Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Lüge im Bett

Die Lüge im Bett

Titel: Die Lüge im Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hauptmann
Vom Netzwerk:
Augen. »Seit wann kannst du denn logisch denken?«
    »Laß mich bloß in Ruhe!« Nina wirft ihm einen halb ernstgemeinten giftigen Blick zu.
    Er grinst breit und schiebt sich eine Bärentatze in den Mund.
    Ilse Wessel steht seufzend auf: »Lauter Kindsköpfe in der Familie«, sagt sie, dann zieht sie eine Schublade des Wohnzimmerschranks auf und legt ein kleines Fotoalbum vor Ninas Teller.
    »Was ist jetzt das?«
    »Schau doch hinein«, fordert ihr Vater sie kauend auf.
    »Danke für den Tip!« Nina blättert es auf und betrachtet die sorgfältig in Plastikhüllen geschobenen Fotos. Ein festlich gedeckter Tisch ist abgebildet - es ist der Wohnzimmertisch. Das nächste Bild. Viele Leute um den Tisch. Aber der Fotograf war zu weit weg, der Blitz zu schwach. Ein typisches Foto ihrer Mutter! Sie wird's nie lernen! Nina blättert weiter. Jetzt sind die Figuren größer, dafür die Köpfe teilweise abgeschnitten. »Du glaubst doch nicht, daß ich da was erkennen könnte«, mault Nina.
    »Du weißt, daß ich das nicht kann!« verteidigt sich ihre Mutter.
    »Nicht können gibt es nicht. Nur nicht wollen!« wiederholt Nina den Satz ihrer Kindheit.
    »Ich staune!« lächelt ihr Vater süß. »Hat unsere Erziehung also doch etwas genützt!«
    »Bei mir schon! Bei euch nicht!« kontert Nina und sieht ihren Vater mit ihrem Pubertätsausdruck an: einen frechen Zug um den Mund, die Augen nach Was-willst -du -denn- Manier zusammengekniffen, die Augenbrauen verächtlich hochgezogen. Damit hatte sie ihn stets zuverlässig auf die Palme gebracht.
    »Das gibt in deinem Alter Falten!« Ihr Vater deutet auf ihre Stirn. »Blätter lieber weiter!«
    Nina fällt nichts darauf ein und sie blättert weiter.
    »Jetzt weiß ich's«, sagt sie plötzlich und hält bei einer Großaufnahme inne.
    »Ich habe ein Interview mit ihr gemacht! Ein Straßeninterview!« Sie zeigt ihrer Mutter das Bild. »Das ist ja ein unglaublicher Zufall!«
    Ihre Mutter lächelt. »Sie hat's mir erzählt!«
    »Sie hat dir was? Wieso denn? Wie konnte sie wissen, daß ich deine Tochter bin?«
    Ihre Mutter und ihr Vater tauschen einen kurzen Blick aus.
    »Was ist los?« fragt Nina. »Bedeutungsschwere Blicke gelten nicht mehr. Die Zeit ist vorbei!«
    »Dieser hier ist aber trotzdem bedeutungsschwer!« Um den Mund ihres Vaters spielt ein leichtes Lächeln.
    »So? Warum?« Nina nimmt einen Schluck Kaffee. Dabei überlegt sie angestrengt, aber sie ist sich keiner Schuld bewußt.
    »Du hast uns nichts von deinem Autounfall erzählt!«
    »Meinem Unfall?« Nina verschluckt sich. Der Unfall mit Svens Wagen! Sie schaut zu ihrer Mutter.
    »Dort hast du doch die Bekanntschaft von Frau Heckschneider gemacht!«
    Sie nickt ihr zu.
    »Frau Heckschneider hat die Regie bei dem Drei-Frauen-Stück geführt und gleichzeitig mitgespielt. Eine außergewöhnliche Frau!«
    Nina schweigt. Sie sieht die Szenen wieder vor sich. Die Frau mit dem Umhang am Straßenrand. Der alte Wagen mit dem Handy. Und sie sieht sich auf der Suche nach ihr. Dabei hätte sie nur zu der Einladung ihrer Eltern fahren müssen. Welche Ironie des Schicksals!
    »Wie hat sie mich erkannt? Ich meine, ich war doch an dem Abend gar nicht hier!«
    »Mutti hat ihr selbstverständlich Fotos von ihren lieben Kleinen gezeigt, so wie stolze Mütter das eben so tun«, erklärt ihr Vater und zieht sich dabei mit zwei Fingern einen Spitzbuben aus dem Korb. »Dabei konnte sie natürlich nicht wissen, daß sie gar keinen Grund hatte, stolz zu sein!«
    »Laß doch, Paul«, schaltet sich Ilse ein und schaut ihn streng an. »Es ist beiden nichts passiert, und das ist doch die Hauptsache!«
    »Was hat Sven denn dazu ...« Plötzlich klingelt es Sturm.
    »Nikki«, ruft Nina und springt auf. Selten hat sie sich über die Ankunft ihrer Schwester so gefreut wie gerade jetzt. »Ich mach auf!«
    »Das glaub ich!« hört sie ihren Vater noch sagen, aber da ist sie schon an der Tür.
    Nikki steht vollbepackt vor ihr und strahlt sie an. Die Zwillinge quetschen sich laut schreiend an ihr vorbei ins Haus, ihr Schwager kommt mit weiteren Geschenken auf sie zu.
    »Klasse, daß ihr da seid.« Nina nimmt ihrer Schwester zwei Tüten ab und geht voraus zur Garderobe. Dort legen sie alles ab und begrüßen sich erst einmal richtig mit Umarmung und Küssen. Trotz der liebevollen Begrüßung spürt Nina jedoch schon wieder den leichten, altbekannten Stich in der Herzgegend. Nikki sieht toll aus! Sie hat einfach die bessere Mischung abgekriegt, als Mutti und Vati

Weitere Kostenlose Bücher