Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Lüge im Bett

Die Lüge im Bett

Titel: Die Lüge im Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hauptmann
Vom Netzwerk:
Gott, denkt Nina. Jetzt verschläft er unsere letzten Stunden auch noch. Es wird immer bizarrer. Ich werde Sven eine große Liebe beichten, und die große Liebe pennt, anstatt sich um mich zu kümmern, mich in den Arm zu nehmen, mir ein liebes Wort ins Ohr zu flüstern, die süße Zukunft zu planen.
    Mist!
    Ich sage Sven nichts. Zunächst jedenfalls. Ich spiele sein Spiel mit, bis ich die Spielregeln des anderen kenne.
    Nina lehnt sich zurück. Wenn das meine Mutter wüßte, sie würde zusammenbrechen. Ihre Tochter als Spielball zwischen zwei Männern, von denen sie den liebt, der nicht mit ihr zusammen ist.
    Sie grinst in sich hinein. Sie hat den einen, und den wird sie vorerst behalten, bis sie den anderen kriegt, dann ist es für Konsequenzen immer noch früh genug!
    Sie schließt die Augen. Mal gespannt, wie lange ich das aushalte.
    Ein anderer Gedanke schießt ihr plötzlich durch den Kopf und läßt es in ihrem Magen kribbeln: Die Aufdeckung der Machenschaften rund um die Straßenkinder ist ihr nicht gelungen. Sie konnte ein bißchen an der Oberfläche kratzen, einige kritische und interessante Interviews aufnehmen, aber keine Stellungnahme der verdächtigen Hintermänner.
    Wahrscheinlich war es wirklich anmaßend von ihr, das in dieser kurzen Zeit erreichen zu wollen. Vielleicht gibt es darüber aber noch etwas im Archiv. So könnte es vielleicht doch noch eine halbwegs runde Geschichte werden. Sie gähnt. Im großen und ganzen kann sie zufrieden sein. Material haben sie genügend, sogar für mehrere Sendungen, wenn's sein müßte. Wieder muß sie gähnen. Etwas Schlaf wird ihr guttun. Was Nic kann, kann sie schon lange!
    Sven holt sie am Flughafen ab und demonstriert seine Rolle an Ort und Stelle mit einer heftigen Kußszene.
    Nina findet es lächerlich - sie ist bloß froh, daß Nic in München wohnt und nicht, wie alle anderen, nach Köln weitergeflogen ist.
    Tom, Herbert und Gerd schieben gerade ihre Kisten durch den Zoll, als ein Zöllner sie zurückruft.
    »Ist was mit unserem Carnet?« fragt Tom brummig und schaut Gerd vorwurfsvoll an, aber der zieht nur die Schultern hoch.
    »Keine Ahnung!«
    »Na gut!« Tom geht zurück und verhandelt mit dem Zöllner, danach verschwindet er in der Gepäckausgabe.
    »Was ist denn jetzt los? Haben wir was geschmuggelt?«
    Herbert schaut die anderen ratlos an.
    Nina fällt Suzannas Bemerkung ein. Wenn ihre netten Freunde ihnen vor dem Abflug Drogen untergejubelt haben, wäre das allerdings eine schöne Überraschung!
    Alle warten, nur Sven drängt zum Aufbruch. »Komm schon. Damit hast du doch überhaupt nichts zu tun!«
    »Natürlich habe ich damit etwas zu tun. Wir sind schließlich ein Team!«
    »Mensch, Leute!« brüllt da Tom vom Eingang her, daß sich die ganze Halle nach ihm umdreht. In Riesensätzen spurtet er heran. »Es ist wieder da! Alles ist wieder da!«
    »Was ist da?« fragt Leo begriffsstutzig.
    »Alles, was sie uns geklaut haben! In einem Extrabehälter. Der stand noch allein auf dem Rollband, und die Zöllner haben ihn geöffnet!«
    »Mein Baby!« Leo strahlt übers ganze Gesicht und läuft mit den anderen los.
    Das war also die Überraschung. Ein kleiner Gruß von den brasilianischen Banditen.
    Und sogar Sven riskiert ein erstes Lächeln. Klar, auf diese Weise gibt's mit der Versicherung keinen Ärger. Alles löst sich in Wohlgefallen auf.
    Die Männer kommen bereits mit einer großen, braunen Metallkiste zurück. Die hat Nina vorhin zwar gesehen, aber nicht darauf geachtet. Ihre Kisten sind aus blankem Alu.
    »Wie kamen die Zöllner darauf, daß sie zu uns gehört?« fragt sie.
    »War ja naheliegend«, erklärt Tom, »sie wußten, daß wir Filmausrüstung dabeihaben.«
    »Ich werde Nic anrufen«, Leo klappt den Deckel auf, um nach seiner Kamera zu schauen, »er wird sich freuen!«
    Das hätte Nina ganz gerne selbst übernommen. Aber dafür hätte Sven wohl kein Verständnis aufgebracht.
     
    Was folgt, ist die schlimmste Nacht in Ninas Leben. Sven hat den Tisch festlich gedeckt, Rosen und Champagner stehen darauf, und ein kleines, rot verpacktes Geschenk liegt auf ihrem Teller. Sie kann sich denken, was es ist.
    »Als Vorspeise oder als Dessert?« fragt sie und schluckt
    trocken.
    »Das Dessert bist doch du«, entgegnet Sven gutgelaunt und entkorkt die Champagnerflasche. Nina fühlt, wie sich ihre Nackenhaare sträuben. Hier geht es um sie! Um ihre Person, ihr Leben und nicht zuletzt - um ihren Körper. Was im Flugzeug so leicht zu regeln war,

Weitere Kostenlose Bücher