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Die Ludwig-Verschwörung

Die Ludwig-Verschwörung

Titel: Die Ludwig-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Pötzsch
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Gudden aufgenommen. Er soll ein Gutachten erstellen, das Euch regierungsuntauglich macht.«
    In hastigen Sätzen berichtete ich ihm vom Verdacht Dürckheims, von meiner Maskerade als Droschkenfahrer und meiner überstürzten Flucht. Nach und nach verschwand das Lächeln aus Ludwigs Gesicht, lange Zeit sagte er nichts.
    »Wie sicher ist das?«, fragte er schließlich.
    Erleichtert atmete ich auf. Man konnte bei Ludwig nie wissen, wie er reagierte. Doch ganz offensichtlich schien er die Angelegenheit ernst zu nehmen.
    »Wie bereits gesagt, ich selbst habe das Gespräch zwischen dem Hofsekretär Pfaffinger, dem Doktor Gudden und einem preußischen Agenten belauscht.«
    »Ein preußischer Agent?«, hauchte der König. »Aber Bismarck hat mir immer versichert …«
    »Der Reichskanzler wird immer das tun, was seiner Meinung nach dem Deutschen Reiche dient«, warf ich ein. »Und die bayerischen Minister haben ihm wohl ins Ohr geflüstert, dass Ihr dieses Land nicht weiter regieren könnt.«
    »Nicht weiter regieren?« Ludwigs Stimme war plötzlich eiskalt. »Nur, weil ich Bayern nicht so regiere, wie es den Herrschaften genehm ist! In zwei Kriege habe ich dieses Land schon führen müssen. Wo man hinblickt, rasseln die Säbel. Dieses Deutsche Reich kann vor lauter Kraft nicht mehr laufen. Die verfluchten Preußen mit ihrer Großmannssucht!« Er richtete sich zornig im Nachen auf, so dass das Boot ob seines Gewichts gehörig wackelte. »Sie werden uns noch in einen Krieg führen, der diese Welt zu Schutt und Asche verbrennt. Wo sind die alten Ideale? Das alte Königtum? Sucht mir eine Insel, Theodor. Irgendein Eiland, wo ich der König sein darf, der ich sein will!«
    Ich schloss die Augen und betete, dass Ludwig vernünftig blieb. In letzter Zeit schwärmte er immer wieder davon, Bayern zu verlassen. Einige seiner Bediensteten hatte er sogar beauftragt, ihm ein fernes Land zu suchen – was diese mit Freuden taten und sich so luxuriöse Reisen gönnten. Leider wechselten die Launen des Königs wie der Wind. Er konnte sachliche Briefe verfassen und vernünftige Befehle geben und im nächsten Augenblick einem Lakaien mit lebenslanger Deportation drohen oder ein Gespräch mit der Büste Marie Antoinettes führen.
    »Ihr müsst nach München kommen und Euch dem Volk zeigen!«, flehte ich. »Wenn Ihr nur ein klein wenig auf die Leute zugeht, werden sie Euch wieder in ihr Herz schließen, so wie früher. Und der Plan der Minister wäre beim Teufel! Keiner wird diesem Gutachten Glauben schenken, wenn Ihr Euch nur ein wenig vernünftig zeigt.«
    »Ich soll also beweisen, dass ich nicht verrückt bin?«, murmelte der König. »Was für eine Ironie! Haltet Ihr mich denn für … verrückt, so wie mein Bruder Otto es ist?«
    »Nein, Majestät. Bei meiner Ehre, ich halte Euch für verträumt und für sensibler als die meisten anderen Mensehen, aber nicht für verrückt.«
    Ludwig lächelte wieder. »Sensibel.« Er schmeckte dem Wort nach wie einer süßen Zwetschge. »Ich glaube, das trifft es. Danke, Marot. Ihr wart mir immer einer der Teuersten. Ich schätze Eure Ehrlichkeit.« Behutsam steuerte er den Kahn ans Ufer und stieg schwerfällig aus. »Ich werde über Euren Vorschlag nachdenken.« Er zog mich mit seinen starken Armen zu sich an Land. »Und jetzt kommt mit. Ich möchte Euch etwas zeigen, das Euch den Atem rauben wird.«
    Als wir die Grotte verließen, wechselte im Inneren das blaue Licht in einen roten Farbton.
FALKHQR
    Wir gingen hinüber zum Schloss, während sich im Osten bereits die Morgendämmerung ankündigte. Schweigend folgte ich dem König, bis wir schließlich auf dem dunklen Vorplatz standen.
    Dort hatten sich trotz der frühen Stunde bereits einige Diener eingefunden, die einen kleinen, mit Intarsien verzierten Tisch, zwei Stühle und ein silbernes Tablett mit allerlei köstlichen Speisen an mir vorbeitrugen. Verwundert stellte ich fest, dass sie sich der hohen alten Linde näherten, die unweit des Brunnenbassins stand. Als ich am Stamm emporblickte, sah ich ungefähr in halber Höhe eine Plattform, zu der eine einfach gezimmerte Holzleiter hinaufführte. Mit einem Flaschenzug hievten die Diener nun die Möbelstücke und das Tablett auf die luftige Terrasse und arrangierten alles ganz so, als stünde der Tisch nicht in fünf Metern Höhe, sondern im königlichen Speisezimmer.
    »Mein Abendessen soll heute Euer Frühstück sein, Marot«, sagte Ludwig und deutete lächelnd auf die Plattform. »Seid so lieb und

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