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Die Luft, die uns traegt

Die Luft, die uns traegt

Titel: Die Luft, die uns traegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joyce Hinnefeld
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eindeutig unschuldig war, aber starrsinnig schwieg, weigerte sich, Vernunft anzunehmen. Je mehr er es versuchte (»du kannst diesen Jungen nicht retten, Addie, und du kannst ihn nicht ewig auf Kosten deiner eigenen Familie beschützen«, redete er immer und immer wieder auf sie ein), desto kälter wurde sie ihm gegenüber.
    »Du bist derjenige, der auf diesen Besuchen beharrt, Tom«, sagte sie, »der Scarlet aus Cider Cove hierherschleift, obwohl sie dort so viel glücklicher ist.« Es machte ihn wahnsinnig wütend, dass Addie um keinen Preis einzugestehen bereit war,
was es bedeutete und wie es sich anfühlte, mit anzusehen, dass Scarlet Coras Heim dem ihrer eigenen Eltern vorzog.
    »Du solltest einfach zu Hause bleiben und dich um deine Arbeit kümmern«, fuhr Addie fort. »Sowohl für dich als auch für Scarlet wäre es besser, wenn ihr gar nicht hierherkämt. Lass mich das einfach aussitzen. Lass mich hier ganz in Ruhe abwarten, bis Gras über die ganze Sache gewachsen ist.«
    » Gras gewachsen?« Er konnte nicht ruhig und vernünftig bleiben, wenn sie solche Dinge sagte. »Addie, du stehst kurz davor, wegen Brandstiftung vor Gericht gestellt zu werden. Darüber wird nicht einfach ›Gras wachsen‹.«
    Und doch passierte sechs schmerzliche Wochen später im Wesentlichen genau das, als Brian Kent nach Bucks County zurückkehrte. Dieses Mal machte er mehrere Fehler. Er suchte sich ein bewohntes (wenn auch zu dem Zeitpunkt, als er die Benzinspur anzündete, leeres) Haus in einer bereits bestehenden Wohnsiedlung statt einen von Schafers Neubauten. Und er legte ein Feuer, ohne jemanden wie Addie zu haben, zu dem er sich flüchten konnte.
    Als Tom von Brian Kents Verhaftung und seinem Geständnis, auch die Brände in den Burnham Estates gelegt zu haben, hörte, sagte er sofort seine Kurse ab und fuhr nach Washington, um Addie die Nachricht persönlich zu überbringen. Es war Nachmittag, als er ankam, und er fand Addie lesend in der Wohnung über der Garage vor. Bei Ted und Lou war niemand zu Hause.
    Tom wusste, dass Addie sich mehr Sorgen über Brians Wohlergehen machen, denn es als Befreiung empfinden würde, endlich nach Hause zurückkehren zu können. Aber er konnte seine eigene Erleichterung und seine Freude nicht verhehlen. Ebenso wenig, wie er die körperliche Sehnsucht nach seiner Frau, die er die gesamte dreistündige Fahrt über gespürt
hatte, unterdrücken konnte. Sein Fehler war, sie in die Arme zu nehmen und zu küssen, ihr sein Verlangen uneingeschränkt zu enthüllen, bevor er zu ihr sagte: »Es ist vorbei, Addie. Brian Kent hat gestanden.«
    Sie sah ihn mit leerem Blick an, als könnte sie seine Worte nicht verstehen.
    »Er hat noch einen Brand gelegt. Als sie ihn verhaftet haben, hat er zugegeben, auch die Häuser im Burnham Estate angezündet zu haben. Du kannst jetzt nach Hause kommen, Addie. Es ist vorbei.«
    Nie hatte er sie so bestürzt und anschließend so durch und durch angewidert erlebt. Sie erstarrte in seinen Armen zu Stein.
    »Addie, er fällt noch unter das Jugendstrafrecht. Bestimmt bekommt er jetzt endlich Hilfe, die Hilfe, die er dringend braucht.«
    Bei diesen Worten riss sie sich von ihm los und rannte durch die Tür. Sie kam stundenlang nicht zurück.
    Weniger als eine Stunde später war Lou wieder da. Als sie Toms Auto entdeckte, kam sie in die Wohnung, um nachzusehen, was er dort machte. Und etwas in ihm zerbrach. Lou sah es sofort in seinen Augen. Auf diese Reaktion von ihm wartete sie schon seit Jahren, erzählte sie ihm, eigentlich seit seinem Kurs damals, 1965.
    Sie nahm seine Hand und führte ihn die Treppe hinunter ins Gewächshaus, »den ungestörtesten Ort in diesem ganzen Kasten«, witzelte sie. »Niemand außer mir geht da je rein.« Sie sprachen sehr wenig, es gab ja nicht viel zu sagen. Sie lassen uns doch keine andere Wahl, unsere unmöglichen Ehegatten! Oder: Irgendwie unbewusst müssen sie doch beide wollen, dass das hier passiert, glaubst du nicht?
    Ihr Körper war immer noch schön, und Tom dachte absichtlich
nicht darüber nach, wie sie das schaffte – langbeinig und stark, als sie sich um ihn schlang, vollbrüstig und heiß, egal, wo er sie berührte, beinahe unangenehm grob, als sie ihn in den Mund nahm. Überhaupt nicht wie Addie, stellte er fest, und bei dem Gedanken zog er Lou auf die Decke, die sie auf den Boden geworfen hatte, drang rasch in sie ein und kam fast sofort, plötzlich ungeduldig, es zu Ende zu bringen, dort zwischen den Geranien und üppigen

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