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Die Luft, die du atmest

Die Luft, die du atmest

Titel: Die Luft, die du atmest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Buckley
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die Hand nahm und wieder weglegte. «Suchst du was?»
    «Einen Schraubenzieher.»
    Er lange zum Steckbrett an der Wand und reichte ihr einen herunter. «Was hast du vor?»
    «Ich will das Trampolin abbauen.»
    Er verspürte einen Stich. Das Trampolin hatte er den Mädchen geschenkt. «Das könnte ich doch machen.»
    Sie nickte und legte den Schraubenzieher hin. «Gibt’s irgendwas Neues?» Seit den Nachrichten gestern Abend war sie still gewesen, hatte ihre Gedanken für sich behalten. Das war typisch Ann. Über die Dinge, die sie am meisten bewegten, sprach sie am allerwenigsten.
    «Gerade kam ein Bericht über ein Spießentensterben in Tennessee.»
    «Was ist mit Minnesota? Gibt es noch mehr Kranke?»
    «Nicht, dass ich wüsste.»
    «Das wäre ja gut.» Ann begann, die Fußbälle und Tennisschläger der Mädchen zusammenzusuchen und sie in der großen Kiste unter seiner alten Werkbank zu verstauen.
    Sie schien auf ein Wunder zu hoffen. Aber das taten sie wohl alle. «In Tennessee hält man das Virus für hochpathogen.» Er fischte einen Tennisball hinter den Gartengeräten heraus und warf ihn in die Kiste.
    «Dann könnte es sein, dass weniger Menschen betroffen werden, aber umso mehr Vögel?»
    Ann dachte schnell. Das hatte er schon immer an ihr gemocht. Der Rasenmäher war eingerostet. Vermutlich musste er geschärft werden. «Sie werden von verschiedenen Subtypen befallen. Es wäre aufschlussreich zu erforschen, was bei den Vögeln los ist. Das könnte uns vielleicht helfen, dahinterzukommen, wie sich die menschliche Variante verhält. Ohio und Tennessee liegen beide auf der Mississippi-Flugroute. Möglicherweise hat das Vogelsterben dort die gleiche Ursache wie hier.»
    «Welches Vogelsterben?»
    Richtig. Sie wusste ja gar nichts davon. «Es hat zwei gegeben, an zwei aufeinanderfolgenden Tagen, ein Stück nördlich von hier.»
    Gut eine Woche war das schon her. Kaum zu glauben. Er klappte die Trittleiter auf und hängte erst Kates, dann Maddies Fahrrad an die Haken an den Dachbalken.
    «So wie damals bei der Futtervergiftung?» Das war vor ein paar Jahren das erste Vogelsterben in der Gegend gewesen.
    «Schlimmer, wenn das überhaupt vorstellbar ist.» Er stieg von der Leiter und klopfte sich den Staub von den Händen. «Die ersten Proben habe ich analysiert, aber dann haben sie uns aus dem Labor rausgeschmissen, bevor ich mir die zweiten ansehen konnte. Die Proben könnten uns wirklich weiterhelfen. Das Beste wäre, wenn wir sie mit den Ergebnissen aus Tennessee vergleichen könnten.»
    Sie stemmte die Hände in die Hüften und seufzte. «Du überlegst, ob du ins Labor fahren sollst, stimmt’s?»
    Er hörte die Sehnsucht in ihrer Stimme. Die Garage aufzuräumen war für sie eine willkommene Unterbrechung gewesen, viel besser, als sich immer nur im Haus zu beschäftigen. Die Mädchen waren nicht die Einzigen, die rastlos wurden. «Sollen wir einen Spaziergang machen?»
     
    Es war schön, in der Kälte auszuschreiten. Peter betrachtete den hellen, wolkenlosen Himmel. Nirgends eine Ente oder Gans zu sehen. Aber das Wetter würde nicht so bleiben. Er spürte eine Veränderung in der Luft. «Haben sie Schnee angesagt?»
    «Für morgen.»
    «Die Mädchen werden sich freuen.»
    Ann schwieg. Er warf ihr im Gehen einen Blick zu. Sie war offensichtlich ganz woanders mit ihren Gedanken. «Das Essen riecht gut.»
    «Ohne Truthahn wird es nicht so sein wie sonst.»
    «Hähnchen wird fast genauso schmecken.»
    «Wahrscheinlich. Aber wir werden keine Reste haben.»
    Das war ein echter Verlust. Er liebte Anns Sandwiches mit Putenfleisch am Tag nach Thanksgiving beinahe genauso sehr wie das Festessen selbst. «Ich werde nochmal die Läden abfahren. Vielleicht macht ja doch noch einer auf.» Viel Hoffnung hatte er nicht. Nun, wo H5N1 da war, war mit nichts mehr zu rechnen.
    «Ich verstehe das nicht. Beth sagt, bei ihnen hat Safeway auf.»
    «Wie das Glück so spielt.»
    «Schönes Glück.»
    Sie waren vor dem Haus von Stan Fox angekommen, der mit Hummer-Geländewagen handelte. Peter musste sich eingestehen, dass es ihm nicht gefehlt hatte, samstags früh von seinem Rasenmäher geweckt zu werden. Gerade behängteder Mann die Sträucher in seinem Garten mit Lichterketten. Von irgendwoher wehte der Geruch von gegrilltem Fleisch heran.
    «Shazia hat gestern eine Mail von ihrer Cousine bekommen», sagte er.
    «Hat sie gesagt, warum ihre Eltern nicht zurückrufen?»
    «Klingt, als wären sie unterwegs.»
    Sie hörte zu und sagte

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