Die Lüge im Bett
Hinterkopf örtlich mit einer Spritze, rasiert vorsichtig einige Haare ab und näht die Wunde.
»Es sieht nicht nach einem Schädelbruch aus«, beruhigt er Nina. Trotzdem möchte er sie noch gleich mit zum Röntgen nehmen.
Nina fährt mit ihm mit, erfährt nach der Auswertung des Röntgenbildes, daß die Verletzung zwar schmerzhaft, aber nicht ernsthaft sei, und ist schon nach einer Stunde mit dem Taxi wieder zurück. Erschöpft legt sie sich gleich hin und schläft sofort ein.
Nichts auf der Welt ist mehr wichtig. Selbst Hollywood kann warten!
UNFRIEDE
Am nächsten Tag fühlt sich Nina schon wieder besser. Sie fährt zur Nachuntersuchung zu Nics Hausarzt und kommt gegen Mittag mit einem Taxi zurück. Vor dem Haus steht ein Polizeiwagen. Mit einem komischen Gefühl in der Magengrube geht sie durch die schwere Eingangstür und dann die Treppen hinauf. Im ersten Stock stehen einige Leute in einer Gruppe zusammen, vor ihnen zwei Polizisten. Alle drehen sich nach ihr um, als sie jetzt langsam die Treppe heraufkommt. Es sind keine freundlichen Blicke, die sie treffen. Nina liest eher einen Ausdruck von »geschieht ihr gerade recht« oder »wegen der so einen Aufstand« auf den Mienen. Einer der Polizisten nickt ihr zu: »Prima, daß Sie gerade kommen. Darf ich Ihnen meinen Kollegen, Ralf Hoffarth, vorstellen?«
Den Kollegen kennt Nina schon, es ist nun tatsächlich der aus der Einbahnstraße, und er scheint diese Sache zu seiner Sache machen zu wollen.
»Unter diesen Umständen wollte ich Sie eigentlich nicht wiedersehen«, sagt er und reicht ihr die Hand.
»Guten Tag.« Nina grüßt in die Runde, vereinzelt kommt ein leichtes Nicken zurück. »Ich wohne nur übergangsweise bei Herrn Naumann, auf rein kameradschaftlicher Basis. Es gibt also keinen Grund, mich deswegen niederzuschlagen!« Ninas zweites Ich tut sich wieder einmal hervor, die schüchterne, zurückhaltende andere Hälfte lauscht überrascht.
»Es ist ja auch nicht gesagt, daß es einer von uns war!« Ein kugelbäuchiger Mann im langärmeligen Unterhemd schaut sich beifallheischend in der Runde um.
»Es ist aber auch nicht bewiesen, daß Sie es nicht waren!«
Ralf Hoffarth zückt einen Notizblock. »Wo waren Sie beispielsweise gestern gegen fünfzehn Uhr?«
»Hier. Ist das verboten, wenn ein rechtschaffener Bürger nachmittags zu Hause ist?«
»Gibt es dafür einen Zeugen?«
»Meine Frau!«
»Soll das jetzt ein Verhör werden?« mischt sich ein anderer, jüngerer Mann in patzigem Tonfall ein. »Wir haben doch auch Rechte!«
Ralf Hoffarth zuckt die Achseln. »Ich kann Sie auch alle aufs Revier laden, wenn Ihnen das lieber ist. Macht für Sie mehr Umstände, aber wenn Sie es so haben wollen«, er klappt sein Notizbuch zu, »bitte!«
Eine Frau Mitte Fünfzig, mit braunen Dauerlocken und im Lodenmantel, schüttelt energisch den Kopf. »Das will ich auf keinen Fall! Im Gegensatz zu diesem Herrn hier arbeite ich nämlich den ganzen Tag. Mich können Sie gleich fragen! Ich war gestern um die Uhrzeit hinter der Kasse in dem Lebensmittelgeschäft, in dem ich arbeite.« Sie nennt ihren Namen, ihr Stockwerk, ihren Arbeitgeber und dessen Adresse.
»Oh, da war ich gestern doch auch!« Nina schaut sie erstaunt an. Tatsächlich, jetzt, da sie es weiß, erinnert sie sich an das Gesicht.
»Ja, ich weiß!« Die Frau nickt ihr zu. »Sie haben sich einen teuren Champagner gekauft, und ich habe mir noch überlegt, ob Sie wohl Geburtstag haben!«
»Woher kannten Sie mich denn?«
»Nun, vom Sehen!« Die Frau macht eine unbestimmte Handbewegung.
»Also, bitte!« sagt Nina zu den Polizisten. »Sie wäre dann schon mal auszuschließen!«
»Und außerdem wäre es mir egal, wenn Sie mit fünf Männern zusammenleben würden. Das ist doch wirklich reine Privatsache!« Sie fixiert den Mann im Unterhemd scharf, dann verabschiedet sie sich. »Ich muß zur Arbeit!«
Auch die Befragung der anderen bringt nicht viel. Am Schluß steht die Vermutung, daß es ein Stadtstreicher war, der auf die Möglichkeit gelauert hat, Nina Wessel aus Köln eins überzuziehen.
»Und die Tatwaffe?« fragt Nina schließlich noch und kommt sich sehr clever vor.
»Wahrscheinlich ein Baseballschläger!« Ralf Hoffarth nimmt seine Mütze ab und streicht sich seine Haarsträhnen zurecht. Was Uniformen aus Männern machen, denkt Nina dabei und ist froh, als er die Mütze wieder aufsetzt. Damit sieht er einfach viel besser aus.
»So was haben doch eher die Jungen«, meint Nina, »die
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