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Die Ludwig-Verschwörung

Die Ludwig-Verschwörung

Titel: Die Ludwig-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Pötzsch
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Gesicht leckte.
    Ich war gerettet. Zumindest vorläufig.
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    Wenig später hatte ich mich so weit beruhigt, dass ich, noch immer außer Atem, hinter dem verdutzten Pförtner zum Schloss hocheilen konnte. Im Mondlicht sah es mit seinen weiß schimmernden Figuren und filigranen Verzierungen aus wie der Palast eines Elfenkönigs. Links und rechts des Eingangs standen zwei Pfauen aus wertvollem Sèvres-Porzellan. Von meinen früheren Besuchen wusste ich, dass sie die Anwesenheit des Königs verkündeten.
    Als ich an den blumigen Terrassengärten und dem funkelnden Wasserbecken auf das Gebäude zuschritt, kam mir der alte Johann aus Berchtesgaden entgegen, einer der einfachen altbayerischen Diener, wie sie Ludwig am liebsten an seiner Seite hatte.
    »Der Herr Marot!«, rief er bestürzt. »Gott im Himmel, was ist denn mit Ihnen geschehen?«
    »Das tut jetzt nichts zur Sache«, keuchte ich. »Ich muss sofort den König sprechen! Es geht um Leben und Tod!«
    Johann nickte ergeben und deutete auf die Hügel hinter uns. »Seine Majestät ist drüben in der Venusgrotte. Soll ich Sie hinbringen?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Danke, ich finde den Weg auch allein.«
    Durch pechschwarze Laubengänge tastete ich mich über die Terrassen hinter dem Schloss empor, bis ich endlich oben am Musikpavillon stand. Von hier aus war es nur noch ein kleines Stück zur Venusgrotte, Ludwigs liebstem Spielzeug.
    In der Dunkelheit, die jetzt, kurz vor der Morgendämmerung, am tiefsten war, konnte ich unweit von mir einen schmalen Streifen Licht erkennen. Als ich mich ihm näherte, sah ich aufeinandergeschichtete Felstrümmer und eine steinerne Tür, die einen Spaltbreit offen stand, wie der granitene Eingang zu einer Zauberhöhle. Erst als ich vorsichtig dagegenklopfte, merkte ich, dass sie nur aus einer dünnen Schicht Zement bestand. Durch den Schlitz drang blaues Licht nach außen, und ich vernahm das sanfte Geräusch von Wellen, die an ein flaches Ufer schlugen.
    Zaghaft öffnete ich die nachgeahmte Felsentür und betrat die Grotte.
    Ihr grandioser Anblick ließ mich meine Sorgen für einen Moment vergessen. Es war, als hätte ich eine andere Welt betreten, eine Welt so fern von allem Lärm, Gestank und Gehetze unserer neuen Zeit, dass ich mich geborgen fühlte wie im Schoß der Erdmutter. Nachdem ich einen langen schmalen Gang mit felsigen Nischen durchquert hatte, gelangte ich schließlich in eine künstliche Tropfsteinhöhle, die in blaues Licht getaucht war. Stalaktiten und bunte Blumengirlanden aus Gips hingen von der Decke, von rechts ertönte das Rauschen eines Wasserfalls. Ein kleiner funkelnder See lag in der Mitte der Grotte, zwei Schwäne schwammen mit erhobenen Köpfen ganz nah an mir vorüber. Weiter hinten schaukelte auf der schimmernden Oberfläche des Teichs ein goldener Kahn, der die Form einer riesigen Muschel hatte.
    In dem Kahn saß mit geschlossenen Augen der König.
    Ich war mit Ludwig schon einmal hier gewesen, eine Gnade, die er nur wenigen seiner Untertanen zuteilwerden ließ. Trotzdem erschauderte ich nun, als ich ihn dort sah. Ich musste an den Kaiser Barbarossa denken, der im Kyffhäuser schlief bis zu dem Tage, wenn dem Deutschen Reich Gefahr droht. Doch nun drohte dem König selbst Gefahr, und es war an mir, ihn zu warnen.
    Ich räusperte mich verhalten, und Ludwig öffnete die Augen. Ein feines Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.
    »Ah, Theodor«, sagte er und bedeutete mir, zu ihm in den Nachen zu steigen. »Hat Euch München so auf den Magen geschlagen, dass Ihr in Linderhof auf Genesung hofft? Es freut mich, dass Ihr bei mir seid. Bringt Licht in meine tristen Gedanken.«
    Ich betrat das schaukelnde Boot und setzte mich Ludwig gegenüber. Er wirkte aufgedunsen und blass wie ein Molch, der sein Leben ausschließlich im Dunkeln verbringt. Dennoch hatte er nach wie vor jene Würde und Anmut an sich, die ihn als König schon immer ausgezeichnet hatte. Aus dem Augenwinkel sah ich ein Gemälde aus Wagners Tannhäuser, das an der rückwärtigen Wand im blauen Licht nur undeutlich auszumachen war. Ich erkannte einen Ritter in einer dunklen Höhle. Kleine Engel umschwirrten ihn, während liebreizende Frauen einen Reigen tanzten. Der Mann auf dem Bild wirkte erschöpft und glücklich zugleich.
    »Majestät«, begann ich leise. »Ich habe leider keine guten Nachrichten. Ihr seid in Gefahr. Die Minister wollen Euch für verrückt erklären lassen! Sie haben Kontakt mit dem Irrenarzt Dr.   Bernhard von

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