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Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)

Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marissa Meyer
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ihrem Kopf drehte sich immer noch alles. »Ich bin Mechanikerin.«
    Spöttisch hob er die Brauen. »Glaub mir, das ist mir schon aufgefallen. Sind das da Ölflecken auf den Handschuhen, die ich dir geschenkt habe?«
    Beschämt sah sie die schwarzen Flecken auf den weißen Seidenhandschuhen an. Bevor sie sich entschuldigen konnte, drückte er sie sanft von ihm weg und wirbelte sie unter seinem Arm durch. Für einen Moment fühlte sie sich leicht wie ein Schmetterling, bevor sie über ihren zu kleinen Cyborg-Fuß stolperte und in seine Arme fiel.
    Kai grinste, hielt sie auf Armeslänge, aber er machte sich nicht über sie lustig. »Also das ist deine Stiefmutter?«
    »Gesetzlicher Vormund.«
    »Richtig, mein Fehler. Sie scheint ein echter Schatz zu sein.«
    Cinder musste lachen und entspannte sich langsam. Ohne Gefühl im Fuß fühlte sich das Tanzen an wie mit einer Eisenkugel am Knöchel. Ihr Bein tat weh von dem Gewicht, aber sie würde auf keinen Fall anfangen zu hinken. Sie stellte sich Pearl vor, immer anmutig, in ihrem Ballkleid und ihren Stöckelschuhen, und zwang ihren Körper, sich zu fügen.
    Wenigstens schien sie sich die Tanzschritte merken zu können, jede Bewegung war flüssiger als die vorangegangene, bis sie sich fast so fühlte, als wisse sie, was sie tat. Der sanfte Druck von Kais Hand um ihre Taille trug auch seinen Teil dazu bei.
    »Es tut mir leid«, sagte sie. »Ich meine das mit Adri und meiner Stiefschwester. Sie glauben ernsthaft, ich sei diejenige, für die man sich schämen muss!« Sie versuchte zwar, es wie einen Scherz klingen zu lassen, aber sie konnte nicht anders, als seine Reaktion genau zu beobachten und sich für den Moment zu wappnen, in dem er sie fragen würde, ob es wirklich stimmte.
    Ob sie wirklich ein Cyborg war.
    Und als sein Lächeln verblasste, wurde ihr klar, dass dieser Moment viel zu früh gekommen war, und wünschte sich verzweifelt, sie könnte ihren Kommentar zurücknehmen. Sie wünschte sich, sie könnten immer weiter so tun, als sei ihr Geheimnis noch nicht gelüftet. Als wüsste er es immer noch nicht.
    Als wollte er immer noch, dass sie sein Ehrengast wäre.
    »Warum hast du es mir nicht einfach gesagt?«, fragte Kai kaum hörbar über das Lachen und Klappern von Absätzen in der Luft.
    Cinder öffnete den Mund, aber die Worte blieben ihr in der Kehle stecken. Am liebsten hätte sie Pearl eine Lügnerin genannt. Aber wohin würde das führen? Zu weiteren Lügen. Zu weiterem Verrat. Ihre Hand umklammerte seine Schulter so fest, wie es nur ein Körperteil aus Metall konnte. Er ließ es sich nicht anmerken, sondern wartete ab. Sie sollte erleichtert sein, jetzt, wo sie keine Geheimnisse mehr voreinander hatten. Aber selbst das war ja eigentlich immer noch nicht die ganze Wahrheit. Denn er wusste noch nicht, dass sie Lunarierin war.
    Sie wusste nicht, was sie sagen sollte, bis ihr die schwache Ausrede einfiel: »Ich wusste nicht wie.«
    Kai sah sie zärtlich an, in seinen Augenwinkeln bildeten sich kleine Fältchen.
    »Aber ich hätte es doch verstanden.«
    Er kam ihr fast unmerklich näher, und Cinder bemerkte, wie ihr Arm an seiner Schulter hinaufkletterte, auf eine Art, die sich absolut natürlich anfühlte. Und er wich immer noch nicht zurück. Er schreckte weder zusammen noch verkrampfte er sich.
    Er wusste es und war nicht abgestoßen? Er berührte sie sogar? Es war unglaublich, aber irgendwie schien er sie immer noch zu mögen.
    Dies war einer der seltenen Momente, in denen sie gerne geweint hätte.
    Ihre Fingerspitzen wickelten sich vorsichtig um eine Haarsträhne in seinem Nacken, und sie bebte, überzeugt, dass er sie im nächsten Moment wegschubsen würde. Aber er tat es nicht. Er wich auch nicht zurück. Er verzog noch nicht einmal das Gesicht.
    Seine Lippen öffneten sich kaum wahrnehmbar und Cinder fragte sich, ob sie vielleicht nicht die Einzige war, die schwer Luft bekam.
    »Es ist nur so«, fing sie an und befeuchtete die Lippen, »ich spreche nicht gerne darüber. Ich habe es niemandem erzählt, der … der …«
    »Der sie nicht kannte?«
    Cinders meinte erst, sich verhört zu haben. Sie?
    Plötzlich wurden ihre Finger steif, sie löste sie von seinen Haaren und legte ihm die Hand wieder auf die Schulter.
    Er blickte sie intensiv und voller Mitgefühl an. »Ich kann verstehen, warum du nichts gesagt hast. Aber jetzt komme ich mir so egoistisch vor.« Er biss die Zähne zusammen und sah sie schuldbewusst an. »Ich weiß, ich hätte es erraten

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