Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)

Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marissa Meyer
Vom Netzwerk:
war.
    Sie raffte das silberne Kleid zusammen und sah den Kaiser mit bohrenden Blicken an, um ihn zum Hochgucken zu bewegen. Sieh hoch. Sieh hoch .
    Kai erstarrte verwirrt, und Cinder fuhr zusammen. Hatte sie gerade ihre Gabe genutzt?
    Aber dann bemerkte sie neben Kai etwas Goldenes, einen rüschenbesetzten Ärmel, der seinen Ellenbogen berührte. Sie schnappte nach Luft.
    Es war Pearl, die Kai mit den Fingerspitzen berührt hatte. Sie schien nur aus einem blendenden Lächeln und klimpernden Wimpern zu bestehen, als sie sich in einen Hofknicks sinken ließ.
    Mit zusammengezogenem Magen lehnte sich Cinder wieder gegen die Säule.
    Pearl redete auf Kai ein, dessen Gesichtsausdruck Cinder scharf im Auge behielt, während ihr das Blut in den Ohren pochte. Zuerst lächelte er nur gequält, aber bald sah er völlig verwirrt und überrascht aus. Unsicher runzelte er die Stirn. Sie versuchte zu erraten, was Pearl sagte. Ja, ich bin das Mädchen von heute Morgen, vom Fest. Nein, Cinder kommt nicht. Wir lassen uns doch diesen wichtigen Anlass nicht dadurch verderben, dass wir meiner hässlichen Cyborg-Schwester erlauben zu kommen. Oh – Ihr wusstet nicht, dass sie ein Cyborg ist?
    Cinder schauderte, ihre Augen klebten an den beiden. Pearl würde Kai alles erzählen, und sie konnte nichts tun, als zuzusehen und auf den entsetzlichen Moment zu warten, in dem Kai klar wurde, dass er mit einem Cyborg geflirtet hatte. Dann würde er nichts mehr mit ihr zu tun haben wollen. Würde ihre Entschuldigungen nicht mehr hören wollen. Sie würde hinter ihm herstolpern müssen, um zu erklären, warum sie gekommen war, und würde sich dabei furchtbar fühlen.
    Neben ihr räusperte sich jemand so laut, dass Cinder erschrak und vorwärtsstolperte. Um ein Haar hätte sie sich den Knöchel verstaucht. Ein Diener, der es offensichtlich leid war, bewegungslos und unbeteiligt herumzustehen, sah sie mit kaum verhohlenem Abscheu an.
    »Entschuldigen Sie«, sagte er bestimmt, »ich muss Ihre ID scannen.«
    Instinktiv zog Cinder ihre Hand weg und drückte sich das Handgelenk an den Bauch. »Warum?«
    Er sah zu den Wächtern hinüber, bereit, sie zu Hilfe zu rufen, um Cinder hinauszubegleiten. »Nur um sicherzugehen, dass Sie auf der Gästeliste stehen«, sagte er und hielt einen kleinen Scanner hoch.
    Cinder lehnte sich an die Säule, ihre Nerven summten. »Aber – ich dachte, alle Bürger seien eingeladen.«
    »Ja, das stimmt.« Der Mann grinste schadenfroh bei dem Gedanken, das Mädchen vor ihm hinauszuwerfen. »Aber wir müssen sicherstellen, dass wir alle erfassen, die der Einladung Folge geleistet haben. Reine Sicherheitsmaßnahme.«
    Cinder schluckte und sah auf die Tanzfläche. Pearl redete immer noch auf Kai ein, und jetzt entdeckte Cinder Adri, die in der Nähe stand. Man sah ihr an, dass sie sich sofort in die Unterhaltung einmischen würde, wenn Pearl irgendetwas sagte, was sie in Verlegenheit bringen konnte. Pearl spielte immer noch das schüchtern flirtende Mädchen. Sie hielt den Kopf gesenkt und fasste sich scheu mit einer Hand ans Schlüsselbein.
    Kai sah noch immer verdutzt aus.
    Mit einer Gänsehaut an den Armen drehte sich Cinder zu dem Diener um und versuchte, Peonys unschuldige Fröhlichkeit zu imitieren. »Selbstverständlich«, sagte sie und hielt den Atem an, als sie den Arm ausstreckte. Sie suchte nach Entschuldigungen und Rechtfertigungen, dass ihre Zusage mit einer anderen vertauscht worden oder dass etwas durcheinandergeraten sein könnte, weil ihre Stiefmutter und ihre Schwester vor ihr angekommen seien, oder dass –
    »Oh!« Der Mann stand plötzlich kerzengerade und starrte auf den kleinen Schirm.
    Cinder verkrampfte sich. Sie fragte sich, wie groß wohl ihre Fluchtchancen waren, wenn sie ihn mit einem schnellen Schlag auf den Kopf k. o. schlug, ohne dass die anderen Wächter es bemerkten.
    Sie spürte förmlich, wie sein verwirrter Blick von ihrem Kleid über ihre Haare zurück zum Bildschirm wanderte, und konnte zusehen, wie er sich überwinden musste, langsam ein höfliches Lächeln aufzusetzen. »Oh, Linh-mèi, was für eine Freude! Wir sind ja so glücklich, dass Sie uns heute Abend beehren.«
    Sie hob skeptisch die Augenbrauen. »Ach ja?«
    Der Mann verbeugte sich steif. »Bitte vergeben Sie mir meine Dummheit. Seine Majestät wird froh sein, dass Sie da sind. Bitte folgen Sie mir, ich werde Sie ankündigen lassen.«
    Sie blinzelte und folgte ihm stumm, als er auf die Treppe zuging. »Sie wollen mich

Weitere Kostenlose Bücher