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Die Luft, die du atmest

Die Luft, die du atmest

Titel: Die Luft, die du atmest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Buckley
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Wann kann man damit rechnen, dass es besser wird?»
    «Meistens ist nach fünf Tagen der Höhepunkt erreicht, also sind Sie wahrscheinlich über das Schlimmste hinweg. Achten Sie darauf, dass er genug trinkt. Aber kein Leitungswasser. Was mit dem Wasser ist, wissen Sie doch, oder?»
    «Wir haben es uns gedacht.»
    «Haben Sie ihm ein Mittel gegen das Fieber gegeben?»
    «Ibuprofen, wenn er es bei sich behalten konnte.»
    «Wenn er es so lange geschafft hat, wird er bald durch sein. Das Wichtigste ist, dass sie ihn zu Hause behalten haben. Sie haben es genau richtig gemacht.»
    Das hatte keinen besonderen Mut gekostet. Sie hatte es schlicht nicht anders gewollt. «Als ich vorhin vorfuhr, hatte ich Angst, dass Sie geschlossen hätten. Es ist so eine Erleichterung zu sehen, dass Sie da sind.»
    «Wir haben schon schlimmere Phasen durchgemacht. Vor ein paar Wochen ist der Generator ausgefallen.» Die Schwester nahm Maddies Handgelenk. «Zum Glück ist es einem Patienten gelungen, ihn zu reparieren. Und jetzt haben wir auch endlich Vorräte bekommen, aber eine Zeit lang haben wir uns alle von Schokoriegeln aus dem Automaten ernährt. Wir haben eine ganze Reihe Mitarbeiter verloren. Einige schaffen den Weg hierher nicht.» Sie ließ Maddies Hand los und tätschelte sie. «Und andere   …» Sie zuckte erneut mit den Schultern.
    Ann gab ihr das Klemmbrett zurück. «Wie kommen Sie zur Arbeit und wieder nach Hause?»
    «Wir haben eine Fahrgemeinschaft. Es gibt eine Tankstelle mit einem Generator, die nur Fahrzeuge mit Sondererlaubnis betankt. Manchmal bin ich tagelang hier, bis ich wieder nach Hause kann.»
    Die Schwester drückte hinten auf den Kugelschreiber und notierte sich etwas, dann reichte sie Ann einen Zettel. «Schi cken Sie das an Ihre Versicherung. Irgendwann.»
    Sobald es wieder Post gab. Sobald jemand da war, der die Quittung in Empfang nehmen konnte. Irgendwann. Ann faltete das Blatt zusammen und steckte es in die Handtasche.
    Die Schwester nickte in Maddies Richtung. «Sie sieht schon viel besser aus.» Maddie schlief, ihre Augen waren geschlossen, ihre Haut verlor allmählich dieses schreckliche Rot. Die Schwellung ging eindeutig zurück. «Aber Sie müssen unbedingt dahinterkommen, was den Anfall ausgelöst hat. Das nächste Mal haben wir vielleicht gar nichts mehr hier.»
    «Ich danke Ihnen sehr.»
    Dafür, dass Sie uns so schnell vorgelassen haben. Dass Sie so schnell den Arzt angesprochen haben. Dass Sie zurückgekommen sind und nach meiner Tochter geschaut und dass Sie mir Hoffnung gegeben haben.
    «Nichts zu danken.»
    Ann stand auf und hängte sich die Handtasche über die Schulter. Sie legte Maddie eine Hand auf den Arm und schüttelte sie sanft wach.
    Auf dem Parkplatz kamen sie an einer Frau vorbei, die an einem Auto lehnte und haltlos schluchzte, die Hände vors Gesicht gepresst. Ann lenkte Maddie zu ihrem Wagen. Maddie würde es bald wieder gutgehen. Sie waren alle gesund, und auch mit Peter würde es bergauf gehen. Morgen oder übermorgenwürde er so weit sein, dass sie sich auf den Weg machen konnten.
    Wo wohl diese Tankstelle war, von der die Krankenschwester gesprochen hatte?

SIEBENUNDVIERZIG
    Blaue Wände stürzten auf ihn ein, auf Kopf und Schultern, und wichen wieder zurück. Der Flur war zu einem Ozean geworden. Peter bekam keine Luft mehr. Er wurde von einem Hustenanfall geschüttelt. Vornübergekrümmt hangelte er nach dem Geländer und hielt sich fest, damit der Teppich ihn nicht davonriss. Mit letzter Kraft ließ er sich auf die Treppe fallen. Sein Herz klopfte, als wollte es zerspringen. Er presste die Hand auf die Brust, um es zu beruhigen, und spürte, wie die Viren durch seine Venen strömten.
    Dann beugte sich Ann über ihn. «Komm, trink das hier.»
    Er blinzelte und war wieder allein. Richtig, er wollte sich ein Glas Wasser holen. Mühsam rappelte er sich hoch. Die Treppe wurde klein wie ein Stecknadelkopf und wuchs wieder in die Höhe. Er schlurfte über den kalten Küchenboden. Unter seinen Sohlen knirschte Sand.
    Er schloss die Finger um den Griff am Wasserhahn. Nichts passierte. Er musste fester ziehen. Plötzlich schoss ein Wasserstrahl ins Becken.
    Sein Blick ging mit. In genau so einem Nirostabecken hatte er Kate zum ersten Mal gebadet. Sie hatte überrascht geschaut, als er ihr mit der Hand vorsichtig warmes Wasser über den Bauch schippte. Er hatte sie auf die Stirn geküsst, und Ann hattesie beide geknipst. Das Bild hatte sie gerahmt und eine Weile auf dem

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