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Die Ludwig-Verschwörung

Die Ludwig-Verschwörung

Titel: Die Ludwig-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Pötzsch
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Alpträume, in denen mir der preußische Agent seinen Derringer an die Schläfe hielt und abdrückte. Mehr als einmal ging mir die teuflische Intrige der Minister durch den Kopf. Den König einfach davonjagen, das konnten sie nicht. Ganz im Gegenteil – derzeit mussten sie jeden Tag damit rechnen, von Seiner Majestät entlassen zu werden. Doch wenn sie ihn für verrückt erklärten, wäre er nicht mehr regierungsfähig, und Prinz Luitpold, der Onkel Ludwigs, rückte automatisch in der Thronfolge nach. Allerdings brauchten die Minister dafür ein unanfechtbares Gutachten, am besten eines vom berühmtesten Irrenarzt des Deutschen Reichs: Dr.   Bernhard von Gudden, seines Zeichens Königlicher Obermedizinalrat und Direktor der Oberbayerischen Kreisirrenanstalt. Der Plan war wirklich perfekt.
    Der bekannte Psychiater hatte bereits Prinz Otto behandelt, den bemitleidenswerten jüngeren Bruder Ludwigs. Otto war hochgradig wahnsinnig und verbrachte seine eintönigen Tage jammernd und kichernd im Schloss Fürstenried. Auch eine Tante Ludwigs galt als irrsinnig. In früherer Zeit hatte sie gerne behauptet, sie habe ein gläsernes Klavier verschluckt. Die Wittelsbacher waren also beileibe kein einfaches Geschlecht. Doch bei allem Irrsinn, allen Phantastereien – Ludwig war nicht verrückt! Die Intrige der Minister diente allein dazu, einen zunehmend renitenten, von seinen Bauplänen überzeugten König durch eine willige Marionette zu ersetzen!
    Am Abend stärkte ich mich mit einem halben Laib Brot, Butter und Speck, bestieg mein Pferd und ritt die Loisach entlang auf Garmisch zu. Im Dunkel der Nacht erklomm ich schließlich die Passhöhe des Ettaler Sattels und galoppierte an Kloster Ettal vorbei. Ab hier, so viel war mir klar, galt es vorsichtig zu sein. Die Landstraße nach Linderhof war schmal; links und rechts davon lagen Wälder und sumpfige Auen, die ich mit dem Pferd nicht zu durchreiten wagte. Wäre ich von Strelitz gewesen, ich hätte den Hinterhalt genau dort geplant.
    Nur wenige Meilen vor dem Schloss wähnte ich mich schon in Sicherheit, als links von mir plötzlich Zweige knackten. Im nächsten Augenblick ertönte ein peitschender Knall. Ich ließ mich vom Pferd fallen, rollte mich ab und robbte in das Dickicht neben dem Straßengraben, als ich auch schon eine Gestalt aus dem Wald huschen sah. Das Mondlicht war hell genug, so dass ich den Mann sofort erkannte. Es war von Strelitz, der mit seinem schwarzen Mantel in der Nacht noch mehr einer großen Fledermaus glich als am Tage. In seiner Hand hielt er die noch rauchende Pistole, während er sich suchend nach allen Seiten umblickte. Was mich aber noch mehr erschreckte, waren die Männer an seiner Seite.
    Es waren vier Gendarmen.
    Keine gedungenen Meuchelmörder, keine preußischen Agenten, sondern vier brave, in grünen Drillich gekleidete bayerische Beamte, die nun ihrerseits ihre Pistolen zogen und nach links und rechts ausschweiften. Ein kalter Schauder lief mir über den Rücken. Wie weit reichte die Macht der Minister, dass sich nun sogar schon Polizisten am Sturz Ludwigs beteiligten! Bestimmt hatte man den Männern falsche Tatsachen vorgegaukelt, wahrscheinlich hatte von Strelitz ihnen erzählt, ich sei ein mordlustiger Anarchist, der es auf den König abgesehen habe. Trotzdem – dass bayerische Beamte sich so einfach für das Böse gewinnen ließen, ließ mir die Haare zu Berge stehen.
    Während die Polizisten die Büsche jenseits der Straße absuchten, näherte sich von Strelitz mit gezogener Waffe meinem Versteck. Er war nur noch fünf Schritte von mir entfernt und kam langsam näher. Im fahlen Mondlicht konnte ich seine Augen funkeln sehen, fast glaubte ich, er könnte mich riechen. Vorsichtig nestelte ich am Mantel, um meinen eigenen Revolver hervorzukramen, doch ich begriff schnell, dass mich bereits das geringste Geräusch verraten würde. Schließlich ließ ich davon ab und machte mich bereit für den Angriff.
    Von Strelitz war nur noch zwei Schritte von mir entfernt, als ich plötzlich wie ein dunkler Nachtmahr mit lautem Gebrüll auf ihn zusprang. Wie erhofft zuckte der Agent zurück, und sein Schuss ging ins Leere. Ich drehte mich um und rannte hakenschlagend auf ein Tannenwäldchen zu, in dem ich wenigstens vorübergehend Schutz zu finden hoffte. Hinter mir ertönten wütende Schreie und gleich darauf Schüsse. Doch wie durch ein Wunder verfehlten sie mich.
    Endlich erreichte ich die ersten krumm gewachsenen Tannen und tauchte ein in das

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