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Die Luft, die du atmest

Die Luft, die du atmest

Titel: Die Luft, die du atmest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Buckley
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mit einem Unterarm über die Stirn.
    Als er am Haus vorbeikam, stand Ann vor der Tür. Er bremste und ließ das Fenster herunter. «Ich bin nicht lange weg», rief er ihr über den Rasen zu. Er fragte sich, ob sie wohl antworten würde, und war froh, als sie rief:
    «Pass gut auf dich auf.»
    «Ja, das mache ich.» Er fuhr wieder an und beschleunigte. Ohne am Stoppschild zu halten, bog er in die nächste Straße ein. Es war Wochen her, dass er die unmittelbare Umgebung verlassen hatte. Ob sich seither viel verändert hatte?
    Die Straßen waren überraschend schneefrei, nur auf den Gehwegen und in den Gärten standen noch dicke Bänke. Über einer Kreuzung hingen tote Ampellichter. Die Autos warteten diszipliniert, bis sie an der Reihe waren. Peter hielt neben einem Minivan in der gleichen Farbe wie der von Ann. Auf dem Beifahrersitz saß eine junge Frau, die eine Hand ans Gesicht hielt. Sie blickte stur geradeaus.
    Im Radio kam auf allen Sendern nichts als Rauschen. Vor zwei Tagen waren sie alle ausgegangen wie alte Weihnachtslichter. Eine unschöne Überraschung. Auch die Mittelwellensender sagten nichts mehr, selbst die Frequenzen, auf denen die Regierung ihre Bekanntmachungen sendete, waren tot. Die hatte er eigentlich für absolut sicher gehalten. Es musste eine größere Panne gegeben haben oder vielleicht eine Serie von Pannen. Er stellte das Radio aus und lehnte sich zurück.
    Da waren die Bücherei, die Tankstelle, das chinesische Restaurant. Überall war es dunkel und still. So wie sonst an Weihnachten auch, aber es wirkte irgendwie verlassener, ohne jeden Festschmuck in den leeren Fenstern. Schräg auf dem leerenParkplatz stand ein Feuerwehrwagen. Herrenlos. Die Lichter waren aus. War ihm unterwegs einfach der Treibstoff ausgegangen?
    Bis zur Müllkippe war es nicht weit, fünf Meilen vielleicht. Der Karte nach lag sie an einer langen gewundenen Landstraße. Peter war noch nie dort gewesen. Er kontrollierte seine Tankuhr. Der Zeiger zeigte auf halb, mehr als genug, um zur Kippe und wieder nach Hause zu gelangen. Er konnte sich noch einen Abstecher zur Uni erlauben. Je nachdem, wie lange er für den Müll brauchte, wollte er hinterher kurz dort vorbeischauen. In der Uni war der Strom bestimmt wieder da. Ob Lewis wohl seine Labortiere hatte versorgen können?
    Peter fuhr unter der Autobahn durch und an einer riesigen Wohnsiedlung vorbei. Alles wirkte ruhig und verschlossen. Er nahm die Abbiegung nach links. Das Teerpflaster endete und ging in eine Schotterpiste über. Auf beiden Seiten standen Bäume, und in ihrem Schatten lag noch tiefer Schnee. Er holperte über hartgefrorene Eisrillen. Ein Schild zeigte nach rechts. Die Straße wurde ebener, und der Baumbestand dünnte sich aus. Zwischen zwei Pfosten hing eine schwere Kette quer über die Straße im Schnee. Das Wachhäuschen war unbesetzt. Aber vor kurzem war noch jemand hier gewesen. Im Schnee waren Reifenspuren. Sie hatten vorne vor der Böschung gedreht. Er fuhr schräg auf die Lichtung und hielt. Vor ihm erhob sich ein Berg aus Müll, ein riesengroßes buntes Durcheinander über dem flachen Gelände.
    Weiße Styroporplatten. Schwarze Reifen, rote und blaue Lumpen, Stahlrohre, gelbe Plastikeimer. Tausende von knittrigen Tüten undefinierbaren Inhalts. Und über allem Schnee, der die Lücken füllte und die Kanten abrundete.
    Irgendwas stimmte nicht, aber er hatte keine Ahnung, was es war.
    Langsam fuhr er weiter bis an den Rand der Halde. Es war windstill, und die Luft war kalt. Der Gestank sickerte durch die geschlossenen Fenster zu ihm herein. Seine Augen tränten, und er versuchte, durch den Mund zu atmen. Er blieb sitzen und betrachtete den Berg vor seiner Windschutzscheibe.
    Jetzt ging es ihm auf. Was ihn störte, war nicht etwas, das da war, sondern etwas, das fehlte. Wo waren die Möwen, die sonst immer über Müllhalden kreisten und schrien?
    Peter stieg aus und knallte die Tür zu.
    Er zog ein frisches Paar Handschuhe an, entriegelte die Hinterklappe und griff nach der ersten Tüte. Sie war während der Fahrt geplatzt. Er bemühte sich, möglichst viel vom Inhalt wieder hineinzuschieben, bevor er sie auf den Müllberg warf. Von oben lösten sich Abfälle aus der Masse und rollten ihm entgegen. Er trat ein Stück zurück, um ihnen auszuweichen, und schleuderte nun, eine Art Rhythmus findend, Tüte um Tüte auf den Berg. Zupacken, Schwung und Wurf.
    Als er die Ladefläche beinahe leer hatte, holte er den Besen, den er für diesen Zweck

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