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Die Luft, die du atmest

Die Luft, die du atmest

Titel: Die Luft, die du atmest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Buckley
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eine lokale Verunreinigung handeln. Vielleicht wurde unerlaubt Abfall entsorgt.» Das wäre ein willkommener Anblick – eine großes verrostetes Fassim Wasser, welches das prekäre Gleichgewicht zwischen Vögeln und Umwelt zerstörte. Manchmal reichte schon eine alte Farbdose.
    Der Vater drehte das Boot und schnitt durch das schlammige Wasser.
    «Mit den Fischen scheint alles in Ordnung», sagte der Sohn. «Sonst würden sie oben treiben, oder?»
    «Was der einen Tierart schadet, geht an der anderen unbemerkt vorbei», antwortete Peter. «Es gibt eine ganze Reihe von Krankheiten, an denen Vögel sterben, die aber Fischen überhaupt nichts anhaben können. Und umgekehrt genauso.»
    «Wo war das noch?», fragte der Vater.
    «Hier ungefähr», sagte der Sohn. «Vorsicht. Es wird flach.»
    Der Motor tuckerte nur noch leise. Wieder eine enge Kurve. Der Motor verschluckte sich und ging aus. Die drei Männer starrten auf den Anblick, der sich ihnen bot.
    Auf dem klaren Wasser, gesäumt von goldenem Schilf, schaukelte ein großer Blauflügelentenschwarm. Hunderte von braunweiß gefiederten Vögeln trieben dort reglos mit dem Bauch nach oben.

ZWEI
    Von oben stürzte ein Vogel mit ausgebreiteten Flügeln herab, der orange Schnabel weit aufgesperrt. Unten wartete breit grinsend eine Katze mit langen Schnurrhaaren.
    Ann beugte sich vor, um das Bild zu betrachten. «Wow, Hannah. Das ist ja eine tolle Geschichte.»
    «Ihre kleine Katze hat gestern einen Vogel gefangen», erklärte Maddie. Maddie und Hannah saßen so dicht zusammen, dass ihre Stühle sich fast berührten. «Und ihn totgemacht.» Sie schüttelte sich.
    Hannah nickte, als täte ihr das sehr leid. «Meine Mutter sagt, Tiger ist ein Jäger.»
    Jodi, die ihnen gegenübersaß, kicherte. Ihr Blatt war noch vollkommen weiß. «Kein Wunder bei dem Namen.»
    «Du bist bloß neidisch», sagte Maddie. «Weil du dir selbst eine Katze wünschst.»
    Genau wie Maddie. Bloß würde sie keine bekommen.
    «Du scheinst keinen Anfang zu finden, Jodi», sagte Ann. «Vielleicht willst du in dem Buch auf meinem Schreibtisch blättern, ob du eine Idee für dein Bild findest?»
    «Ich weiß schon, was ich malen will.» Jodi kniff die Augen zusammen und schob die Unterlippe vor. «Ich will eine Geschichte über ein Flugzeug malen, aber Sie haben gesagt, bei den Ureinwohnern in Australien gibt es keine Flugzeuge.»
    Jodi hatte also aufgepasst. Prima. Ann fragte sich manchmal, ob Jodi irgendein Aufmerksamkeitsdefizit hatte. Sie wollte Jodis Mutter unauffällig danach fragen, wenn sie sie das nächste Mal am Briefkasten traf. Ann kannte Susan Guarnieri kaum und hatte keine Ahnung, wie sie reagieren würde, aber als Jodis Lehrerin war sie nun mal verpflichtet, sie darauf anzusprechen. «Es ist deine Geschichte, Jodi. Und du bist kein australischer Ureinwohner. Du kannst ein Flugzeug malen, wenn du willst. Vielleicht könntest du malen, wie du mit deinen Eltern verreist.»
    Jodi machte ein langes Gesicht. «Meine Mutter und mein Vater nehmen mich nicht mit, wenn sie verreisen. Sie sagen, ich bin noch zu klein. Ich muss zu Hause bleiben, bei Nana und Poppa. Bei Nana muss ich doofe Kleider anziehen, und bei Poppa darf ich zum Essen keine Limo trinken.»
    Bevor Ann wieder in der Schule angefangen hatte, hatte sie keine Ahnung gehabt, wie viel die Kinder über ihr Zuhause ausplauderten. Ihr graute bei der Vorstellung, was Kate und Maddie im Laufe des letzten Jahres erzählt haben mussten. «Dann mal doch ein Bild über eine Reise, die du gern machen würdest, wenn du groß genug bist.»
    Ein tiefer Seufzer. Dann zog Jodi das Blatt zu sich heran. «Na gut.»
    Neben Jodi arbeitete Heyjin konzentriert vor sich hin, scheinbar unberührt von dem Geplapper um sie herum. Vielleicht konnte sie den anderen nicht folgen. Der Rektor hatte ihr versichert, dass Heyjin Englisch spreche, aber das Mädchen hatte in den zwei Wochen, seit sie in Anns Klasse war, kaum ein Wort gesagt. Meistens saß sie einfach nur da, kaute an ihren Fingernägeln und schielte schüchtern nach den anderen Kindern.
    Heute jedoch war sie mit Feuereifer bei der Sache. Vielleichtkam Heyjin jetzt endlich mit. Oder ihr gefiel diese Art zu malen besonders gut.
    «Heyjin?», sagte Ann. «Was malst du da?»
    Als das kleine Mädchen seinen Namen hörte, blickte es ernst auf, aus dunklen Augen hinter runden Brillengläsern, darüber das strenggescheitelte und ordentlich zu Zöpfen geflochtene schwarze Haar. Stumm senkte sie erneut den Kopf und

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