariat ging ihm nicht aus dem Kopf. Er hatte einen Menschen erschlagen, wenn auch in Notwehr, und diese sogenannte Kunstdetektivin machte einfach fast so weiter, als wäre nichts geschehen. Zwar wirkte auch Sara etwas angeschlagen, sie hatte auch bereits ihr zweites Glas Whiskey intus, aber alles in allem schien sie den Vorfall im Keller erstaunlich gut wegzustecken. Wer war diese Frau eigentlich?
    Als Sara seinen Blick bemerkte, lächelte sie ihn an und deutete nach hinten. »Ich glaube, ich mach uns erst einmal etwas zu essen«, sagte sie tröstend. »Meine Mutter meinte immer, danach sieht die Welt ganz anders aus. Hat zwar nicht gestimmt, aber das mag auch am miesen Essen meiner Mutter gelegen haben.«
    »Ich verstehe wirklich nicht, wie Sie jetzt ans Essen denken können«, empörte sich Steven. »Ein Mensch ist gestorben! Ist das für Sie Routine?«
    »Nein, wirklich nicht.« Sara legte den Kopf schräg und sah ihn nachdenklich an. »Aber es mag sein, dass ich eine etwas dickere Haut habe als Sie. Dort, wo ich aufgewachsen bin, gehörten Schlägereien zur Tagesordnung.«
    »Lassen Sie mich raten«, sagte Steven spöttisch. »Die New Yorker Bronx oder Soweto in Johannesburg?«
    Sara grinste. »Berlin-Wedding. Waren Sie schon mal in dem Viertel? Ein Drittel Ausländer, ein Drittel Arbeitslose. Wenn Sie da keine blutige Nase bekamen, wollte keiner mit Ihnen spielen. Die beste Unterhaltung war, wenn die Polizei wieder irgendeine Drogenwohnung nebenan stürmte. Und auf dem Spielplatz in der Maxstraße bei uns in der Nähe lag das schmutzige Fixerbesteck im

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