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Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)

Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marissa Meyer
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Akte des Cyborgs zu sehen war. »Wenn man mit zweiunddreißig schon alt und klapprig ist, was ist dann mit Ihnen, alter Mann?«
    »Ich bin eine Rarität auf dem Antiquitätenmarkt.« Dr. Erland führte das Mikrofon zum Mund. »Medi? Bitte schalten Sie den Verhältnisscanner an.«

8
    Sie brannte auf einem lodernden Scheiterhaufen, auf glühenden Kohlen. Flammen. Rauch. Auf ihrer Haut bildeten sich Blasen. Ihr Bein und ihre Hand waren verschwunden, nur die Stümpfe waren übrig, an die ihr die Chirurgen die Prothesen angeschlossen hatten. Drähte baumelten aus ihnen heraus. Sie versuchte wegzurobben, aber sie war ihnen ausgeliefert wie eine Schildkröte, die auf dem Rücken liegt. Sie versuchte, sich vom Feuer wegzustemmen, aber das Kohlenbett reichte bis zum Horizont.
    Hundertmal hatte sie diesen Traum schon geträumt. Aber diesmal war er anders.
    Sie war nicht allein wie sonst, sondern umringt von anderen verkrüppelten Opfern, die sich stöhnend auf den Kohlen wanden und um Wasser flehten. Alle hatten Gliedmaßen verloren. Manche hatten nur noch einen Kopf, einen Oberkörper und einen flehenden Mund. Cinder schreckte vor ihnen zurück, sie hatten alle bläuliche Flecken auf der Haut – im Nacken, auf den Stümpfen ihrer Oberschenkel, auf ihren verschrumpelten Handgelenken.
    Sie sah Peony, wie sie schrie und Cinder anklagte. Denn sie hatte ihr das angetan. Sie hatte die Pest in die Wohnung eingeschleppt. Es war alles ihre Schuld.
    Cinder öffnete den Mund und wollte um Vergebung bitten, aber sie ließ es sein, als sie ihre menschliche Hand ansah. Ihre Haut war gesprenkelt mit blauen Flecken.
    Das Feuer brannte die kranke Haut weg, unter dem Fleisch kamen Metall und Kabel zum Vorschein.
    Wieder sah Peony sie an. Ihre Schwester öffnete den Mund, aber ihre Stimme klang gefährlich und tief: »Bitte schalten Sie den Verhältnisscanner an.«
    Die Worte summten wie Bienen in Cinders Ohren. Sie wurde durchgerüttelt, aber sie konnte sich nicht bewegen. Ihre Glieder waren einfach zu schwer. Noch roch sie den Rauch, aber die flammende Hitze ließ langsam nach. Zurück blieb ihr wunder, brennender Rücken. Peony löste sich in Luft auf. Die Kohlengrube versank im Boden.
    Eine grüne Nachricht lief am unteren Ende ihres Gesichtsfeldes entlang.
    In der Dunkelheit hörte sie das bekannte Rattern von androiden Laufflächen. Iko?
    Diagnostische Überprüfung beendet. Alle Systeme stabilisiert. Reboot in 3 … 2 … 1 …
    Etwas klapperte über ihrem Kopf. Elektrisches Summen. Cinder spürte, wie ihre Finger zuckten. Weitere Bewegungen schaffte sie nicht.
    Die Dunkelheit erwärmte sich, eine satte, blutrote Helligkeit breitete sich unter ihren Augenlidern aus.
    Sie zwang sich, die Augen zu öffnen, und blinzelte in gleißend helle Neonlampen.
    »Ah! Dornröschen erwacht!«
    Sie schloss die Augen wieder, um sich langsam an die Helligkeit zu gewöhnen. Sie wollte sie mit der Hand abschirmen, aber die war an irgendetwas festgebunden.
    Panik schoss durch ihre Nervenbahnen. Sie öffnete die Augen und drehte den Kopf, um zu sehen, wer gesprochen hatte.
    Ein Spiegel nahm die ganze Wand ein. Mit wilden Augen starrte ihr ihr eigenes Gesicht entgegen. Ihre Haare waren verstrubbelt und stumpf und mussten dringend gewaschen werden. Ihre Haut war viel zu blass, fast durchsichtig, als habe der Stromschlag ihr mehr geraubt als nur Energie.
    Sie hatten ihr die Handschuhe und Stiefel weggenommen und die Hosenbeine hochgerollt. Das im Spiegel, das war kein Mädchen, das war eine Maschine.
    »Wie fühlen Sie sich, äh … Linh-mèi?«, fragte eine körperlose Stimme mit einem Akzent, den sie nicht genau bestimmen konnte. Europäisch? Amerikanisch?
    Sie benetzte ihre ausgetrockneten Lippen und reckte den Kopf, um den Androiden hinter sich zu sehen. Er fummelte an einer kleinen Maschine auf der Arbeitsfläche herum, die zwischen einem Dutzend anderer stand. Medizinische Ausrüstung. Spielzeug für Chirurgen. Spritzen. Nadeln. Dann fiel Cinder auf, dass sie durch verkabelte Sensoren auf Brust und Stirn mit einer dieser Maschinen verbunden war.
    An der rechten Wand hing ein Netscreen, auf dem ihr Name und ihre ID-Nummer angezeigt waren. Abgesehen davon war der Raum leer.
    »Wenn Sie stillhalten und mit uns kooperieren, nehmen wir Ihre Zeit nicht allzu lange in Anspruch«, sagte die Stimme.
    Cinders Miene wurde finster. »Sehr komisch«, sagte sie und versuchte, die Metallbänder zu sprengen. »Ich habe mich nicht selbst gemeldet. Ich mache Ihre

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