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Die Luft, die du atmest

Die Luft, die du atmest

Titel: Die Luft, die du atmest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Buckley
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abgeschlossen. Mach niemandem auf. Drück auf die Hupe, wenn dich jemand belästigt.»
    «Aber   –»
    «Schatz, mir bleibt keine Zeit mehr.» Ann knallte die Tür zu, schloss mit der Fernbedienung ab und hörte das Piepen. Ihre große Tochter war fast weiß im Gesicht.
    Sie nahm Maddie auf den Arm und lief so schnell es ging zur Notaufnahme. Maddies Kopf schlug gegen ihre Schulter.
    Vor der Tür stand ein Mann mit verschränkten Armen. Er trug eine dicke Atemmaske mit kreisrunden Lüftungslöchern. An seinem Hüftgürtel hing eine Pistole. Neben ihm stand eine Frau mit einem Klemmbrett und einer weißen Papiermaske, wie auch Ann eine trug. An den Türen klebten handbeschriebene Zettel.
     
    GRIPPEPATIENTEN NACH LINKS.
    BITTE DIE ANDERE TÜR BENUTZEN.
     
    Ann schob sich durch die Menge und bemühte sich, Maddie möglichst wenig zu bewegen.
    «He», protestierte ein Mann.
    «Verzeihung.» Ann ging weiter. Ihr Herz pochte laut in der Brust.
    Die Frau mit der Maske und dem Klemmbrett musste eine Krankenschwester sein. Sie redete mit jemandem und machte sich Notizen.
    «Entschuldigung. Ich brauche Hilfe. Meine Tochter hat einen Allergieanfall.»
    Die Schwester blickte auf. «Kein Fieber?»
    «Sie hat keine Grippe.»
    Die Schwester kam, sah Maddies Gesicht und winkte Ann, mitzukommen. «Hier entlang.»
    Der Wachmann hielt ihnen die Tür auf.
    «Hallo, was ist mit mir?» Eine Frau versuchte, sich an Ann vorbeizudrängeln.
    Der Wachmann verschränkte die Arme und versperrte ihr den Weg.
    «Aber ich warte schon länger.» Sie diskutierten noch, als sich die Tür schloss.
    Ann folgte der Schwester durch einen kurzen Gang ins Wartezimmer. Es war warm und gut beleuchtet. Am Rand standen Schirmwände auf Rädern. Dahinter waren Leute. Ann konnte sie stöhnen hören und die Füße unter den Stoffwänden sehen. Die Leute lagen auf Tragen oder saßen zusammengesackt auf Stühlen. Die ganze Stadt schien da zu sein. Sie hatte sich in diesem Raum zusammengefunden.
    Die Schwester zog eine Krankenbahre heran. «Legen Sie sie hier drauf.»
    Ann setzte Maddie auf dem Laken ab. Ihre Tochter versuchte, sich aufzurichten und sich umzuschauen. Ann tätschelte ihr die Schulter. «Leg dich hin, mein Schatz.»
    Die Schwester umfasste die Stange an der Seite und zog dieTrage im Gehen mit. Schnell langte Ann nach der Stange auf der anderen Seite und half mit.
    «Doktor.» Die Schwester hielt neben einem Wagen mit Instrumenten. «Das Kind hier hat einen anaphylaktischen Schock.»
    Der Doktor hockte vor einer älteren Dame im Rollstuhl. Er erhob sich sofort und kam zu ihnen. Er trug eine Maske, und seine braunen Augen blickten freundlich. «Was ist passiert?»
    Ein Arzt, einfach so. Nach all den Wochen, in denen nichts ging, lief jetzt, wo sie es so dringend brauchte, auf einmal etwas so, wie es sollte. Zittrig atmete sie aus. «Sie hatte einen Allergieschock. Ich habe ihr Epinephrin gespritzt.»
    «Wie lange ist das her?» Er griff nach einer Flasche auf dem Wagen, spritzte sich Desinfektionsmittel auf die Hände und rieb sie aneinander.
    «Ungefähr eine halbe Stunde.»
    «Bringen Sie mir Dexamethason», befahl er der Schwester. Dann fragte er Ann: «Hat sie schon häufiger einen Anfall gehabt?»
    «Erst einmal. Da war sie zwei Nächte im Krankenhaus.»
    Er machte Maddies Mantel auf und beugte sich mit einem Stethoskop über sie.
    «Keine Handschuhe?», sagte Ann erschrocken.
    «Die sind uns vor Wochen ausgegangen.» Er fragte Maddie: «Kannst du mir sagen, wie du heißt?»
    «Maddie.»
    «Und wie alt bist du, Maddie?»
    «Achteinhalb.»
    Er hob ihren Pullover an. Maddies Augen wurden rund, und sie schob seine Hand weg.
    «Sie ist schüchtern», sagte Ann.
    «Tut mir leid, mein Kind. Ich muss mir das nur ganz kurz ansehen.» Er zog den Pullover wieder herunter und klopfte ihr auf die Schulter. «Wir werden dir eine Medizin geben müssen.»
    «Mit dem Inhalator?»
    «Wenn ich denn noch einen hätte, aber die sind uns ausgegangen. Doch die Spritze wird helfen.»
    Wieder machte Maddie große Augen und schüttelte den Kopf.
    Ann nahm ihre Hand. «Du schaffst das, mein Schatz.»
    Die Schwester kehrte mit einer Injektionsspritze zurück.
    Der Doktor hatte sie nach etwas geschickt, von dem Ann noch nie gehört hatte. «Was ist das für ein Medikament, das Sie ihr geben werden?»
    «Es heißt Dexamethason und ist ein Antiphlogistikum. Es braucht einen Moment, bis die Wirkung einsetzt, aber dann hält sie ziemlich lange an.»
    «Wie lange?»
    «Zwei

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