Die Lüge im Bett
umstandslos über Sven ausgelassen. Aber doch nicht vor ihrer großen Liebe!
»Ach, das! Das war einmal!« schwächt sie mit rotem Kopf ab und greift nach ihrem Glas. Nic entgeht nichts.
»Das sah mir aber gar nicht danach aus«, bohrt Leo weiter, »der Kerl ist ja eifersüchtig wie zehn Sizilianer!« Dazu schnippt er mit dem Finger, als hätte er ein Springmesser in der Hand.
Nina schüttelt entschieden den Kopf: »Das scheint nur so. Das ist eben seine Art. So ist er immer.« Halt doch endlich deine Klappe, denkt sie verzweifelt und lenkt ab: »Aber du sahst ja reichlich verliebt aus. Schnuckiputzi,
was?«
»Nicht Schnuckiputzi! Das war die andere! Die du meinst, ist Schnuckelchen. Ein bißchen differenzieren muß man ja schon!«
Nic lacht.
Das ist die Gelegenheit. »Und du?« fragt Nina ihn und hofft, möglichst unbeteiligt zu wirken.
»Ich bin ledig und lebe allein«, er lächelt sie an.
Du großer Gott, Maria und Josef, alle Geister von Wasser und Feuer, Himmel und Erde, er hat mich angelächelt. Er hat mich vielsagend angelächelt, und er lebt allein! Single! Sie schluckt. Nicht mehr lange!
Nic fragt sie nach ihrem Sternzeichen.
Aber Nina ist noch ganz benommen von seinem Familienstand. Ledig, allein. Wie eine Zauberformel. »Bitte?«
»Dein Sternzeichen!«
»Widder! Mein Sternzeichen ist Widder.«
»Ach ne!« Nic verzieht das Gesicht: »Meine letzte große Liebe war Widder, und das endete in einer Katastrophe! Und die vorletzte auch! Irgendwie scheine ich immer wieder an Widder zu geraten!«
Irgendwie scheine ich immer wieder an Widder zu geraten. Was soll das heißen? Nina entscheidet sich dafür, es als ersten Achtungserfolg bei Nic zu werten. Sie ist auf dem richtigen Weg. Und noch ein paar Tage, dann ist sie auch Suzanna für immer los. Die Zeit arbeitet für sie. Jetzt muß sie nur noch selbst für sich arbeiten. Und das heißt: abnehmen.
Entschieden legt Nina ihr Besteck zur Seite.
»Was soll das denn jetzt bedeuten? Ist dir nicht gut, oder was?« fragt Leo.
»Doch, doch. Aber bei all dem Low Budget müssen auch mal Low Calories drin sein, oder?«
DER AFFRONT
Am nächsten Morgen stürmt Bernd aufgebracht in den Frühstücksraum. Nina kratzt gerade die Marmelade aus dem kleinen Plastikbehälter und schaut erstaunt auf. »Solche Eigenmächtigkeiten sind in dieser Stadt nicht üblich!« fährt er sie an.
»Was hast du dir dabei gedacht?!«
Sieh an. Jetzt wird es interessant, jetzt zeigt er sein wahres Gesicht.
»Ich will die Wahrheit wissen, ganz einfach. Von dir erfährt man ja nichts! Inhaltsloses Geschwätz, das ist alles!«
»Die Wahrheit, die Wahrheit! Es gibt tausend Wahrheiten und keine! Die mißbrauchen dich für ihre Zwecke, und du bist so naiv und fällst auch noch drauf rein!«
Er hat sich vor Ninas Eßtisch aufgebaut und schaut drohend auf sie herunter. Das erinnert sie fatal an Sven. Aber sie hat alle Svens dieser Welt hinter sich!
Langsam steht sie auf und ist kaum kleiner als Bernd. Fast auf Augenhöhe. »Ich weiß nicht, wer dir dein nobles Auto bezahlt. Aber ich kann mir ungefähr vorstellen, welche Gegenleistungen man als Journalist erbringen muß, um mit den höchsten politischen Kreisen Kaviar fressen zu können. In Europa nennt man so was Prostitution. Darüber solltest du als überparteilicher und objektiver Berichterstatter mal nachdenken!«
Im Frühstücksraum ist es völlig still. Alle sitzen regungslos, auch die wenigen Gäste, die nicht zum Team gehören. Bernds Kopf ist hochrot, auf seiner Glatze hat sich ein leichter Schweißfilm gebildet. »Du hast ja keine Ahnung!« brüllt er und hält ihr seinen Zeigefinger vors Gesicht. »Aber jetzt ist es zu spät. Jetzt könnte ihr selber sehen, wie ihr klarkommt!« Damit dreht er sich um, stapft wütend zur Tür und knallt sie hinter sich zu.
Nina schaut zu Nic. Der klopft in aller Seelenruhe sein Ei an. »Anscheinend hast du einen Nerv bei ihm und seinen feinen Freunden getroffen«, meint er unbeeindruckt und köpft sein Ei dann mit einem gezielten Schlag.
»Habt ihr das gehört? Der droht uns doch tatsächlich!« Leo zieht die Brauen hoch. »Dieser Gartenzwerg droht uns! T-t-t!«
Er schnalzt mit der Zunge.
»Dabei sollte er uns besser gar nicht erst neugierig machen!« fügt Nic hinzu und lacht Nina an: »Was, Nina?«
Nina hat sich wieder hingesetzt. Sie staunt. Vor allem über sich selbst. Wo hat sie nur diese Kühnheit hergenommen und die richtigen Worte? Sie hätte sich das selbst nicht
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