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Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)

Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marissa Meyer
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blöden Tests nicht freiwillig.«
    Stille. Ein Piepston. Sie konnte erkennen, dass der Androide hinter ihr zwei Stifte aus einer Maschine zog, die an zwei dünne Kabel angeschlossen waren. Ein Schauer lief an ihrer Wirbelsäule entlang.
    »Halten Sie mir das Ding vom Leib.«
    »Es wird gar nicht wehtun, Linh-mèi.«
    »Ist mir egal. Bleibt mir vom Leib. Ich bin keiner von euren freiwilligen Lemmingen.«
    Er schnalzte. »Ich habe hier eine Unterschrift von einer Linh Adri. Sie müssten sie eigentlich kennen.«
    »Aber das ist nicht meine Mutter! Sie ist nur …« Ihr Herz machte einen Satz.
    »Ihr gesetzlicher Vormund?«
    Cinder knallte den Kopf auf den gepolsterten Untersuchungstisch. Die Unterlage aus Papier verschob sich unter ihr. »Was Sie machen, ist nicht in Ordnung.«
    »Machen Sie sich keine Gedanken. Sie erweisen Ihren Mitbürgern einen großen Dienst, indem Sie hier sind.«
    Sie funkelte den Spiegel an und hoffte, dass dieser Idiot auf der anderen Seite den Blick auffing. »Ach ja? Und was haben die je für mich getan?«
    Statt zu antworten, sagte er einfach nur: »Medi, bitte beginnen Sie.«
    Laufflächen kamen auf sie zu. Cinder wand sich und verdrehte den Hals, um den kalten Steckern auszuweichen, aber der Androide griff mit mechanischer Kraft ihren Kopf und drückte ihre rechte Wange auf das Papiertuch. Sie streckte Arme und Beine, aber es war hoffnungslos.
    Wenn sie nur genug kämpfte, würde man sie vielleicht wieder betäuben. Sie war sich nicht sicher, ob das besser oder schlechter war. Aber dann erinnerte sie sich an die Grube voll glühender Kohlen und sie hörte auf zu kämpfen.
    Ihr Herz begann zu rasen, als der Androide die Verriegelung an der Rückseite ihres Kopfes löste. Sie schloss die Augen und stellte sich vor, woanders als in diesem kalten, sterilen Zimmer zu sein. Sie wollte nicht an die beiden Metallstecker denken, die in ihr Steuerelement – ihr Gehirn – gesteckt wurden, aber das war unmöglich, als sie die Geräusche hörte.
    Ihr wurde übel. Sie schluckte Gallensäure.
    Dann das Klicken der Stecker. Sie fühlte nichts – dort gab es keine Nervenenden. Aber ein Schauer durchlief sie und ließ sie frösteln. Ihr Netzhaut-Display informierte sie darüber, dass sie nun an den Verhältnisscanner 2.3 angeschlossen war, der sie scannte
… 2 Prozent … 7 Prozent … 16 Prozent …
    Auf dem Tisch hinter ihr summte die Maschine. Cinder stellte sich feine elektrische Impulse vor, die ihre Drähte abtasteten. Sie spürte sie vor allem an den Stellen, an denen ihre Haut mit Metall in Berührung kam; dort, wo die Blutbahnen unterbrochen worden waren, kribbelte es.
    63 Prozent …
    Cinder knirschte mit den Zähnen. Schon einmal war dort – in ihrem Kopf – jemand gewesen. Das hatte sie zwar nie vergessen, aber immer ignoriert. Irgendein Chirurg, ein Fremder, hatte ihren Schädel geöffnet und sein künstliches System aus Drähten und Leitungen eingesetzt, während sie ihm hilflos ausgeliefert gewesen war. Jemand hatte ihr Gehirn verändert. Jemand hatte sie verändert.
    78 Prozent …
    Sie würgte. Sie wollte schreien.
    Sie empfand überhaupt keine Schmerzen. Aber jemand tat etwas in ihrem Kopf. In ihr. Eine Grenzüberschreitung. Jemand verletzte sie. Sie versuchte, den Kopf wegzureißen, aber der Androide hielt ihn fest.
    »Raus!« Der Schrei warf sein Echo von den kalten Wänden auf sie zurück.
    Scan abgeschlossen.
    Der Medidroide zog die Stecker heraus. Cinder lag zitternd auf dem Tisch, ihr Herz klopfte wild gegen die Rippen. Er machte sich nicht die Mühe, das Steuerelement an der Rückseite ihres Kopfes zu schließen.
    Cinder hasste das alles. Hasste Adri. Hasste diese verrückte Stimme hinter dem Spiegel. Hasste diese namenlosen Menschen, die sie zu dem gemacht hatten, was sie war.
    »Vielen Dank für die herausragende Zusammenarbeit«, sagte die körperlose Stimme. »Es dauert nur eine Minute, bis wir Ihre kybernetische Zusammensetzung analysiert haben, und dann fahren wir fort. Bitte machen Sie es sich bequem.«
    Cinder ignorierte die Stimme und wandte das Gesicht vom Spiegel ab. Es war einer der seltenen Momente, in denen sie froh darüber war, keine Tränenkanäle zu haben, sonst wäre sie bestimmt schluchzend zusammengebrochen. Und dann hätte sie sich noch viel schrecklicher gefühlt.
    Sie konnte Stimmen über die Lautsprecher hören, aber sie murmelten irgendetwas in einem wissenschaftlichen Kauderwelsch, das sie nicht verstand. Hinter ihr machte sich der

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