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Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)

Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marissa Meyer
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Glück?
    »Wie verdächtig«, ergänzte das Mädchen leise. Dr. Erland drehte sich um. Sie sah finster auf ihn herab.
    »Verdächtig? Wie meinen Sie das?«
    Sie lehnte sich an die Arbeitsfläche und ging etwas in die Knie, so dass sie auf Augenhöhe waren, aber trotzdem schüchterte sie den Arzt noch ein, wie sie dort mit gekreuzten Armen und finsterer Miene stand. »Unseren männlichen Cyborgs geben Sie lieber Placebos, aber wenn Sie von einem Mädchen hören, werden Sie richtig wach, vor allem wenn es jung ist.«
    Er öffnete den Mund, schloss ihn wieder, dann setzte er noch mal an. »Je jünger, desto gesünder«, sagte er. »Je gesünder, desto weniger Komplikationen. Außerdem ist es ja nicht meine Schuld, dass mehr Frauen eingezogen werden.«
    »Weniger Komplikationen, klar. Sie sterben doch sowieso alle.«
    »Nun ja. Danke für Ihren Optimismus.« Er deutete auf den Mann hinter der Glasscheibe. »Placebo, bitte. Kommen Sie zu uns, wenn Sie hier durch sind.«
    Er verließ das Labor mit Li. Hinter vorgehaltener Hand fragte er: »Wie heißt sie noch mal?«
    »Fateen?«
    »Fateen! Ich kann mir ihren Namen einfach nicht merken. Eines Tages vergesse ich noch meinen eigenen.«
    Li kicherte, und Dr. Erland war froh, dass er den Witz selber gemacht hatte. Einem alten Mann, der den Verstand verlor, wurde einiges verziehen, wenn er sich nur ab und zu selbst darüber lustig machte.
    Der Flur war leer, abgesehen von zwei Medidroiden, die an der Treppe herumlungerten und auf Befehle warteten. Zum Laborraum 6d war es nicht weit.
    Dr. Erland zog einen Stift hinter dem Ohr hervor, drückte ihn auf den Port und lud die Informationen herunter, die Li ihm geschickt hatte. Das Profil der neuen Patientin wurde aufgerufen.
    Linh Cinder, lizenzierte Mechanikerin
    ID #0097917305
    Geb. 29. November 109 D.Z.
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    Wohnhaft in Neu-Peking, Asiatischer Staatenbund. Mündel von Linh Adri.
    Li öffnete die Tür zum Labor. Dr. Erland steckte den Stift wieder hinters Ohr und betrat gespannt den Raum.
    Das Mädchen lag auf einem Tisch hinter dem Sichtfenster. Das gleißende Licht in dem kahlen Quarantäneraum war so hell, dass Dr. Erland blinzeln musste. Ein Medidroide verschloss gerade ein Plastikröhrchen voll Blut und steckte es in den Schacht für die Blutuntersuchung.
    Die Handgelenke des Mädchens waren mit Metallbügeln an den Tisch gefesselt. Ihre linke Hand war aus Stahl und zwischen den Gelenken dunkel angelaufen, sie müsste mal gründlich gereinigt werden. Ihre Hose hatte man bis zu den Waden hochgerollt, ein menschliches und ein künstliches Bein sahen darunter hervor.
    »Ist sie schon angeschlossen?«, fragte er und steckte seinen Port in die Kitteltasche.
    »Noch nicht«, sagte Li. »Aber sehen Sie sie mal an.«
    Dr. Erland grummelte etwas und versuchte, sich seine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. »Ja, ihr Verhältnis müsste beeindruckend sein. Aber es ist bestimmt keine besonders gute Qualität, oder?«
    »Vielleicht nicht von außen, aber Sie müssten mal ihre Verkabelung sehen. Autokontrolliertes vierstufiges Nervensystem.«
    Dr. Erland hob eine Augenbraue und ließ sie genauso schnell wieder sinken. »Hat sie sich gewehrt?«
    »Die Medidroiden hatten Probleme, sie festzunehmen. Sie hat zwei von ihnen außer Gefecht gesetzt, mit einem … Gürtel oder so etwas in der Art, bevor sie sie mit einem Elektroschock überwältigen konnten. Sie war die ganze Nacht ausgeschaltet.«
    »Aber sie hat sich freiwillig gemeldet?«
    »Ihr gesetzlicher Vormund hat es getan. Sie hat den Verdacht, dass sie bereits mit der Krankheit in Kontakt gekommen ist. Durch eine Schwester, die gestern in Quarantäne genommen worden ist.«
    Dr. Erland zog ein Mikrofon heran. »Wach auf, Dornröschen, wach auf«, sang er und klopfte gegen die Scheibe.
    »Sie haben sie mit 200 Volt betäubt«, sagte Li. »Aber sie müsste jetzt jeden Moment zu sich kommen.«
    Dr. Erland hakte die Daumen in den Kitteltaschen ein. »Eigentlich muss sie doch gar nicht bei Bewusstsein sein. Wir fangen einfach an.«
    »Oh, gut«, sagte Fateen von der Tür her. Ihre Absätze klapperten auf den Fliesen, als sie den Laborraum betrat. »Da bin ich aber froh, dass Sie eine gefunden haben, die Ihnen gefällt.«
    Dr. Erland drückte einen Finger gegen die Scheibe. »Jung«, sagte er und blickte auf den metallischen Schimmer der Gliedmaßen des Mädchens. »Und gesund.«
    Mit einem höhnischen Grinsen stellte sich Fateen vor den Netscreen, auf dem die

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