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Die Luft, die du atmest

Die Luft, die du atmest

Titel: Die Luft, die du atmest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Buckley
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unseren Nachbarn in Berührung kommen. Es war gestern schlimm genug, wie wir alle einfach rausgelaufen sind. Ich habe vor Sorge, dass sich einer von uns angesteckt haben könnte, die halbe Nacht wachgelegen.»
    Er sah sie mit einem langen Blick an. Dann nahm seine Miene den sturen Ausdruck an, den sie so gut kannte. Sie war zu direkt gewesen. Also noch einmal tief durchatmen. «Hör zu. Du hast es selbst gesagt, Peter, weißt du noch? Du hast den Mädchen verboten, mit ihren Freundinnen zu spielen. Das hier ist genau dasselbe.»
    «Ann.» Seine Stimme war kalt. «Wir reden nicht über Freunde und spielen. Wir reden vom Überleben. Das ist etwas vollkommen anderes.»
    «Meinst du, das weiß ich nicht?», schoss sie zurück.
    Shazia kam die Treppe herunter. «Ist mit Kate alles in Ordnung?», fragte sie. «Ich habe aus ihrem Zimmer   …» Shazia stockte, die Hand noch auf dem Geländer, blickte sie zwischen Ann und Peter hin und her.
    «Kate soll mal runterkommen.» Peter stellte die Kiste auf ein Bord in der Speisekammer. «Brauchst du die Mädchen im Augenblick, Ann? Ich könnte mal einen Moment ihre Hilfe gebrauchen.»
    «Gut. Nimm du sie.» Sie griff nach dem Besen. Die Böden waren schon wieder schmutzig. Der Dreck knirschte unter ihren Schuhsohlen. Und auf dem Boden neben dem Waschbecken war irgendetwas ausgelaufen.
    Shazia füllte einen Eimer mit Bleichlösung und schleppte ihn ins Bad. Wie jeden Tag, zweimal täglich, morgens und abends. Zuerst kamen die Bäder dran, dann die Türgriffe undzum Schluss die Küche. Ein Löffel Bleiche ins Spülwasser, darin wurde das Geschirr bis mittags eingeweicht. Jeder bekam einen Satz Geschirr pro Tag. Sollte das Wasser abgestellt werden, würden sie zu Papier und Plastik übergehen.
    Ann ging in die Garage und schüttelte die Schaufel über dem nächststehenden Abfalleimer aus. Vom Gestank tränten ihr die Augen. Sie hätte nicht geglaubt, dass der Müll bei solcher Kälte so stinken könnte. Als sie sich zum Gehen wenden wollte, stockte sie.
    Oben auf ihren Lebensmitteln lag eine kleine weiße Tüte, die sie eigentlich an der Seite verstaut hatte. Die Tüte war aufgerissen, und der Inhalt war weg. Blaubeermuffins. Sie hatte sie für die Mädchen aufbewahrt. Weder Spielsachen noch Weihnachtskarten in ihren Strümpfen am Kamin. Keine neuen Schlafanzüge – bloß eine kleine Tüte Blaubeermuffins, und jetzt nicht einmal das.
    Konnte Kate oder Maddie sie stibitzt haben? Nein, niemals hätten sie das Beweisstück so herumliegen lassen, dass sie es entdecken konnte.
    «Was ist los?» Shazia stand auf der Schwelle.
    «Ich glaube, wir haben einen Dieb.»
    Shazia trat zu Ann. Sie hockte sich ans Regal und hob eine Tüte mit Krapfenkrümeln hoch, die an einer Ecke zerfetzt war. «Sieht aus, als wäre ein Tier drangegangen.»
    «Ein Waschbär?»
    «Vielleicht Ratten.»
    Ratten? O Gott   … in ihrem Haus? Diese ekelhaften dreckigen Viecher mit den zuckenden Nasen und langen nackten Schwänzen. Sie wühlten in allem herum, egal, was es war. Sie verbreiteten Zecken und Läuse und wer weiß was noch. Dann kam ihr ein Gedanke, der sie noch mehr erschreckte. «Fressen sie nicht auch Menschenfleisch?»
    Shazia suchte noch immer die Garage ab. «Wenn man sie lässt.»
    Ann fasste sich an den Hals. Womöglich würden sie ins Haus eindringen und sie im Schlaf anknabbern. «Wir werden aufpassen müssen, dass die Garagentüren immer zu sind.»
    «Das dürfte kaum etwas nützen. Sie können sich durchnagen oder drunter hindurchkriechen.»
    Ann starrte die Tür an. Sie war mindestens fünf Zentimeter dick. Wie war das möglich? «Sie können sich durch diese Tür nagen?»
    Shazia untersuchte die Kiste, und als sie fertig war, den Fußboden. «Sogar durch Beton.»
    «Machst du Witze?»
    «Wir müssen ihr Nest finden.»
    Ann sah sich um. Wie sah ein Rattennest aus?
    Shazia hob einen Karton hoch. «Idealerweise würden sie sich draußen irgendwo in der Erde einen Bau graben. Aber es kann sein, dass die Kälte sie in die Häuser treibt.»
    Augenblick mal, dann waren sie also vielleicht noch da? Vor Unbehagen krümmte sie unwillkürlich die Zehen. So, wie Shazia herumkramte, konnte jederzeit irgendwo eine herausspringen. Sie nahm eine Schaufel in die Hand. «Wonach suchen wir?»
    «Wenn es nur eine ist, wird sie sich irgendwo ein kleines Lager gemacht haben, auf irgendeiner Fläche ein Stück über dem Fußboden. Wenn es mehrere sind, haben sie Sachen zerfetzt und sich eine Mulde gebaut.»
    Allein

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