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Die Luft, die du atmest

Die Luft, die du atmest

Titel: Die Luft, die du atmest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Buckley
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nach einer Weile: «Ich mache mir Sorgen um Shazia. Sie isst nichts.»
    «Natürlich isst sie was.»
    «Aber nicht genug. Sie lässt das Frühstück ausfallen, und beim Mittagessen isst sie nur ein paar Happen. Vielleicht ist sie Vegetarierin oder so und ist zu höflich, um es zu sagen.»
    Er wusste, dass Shazia keine Vegetarierin war. Sie hatten sich ungefähr eine Million Thunfisch-Sandwiches geteilt. «Ich werde mal mit ihr reden.»
    Sie blieben stehen, um ein Auto vorbeizulassen, das in die Einfahrt vor ihnen bog. Sie hatten es noch nie gesehen. «Ha ben die Guarnieris ein neues Auto?»
    «Nicht dass ich wüsste.»
    Die Bremslichter leuchteten auf, und die Kofferraumklappe entriegelte. Der Motor verstummte, Türen wurden geöffnet. Al und Sue stiegen aus. Sie wirkten müde und zerknittert. Al hat zugenommen, dachte Peter, und Sue hat was mit ihrem Haar gemacht. Es stand ihr in Büscheln um den Kopf.
    «Hallo, Al.» Es kam ihm komisch vor, nicht hinzugehen und seinem Nachbarn die Hand zu schütteln. «Hallo, Sue.»
    «Peter», sagte Al. «Schön, dich zu sehen.»
    Unbeholfen standen die vier sich gegenüber und sahen einander an, den breiten Rasen als unüberbrückbare Fläche zwischen sich.
    «Wie war Las Vegas?», fragte Ann.
    Al langte in den Kofferraum und hievte mehrere Koffer heraus. «Sue hat ein paar hundert Dollar gewonnen. Wir haben uns eine Show angesehen. Dann hat die WHO die Warnung ausgegeben, und auf einmal war alles aus. Der Flughafen war die Hölle. Überall Menschen und nirgends auch nur eine einzige Parklücke.»
    «Dann seid ihr die ganze Strecke gefahren?», fragte Peter.
    «In einem durch.» Sue versuchte, ihre Haare glattzustreichen. «Wir hatten Angst, irgendwo haltzumachen.»
    «In Oklahoma sind wir liegengeblieben. Wir hatten kein Benzin mehr und konnten keine Tankstelle finden, die geöffnet hatte. Die Polizei musste uns retten.» Al knallte die Kofferraumklappe zu.
    Sue sagte kopfschüttelnd: «Und wir sind gespannt, was die Mietwagenleute sagen, wenn sie merken, dass wir immer noch ihr Auto haben. Wir haben keine Ahnung, wie wir es ihnen wiederbringen sollen.»
    Al legte den Arm um seine viel kleinere Frau und zog sie an sich. Er küsste sie auf den Kopf. «Keine Sorge, Susie Q, die kommen schon an ihr Geld.»
    «Ist anzunehmen.»
    Die Haustür flog auf, und Jodi kam herausgerannt. «Mom! Dad! Mom!»
    Sie warf sich Sue in die Arme, die sie lachend umschlang. «Meine Güte. Wieso bist du im Pyjama? Und warum hast du keine Schuhe an?»
    Al drohte seiner Tochter zum Spaß mit dem Finger. «Nun, junge Dame, jetzt, wo wir wieder da sind, werden andere Sitten aufgezogen. Bei uns wird nicht bis Mittag geschlafen. Und mit Eis zum Frühstück ist es auch vorbei.»
    Jodi kicherte und zog den Arm ihres Vaters lang. «Was habt ihr mir mitgebracht?»
    «Immer langsam», sagte Al. «Komm erst mal mit rein. Wir haben auch Geschenke für Grandma und Granddad.»
    Peter sah den dreien besorgt nach. Er konnte nicht umhin. Al und Sue waren einmal quer durch das ganze Land gefahren, sie konnten sich das Virus auf so viele Weisen eingefangen haben.
    «Jodi ist jetzt eine meiner Schülerinnen», erzählte Ann, während die Eltern mit ihrer Tochter im Haus verschwanden, wo die Großeltern warteten.
    «Sie ist nicht gerade sehr beliebt. Ich habe Maddie gebeten, nett zu ihr zu sein, aber Jodi ist nicht einfach. Ich kann es Maddie nicht verdenken, dass sie lieber Abstand hält.»
    «Was macht denn das Unterrichten? Ist es so schwer, wie du geglaubt hast?»
    Überrascht sah sie ihn an. Er erwiderte ihren Blick. Natürlich wusste er noch, was für Bedenken sie gehabt hatte. Er hatte sich Sorgen gemacht, ihretwegen.
    «Das läuft ganz gut», antwortete sie. «Es ist leichter, als selbst zu malen.»
    Sie kamen an dem großen weißen Haus mit den vielen Säulen vorbei. «Wohnt hier noch der kleine Junge, der früher immer draußen auf dem Gehweg stand und nach Maddie rief?»
    «Jetzt steckt er ihr Gedichte in den Briefkasten.»
    «Klingt, als sollte ich mal ein Wörtchen mit ihm reden.»
    «Bitte, da kommt er schon.»
    Die Garagentür glitt auf. Ein Auto fuhr rückwärts heraus, der Vater am Steuer, seine Frau auf dem Beifahrersitz. Peter und Ann blieben vor der Einfahrt stehen. Der kleine Marlon Brando saß hinten. Er drückte das Gesicht an die Scheibe und sah sie an.
    «Wo die wohl hinwollen», sagte Ann.
    «Nach Disneyland.»
    «Echt?» Ann sah ihn skeptisch an. «Woher weißt du das?»
    Er zuckte die Achseln.

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